
Melissa Etheridge – I´m Not Broken (Live From Topeka Correctinal Facility)
Das Topeka Correctional Facility, ein 1970 erbautes Frauengefängnis in Kansas, wurde zum ungewöhnlichen Schauplatz für ein Konzert von Melissa Etheridge. Ihr Publikum: ausschließlich Frauen in blauen und kastanienbraunen T-Shirts.
Unweigerlich weckt dieses Setting Erinnerungen an Johnny Cash in Folsom Prison oder San Quentin. Eine Assoziation, die nicht nur Etheridge hatte: Wie ich nachlesen konnte, zog Etheridge selbst diesen Vergleich. Sie wuchs in Kansas in einer Gegend mit mehreren Justizvollzugsanstalten auf und trat bereits in frühen Jahren vor Gefangenen auf – sie fühlte sich dabei ein wenig wie der "Man in Black".
Eigentlich habe ich mir dieses Live-Album wegen eines bestimmten Tracks zugelegt: "Like The Way I Do" als über elfminütige Longtrack-Version auf der vierten LP-Seite. Ich nehme es vorweg: Es ist eine packende, mitreißende Interpretation ihres Superhits.
Doch das gesamte Album, die Energie dieses Konzerts, hat mich sofort gefangen genommen. Schon der Opener "All American Girl" geht unter die Haut – spektakulär, grandios. Faszinierend ist auch die zweite LP-Seite, auf der Tracks wie "An Unexpected Rain" und "I Want To Come Over" ihre volle emotionale Wucht entfalten.
Ein Konzert in einem Gefängnis zu spielen, ist keine leichte Sache. Das Publikum besteht nicht nur aus eingefleischten Etheridge-Fans, sondern auch aus Frauen, für die das Event eine willkommene Abwechslung im tristen Knastalltag darstellt. Dennoch ist spürbar, wie viel Herzblut und Energie Etheridge in diesen Auftritt steckt.
Für diesen besonderen Anlass stellte sie eine spezielle Setlist zusammen. Fast vor jedem Song gibt sie kurze, persönliche Erklärungen zu den Inhalten und der Entstehung der Stücke. Besonders hervorzuheben ist "Burning Woman", vielleicht der beste Song des gesamten Sets.
Insgesamt liefern Etheridge und ihre Begleitband ein durch und durch bewegendes Konzert ab. Wenn ich den Vergleich zu Johnny Cash noch einmal ziehen darf: Dieses Werk steht seinem legendären "San Quentin" in nichts nach und wird von Fans auch in vielen Jahren noch gehört werden.
Ach ja, und noch ein Wort zum Label: Es fühlt sich verdammt gut an, mal wieder eine LP mit dem ikonischen "Sun Records"-Label in Händen zu halten.













