Evolution Teil 1
Im Alter von 10 Jahren begann mein Einstieg in die Welt des anspruchvolleren Hörens, bis dahin hörte ich die Platten wie Peter und der Wolf über einen Plattenspieler in einem Koffer, der Lautsprecher war in den Deckel integriert (kein passendes Bild gefunden), mit HiFi hatte das natürlich rein gar nichts zu tun. Dann holte ich ein ausrangiertes, riesiges Röhrenradio vom Speicher. das Teil hatte sogar einen Anschluss für externe Geräte.
(nicht genau das Gerät)
Kurz darauf schenkte mir mein (damals zukünftiger) Schwager zu meinem Geburtstag seinen alten Dual, zusammen mit einem passenden Adapter für das Röhrenradio. Der war dann schon mal das erste Stereogerät, wenn LPs auf dem Plattenteller lagen, ging die Haube nicht zu. Zum Plattenspieler bekam ich auch von meiner Schwester die erste Rockscheibe Deep Purple In Rock - was meinen weiteren musikalischen Weg nachhaltig beeinflusst hat, von da an hörte ich die Platten meiner Schwester öfter als sie selbst, sie hatte Rock wie Spooky Tooth, Small Faces, Rolling Stones, Spirit, Vanilla Fudge etc.
Die nächste Jahre blieb das meine "Anlage", plus mein tragbarer Cassettenrekorder von ITT-Schaub-Lorenz, dann brachte mir mein Vater einen kleine Receiver der Marke Scott mit 2 ebenso kleinen Lautsprechern (aus der PX, ein Bild konnte ich nicht finden), jeweils in einem schlichten Holzgehäuse. Der Receiver hielt nicht lange, vieleicht 1 Jahr, bei einem Hör-Marathon mit voller Lautstärker ging er in Rauch auf, aber er hatte dennoch einen besseren Klang gebracht. Es musste etwas neues her, ein Freund hatte kurz zuvor den Verstärker A300 der Firma Teleton für 250 DM gekauft, den gleichen besorgte ich mir auch (was für einen 15jährigen, der auf ein Moped sparte, viel Geld war).
Der Verstärker war aber deutlich zu stark für die kleinen Breibandlautsprecher von Scott, so kamen 2 Lautsprecher von ITT ins Haus, damals glaubte ich noch, HiFi nach DIN 45500 wäre ein Qualitätsbeweis (ebenfalls kein Bild), welch ein Betrug... Dann kam der nächste Dual (1228) Plattenspieler dazu, gebraucht für 100 DM, besonderheit, Vollautomat mit Wechslerfunktion, man konnte bis zu 5 LPs hintereinander abspielen !
Etwa 2 Jahre später hatte ich wieder Geld gespart, um die ersten "richtigen" Boxen zu kaufen, die stammten wieder aus der PX (mein Vater war vermietete eine Wohnung in unserem Haus an Soldaten der MP und CID, einer war dazu bereit, obwohl das streng verboten war). So kam ich in den Besitz eines Paares Pioneer CS 922A, Kostenpunkt 500 DM, in Deutschland 1.200, vier Wege Lautsprecher mit einem 40 cm Bass ! Die Teile klangen wirklich gut, man konnte sogar die Höhen und den Bass per Pegelsteller verändern, dazu verfügten die Lautsprecher über LEDs, die den Pegel anzeigten.
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Jetzt war natürlich der Teleton zu schwach, ich erkannte auch, dass sich die Spirale "besseres HiFi" wohlmöglich endlos drehen könnte...was prinzipiell ja auch stimmt. Zu Weihnachten schärfte ich der Familie ein, nur Kohle, keine Sachgeschenke. Im Januar wurde dann wieder ein Amerikaner losgeschickt, dieses Mal war das Objekt der Begierde ein Technics SU-7700, der super Tests hatte, damaliger Preis in Deutschland 1.000 DM (unerschwinglich für ein Schüler mit Moped und Freundin), in der PX läppische 300 DM. Zum ersten Mal hatte ich eine richtige Anlage mit einem richtigem Bummms und gutem Klang !
Damit der Technics sich nicht so allein fühlte, musste jetzt endlich ein richtiges Cassettendeck ins Haus, wieder aus der PX, das Technics RS615 SU für schmale 200 DM (normal ca 600).
Damit endet Teil 1, nach dem Abi legte ich ein Sabbatjahr ein, fuhr mit dem Motorad nach Griechenland und ans Nordkap, dann musste ich zur Bundeswehr. Da ich keinen Bock auf 195 DM Wehrsold hatte (ich hatte eine 750er Honda und einen VW Käfer) verpflichtete ich mich erst für 2, dann nochmals für weitere 2 Jahre. Ich war bei den Feldjägern, es war einer meiner besten Jobs überhaupt, die Anforderungen äußerst gering, sehr viel Freizeit . Die Recherche bei den Bildern und vor allem im Kopf war teilweise recht mühselig...
Teil 2 wenn's klappt morgen (oder so...)
Hi-Fi Evolution Sirius
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Re: Hi-Fi Evolution Sirius
schöne Threadidee, werde ich mir auch mal Gedanken machen ob ich das noch zusammenbringe.
