Wie wahrscheinlich jeder Musikfan, der nicht gerade bei Woodstock persönlich dabei war, hatte auch ich als ersten Mountain Song das Stück "Mississippi Queen" kennengelernt. Der Song erschien hierzulande als Single und war äusserst erfolgreich. In unserer Schweizer Hitparade hielt sich der Song wochen-, wenn nicht monatelang in den Charts. Die fetten Gitarrensounds bei "Mississippi Queen" waren zu jenem Zeitpunkt völlig neu für mich und ich fand die Band wesentlich härter, zugleich aber auch melodiöser als beispielsweise Black Sabbath oder Led Zeppelin. Mountain hatten in ihrer frühen Phase einfach einen tierisch fetten, bauchigen Sound, der ungemein kraftvoll herüber kam. Diesem bärigen Rock setzte die Band quasi als Kontrapunkt herzzerreissende Rockballaden gegenüber, die einen wegtragen konnten, wie etwa "My Lady", das grossartige "Theme From An Imaginary Western" oder das Titelstück des Albums "Flowers Of Evil", das für mich in punkto Melodieführung schon fast einem Popsong nahe kam ("Flowers Of Evil" habe ich selbst mal gecovert und auf meiner CD "Earthbound" verewigt, und zwar nicht als Pop-, sondern als Bluesrock Variante, quasi um dem Titel eine Mountain-typische Rock-Schwere zu verpassen).
Leider gibt es bei der Gruppe Mountain jedoch auch eine negative Seite: die Hartnäckigkeit von Leslie West, die Band immer wieder in neuen Inkarnationen über mehrere Jahrzehnte über Wasser zu halten, was leider manchmal arg daneben ging. Es gibt Mountain Alben, die sowas von schlecht sind, dass ich mich schon auch ab und an mal fragte, ob Leslie West das nicht selber hört, was für einen Quark er da produziert hat. Das gilt besonders für seine Mountain Alben nach seiner Zeit bei Columbia Records, die ich für weitgehend verzichtbar halte (Tiefpunkt: Sein Album "Masters Of War" mit Coversongs - was diese seichte Mixtur mit 'War' zu tun hatte, erschloss sich mir nie). Definitiv die Finger lassen sollte man auch von den in den 90er Jahren veröffentlichten Live-Alben: Eine Flut von Live Bootleg-Aufnahmen auf dem britischen Voiceprint Label, die jedem noch so kleinen Qualitätsanspruch spotten. Absolut unanhörbar.
Seine Soloalben hingegen waren ebenfalls grosse Klasse, flogen aber nach dem Auseinanderfallen der ersten Mountain Phase und der damit verbundenen Trennung von Felix Pappalardi leider eher etwas unter dem Radar. Darum - und weil sie auch in meinem Regal stehen - nehme ich sie auf jeden Fall in die Bewertung mit hinein, denn sie sind wirklich empfehlenswert, insbesondere auch die Alben, die er in den letzten Jahren seines Lebens veröffentlicht hat.
Schliesslich die leider nur kurzlebige Band West, Bruce & Laing. Von der genialen Truppe hätte ich gerne mehr gehabt. Das war aus meiner Sicht eine perfekte Weiterführung/Weiterentwicklung des alten Mountain Sounds.
Mountain








West, Bruce & Laing



Leslie West solo







