[REVIEW] STREETWALKERS • Downtown Flyers (1975)
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[REVIEW] STREETWALKERS • Downtown Flyers (1975)
Knorriger, bellender und ungefilterter wirkte Roger Chapman weder vorher, noch nachher. Hier auf diesem zweiten Longplayer seiner Streetwalkers, zog er 1975 alle Register seines extrem wiedererkennbaren Gesangs, der immer wieder mal an eine bedrohliche Meckerziege erinnert. Nach dem Aus der Gruppe Family im Jahre 1973 machten Chapman und sein Gitarrist John 'Charlie' Whitney auch weiterhin zuammen Musik, und es entstand schon wenig später ein erstes Album, das den Titel "Streetwalkers" trug und unter dem Band-, resp. Künstlernamen Chapman/Whitney erschien. Diese Platte war eine Art Uebergangsprodukt, denn eine eigentliche feste Band kam erst Mitte 1974 zustande. Das erste gemeinsame Album hatten die beiden mit gemieteten Studiomusikern eingespielt.
Die Band-Besetzung war komplett, als im Herbst 1974 der Keyboarder Bob Tench in die neu gegründete Band gekommen war. Tench spielte zuvor in der Band von Jeff Beck. Als weitere Mitglieder kamen in der Folge Jonathan Plotel von der Band Casablanca und schliesslich der Schlagzeuger Nicko McBrain, der spätere Iron Maiden Drummer, hinzu. In dieser Besetzung spielte die Truppe das Album "Downtown Flyers" ein, das zu einer ziemlich rohen, direkten und bisweilen etwas archaischen Bluesrock-Angelegenheit geriet: Bleischwerer Sound, der aber auch erdig und bauchig klang. Als Referenz-Stück möchte ich da gerne den dreckigen Bluesrock "Walking On Waters" nennen, einer meiner allerliebsten Chappo-Titel. Die Aufnahmen des Toningenieurs Denis Weinreich erhielten fast alle diesen mächtig voluminösen 'Bauch', sodass selbst nebst schmierigen Bluesrock-Stücken auch den eher balladesk ausgerichteten Songs etwas spannend-mystisches anheim fiel. Hier weiss vor allem das Stück "Gypsy Moon" zu gefallen, das zuerst eine geisse verhaltene Spannung aufbaut, um aber schliesslich nicht etwa irgendwie zu explodieren, sondern in gemächlicher Art mantragleich locker zu jammen. Auch der Titel "Miller" weist dieses irendwie subtile, leicht Mystische in der Melodieführung auf, das sich vom musikalischen Arrangement her wie ein nebliger Schleier über den Gesang von Roger Chapman legt.
Das Album "Downtown Flyers" war die Initialzündung zu einer letztlich zwar relativ kurzen, jedoch recht erfolgreichen Karriere der Gruppe um Roger Chapman und Charlie Whitney, die während der nächsten drei Jahre und mit drei weiteren Studioproduktionen, sowie einem Live-Doppelalbum besonders in Deutschland gern gesehene Gäste auf Bühnen und Open Airs war, bevor Roger Chapman und Charlie Whitney die Band nicht ganz überraschend wieder auflösten und Chappo zu seiner Solokarriere startete, die bis heute andauert. Letztlich fehlte den Streetwalkers dieser eine, durchstartende Song, der auch in den Charts landen würde. So blieben Streetwalkers zwar eine grundsolide Gruppe mit einem phänomenalen zweiten Album, doch insgesamtz reichte das nicht aus, um international Bestand haben zu können.
Obwohl auf dem 1976er Werk "Red Card" mit "Run For Cover" das wohl bekannteste und als Single durchaus auch erfolgreiche Stück der Band zu finden ist, muss man dennoch dem Album "Downtown Flyers" aufgrund der offenen und vielseitigen musikalischen Grundausrichtung den Vorzug geben, bei gleichzeitig hohem Wiedererkennungswert aufgrund des bärig-wuchtigen Sounds. Auf "Downtown Flyers" klang die Band, als würde sie mit ihrem Live-Equipment im Studio spielen. Nichts wirkte zurückgenommen oder gar verhalten: Diese Musik war roh, von fast livemässigem Charakter und mit enorm viel Druck seitens der Musiker und auch was Chappo's einmaliges Röhren anbetrifft, das wohl deswegen so aggressiv herüberkommt, weil er vielleicht gegen eine Wand aus Marshall-Türmen ansingen musste, wer weiss. Für mich ein überragendes Album, das mit dem Elvis-Cover "Crawfish" auch noch einen extrem gut interpretierten Klassiker bereithält.
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
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Re: [REVIEW] STREETWALKERS • Downtown Flyers (1975)
Man könnte Roger Chapman's Rolle bei den Streetwalkers dahingehend beschreiben, dass er in dieser Phase beim breiten Publikum fast in Vergessenheit geraten ist. Die mit seinem Freund Charlie Whitney gegründete Band gab es immerhin über einen Zeitraum von 4 Jahren, konnte sich leider trotz erstklassiger Mitspieler und überzeugender Alben nicht bei der breiten Masse durchsetzen. Bei ihrem Auftritt in der Hamburger Fabrik war diese auch nur zur Hälfte gefüllt, was die Band aber nicht davon abhielt, ein berauschendes Konzert zu geben. So war diese Station für den Sänger faktisch eine Station zwischen seiner Vorgänger- und Nachfolgecrew. Ich will meine Einleitung auch nicht einzig auf Roger Chapman reduzieren, denn er hatte an seiner Seite gleichwertige potente Mitspieler.
Bereits ihr Debüt war ein hochklassiges Album, dass sich zwischen Hardrock, bluesigen und zum Teil aus tiefschwarzen funkigen Elementen gestaltete. Bei dem powervollen Gesang musste man fast um seine Musikboxen bangen, so druckvoll kam das Ganze rüber. Auch das kombinierte Gitarrenspiel von Tench und Whitney setzte einen Glanzpunkt nach dem anderen und müssen als exzellent funktionierendes Twinspiel beschrieben werden. Die Rhythmusabteilung war zudem über jeden Zweifel erhaben und stellte die passende Unterfütterung für den Sound der Band sicher.
In Sachen Streetwalkers kann man abschließend nur noch anmerken: Schade, dass der Erfolgskelch an ihnen vorbeigeschrammt ist
Bereits ihr Debüt war ein hochklassiges Album, dass sich zwischen Hardrock, bluesigen und zum Teil aus tiefschwarzen funkigen Elementen gestaltete. Bei dem powervollen Gesang musste man fast um seine Musikboxen bangen, so druckvoll kam das Ganze rüber. Auch das kombinierte Gitarrenspiel von Tench und Whitney setzte einen Glanzpunkt nach dem anderen und müssen als exzellent funktionierendes Twinspiel beschrieben werden. Die Rhythmusabteilung war zudem über jeden Zweifel erhaben und stellte die passende Unterfütterung für den Sound der Band sicher.
In Sachen Streetwalkers kann man abschließend nur noch anmerken: Schade, dass der Erfolgskelch an ihnen vorbeigeschrammt ist