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Re: Hi-Fi Evolution Sirius
Für mich ist die Art und Weise wie ich Musik höre fast genauso wichtig wie die Musik selbst. Ein guter Klang - unabhängig von der Lautstärke - ist unabdingbar. Wobei ich mich Ende der 90er gebremst habe, nach der Gier, eine immer bessere Anlage haben zu wollen, die Grenzen nach oben sind relativ offen - und eindeutig zu teuer. Aber meine Anlage muss - auch wenn ich es nicht allzu oft genieße - stets in der Lage sein, dass ich die Musik nicht nur hören, sondern auch zu fühlen kann. Und das kann sie.
Ars Longa Vita Brevis
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Re: Hi-Fi Evolution Sirius
Du wirst lachen, dieser Teleton Verstärker stand im Wohnzimmer meiner Eltern. Die hatten auch den Tuner t300, sowie zwei oberlausige Teleton Lautsprecher.
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
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Re: Hi-Fi Evolution Sirius
Teil 2
1981 kam dann der Nachfolger vom Dual 1228 ins Haus, ebenfalls ein Dual, Modell CS 627Q, ein quartzgesteuerter direktangetriebener Vollautomat mit Ortofon System, bis zu dem Zeitpunkt waren Direktantriebe nur aus Japan für deutlich mehr Geld zu bekommen,der Dual war mit 550 DM preisgünstiger, auch waren bis Anfang der 80er Jahre eher Systeme von Shure die Norm in dieser Preisklasse, der Aufstieg von Ortofon begann erst. Der Dual war um Klassen besser als sein Vorgänger, für das Geld hervorragend.
2 Jahre später war es an der Zeit, den Technics zu ersetzen, eine Vor- Endstufenkombi sollte es werden, damals meistens sündhaft teuer, da bot Hitachi die Kombi HCA + HMA 8500 MK II für unfassbar günstige 2.100 DM an (Connections zu Amerikanern gab es keine mehr ) Die Hitachi Endstufen waren wahre Wonneproppen, laut Messungen brachten die MOS-FETs pro Kanal an 8Ohm 2x135 Watt, getrennte Netzteile für jeden Kanal und riesige Elkos waren eine Sensation in dieser Preisklasse, die Pioneer erleben einen zweiten Frühling, die riesigen VU Meter waren der Hingucker schlechthin !
Obwohl die Pioneer neues Leben bekamen, mussten sie 1983 einem Paar Qudral Amun (in edlem Mahagoni) für 2.100 DM weichen, dank dem Bändchenhochtöner war meine Anlange um mindestens eine - eher zwei - Stufen gestiegen.
Schnell war klar, die geschlossenen Boxen brauchten deutlich mehr Power als die Pioneer, eine zweite Hitachi HMA 8500 kam ins Haus, die dann nochmal den Klang steigerte, im BTL Modus leisteten die Hitachi enorme 300 Watt pro Kanal, die Amun entfalteten ihr volles Klangpotenzial.
Eigentlich hätte ich jetzt zufrieden sein können, jedoch kam mir eine neue Technik in die Quere : die CD. Boah, was für ein KLang, kein Rauschen, kein Aufstehen und LP umdrehen, keine Kratzer, weniger Platzbedarf. Es sprach zu dem Zeitpunkt alles für Digital und gegen Analog. Wie leicht man sich blenden lassen kann, und dummerweise kannte ich Jemand, der stets das Neuste vom Neuem haben musste, der drängte mir mehr oder weniger seinen Philips CD 104 auf, ich glaube, gerade mal 250 DM (NP um 1.100) wollte er dafür haben...
Damit begann ein dunkles Kapitel in meiner Leidenschaft, ich wollte CDs, viele, sehr viele, wer sich erinnert, eine CD kam damals auf 35 - 50 DM. Und was tun mit den mittlerweile 800 Vinyls ? Die mussten natürlich weg, wie blöd kann man werden ? Ich habe innerhalb kurzer Zeit ca. 500 LPs verkauft (weit unter Wert) und sogar verschenkt, viele davon kaufte ich mir ab den 2000ern (bis eigentlich heute) für viel Geld wieder. Den Dual habe ich natürlich auch hergegeben, ein Bekannter war scharf auf ihn, hatte aber kein Geld dafür übrig, so vereinbarten wir Ratenzahlung, bis auf die erste Rate von 40 oder 50 DM habe ich nie mehr Geld dafür gesehen... Da ich trotz des CD Rausch noch meine besten LPs behalten hatte, kaufte ich mir 85 einen Thorens TD 320 MK II für etwa 850 DM, den ich noch heute besitze.
Da meine Anlage mittlerweile bis auf das Cassettendeck Schwarz war, musste auch das technisch überholte Technics das Feld für ein Deck von Kenwood räumen, die Wahl fiel auf das KA 880D für 850 DM, Dolby B+C, HX pro, drei Motoren Direktantrieb, BIAS regelbar, und kompatibel mit Metalcassetten, ein richtig klasse Teil, das das Technics um Welten hinter sich ließ.
So endet der 2.Teil, wie man unschwer erkennen kann, kann man beim Streben nach MEHR auch unfassbar dämlich sein. In diesen Jahren gab ich auch erstmals Geld für Zubehör aus, bessere Cinch und Lautsprecherkabel, Netzleisten usw., allerdings, was das da später noch so kommen sollte, eher wenig war.
Übrigens : die CDs, die ich 84 und in den Jahren danach gekauft habe, laufen noch immer absolut problemlos.
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Re: Hi-Fi Evolution Sirius
Das kann ich nur unterstreichen. Bei diesem Thema warst du sicherlich ein sehr kauffreudiger Konsument.