[REVIEW] David Bowie "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" -1972-

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Emma Peel
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[REVIEW] David Bowie "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" -1972-

Beitrag von Emma Peel »

David Bowie "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" -1972-

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David Bowie wurde 1947 in London geboren, verbrachte aber seine Kindheit zum Teil in Kent. Im Alter von 9 Jahren entdeckte er den Rock’N’Roll und war von diesem Musikstil geradezu elektrisiert. Vermutlich reifte in den Folgejahren der Wunsch, selbst musikalisch in Erscheinung zu treten. Die ersten musikalischen Gehversuche erfolgten ab dem Jahre 1963, aber die von ihm und seinen Mitstreitern über die Folgejahre eingespielten Singles floppten allesamt. Zudem pendelte Bowie in den ersten Jahren seines musikalischen Schaffens zwischen Pop, Rock, Folk und Balladen. Parallel lebte er in dieser Zeit seine Vorlieben als Performancekünstler und Pantomime aus. Seine Darbietungen war aber derart exaltiert, mondän und abgedreht, so dass auch sie wenig Anklang fanden. Der rettende Anker war der Produzent Tony Visconti, der den jungen David Bowie 1967 unter seine Fittiche nahm und musikalische Strukturen für den Künstler eröffnete. Die Alben „The Man Who Sold The World“ (1970) und „Hunky Dory“ (1971) waren sicherlich der Nährboden für das Erdbeben, dass die Einspielung „The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars im Jahre 1972 auslöste und aus meiner Sicht zum Höhepunkt der Glam-Rock-Phase avancierte.

Textlich geht es in dem Album darum, dass Ziggy Stardust als agierender Frontmann der Spiders From Mars die Mission erhält, die Erde mit Rock’N’Roll Musik zu retten. Dieser Auftrag ist mit einer maximalen Dauer von 5 Jahren verknüpft und reflektiert sich nun in den leuchtenden Farben der einzelnen Musikstücke. Aber diese Mission scheitert, denn der zweifelnde Ziggy Stardust wählt abschließend den „Rock’N’Roll Suicide“.

Das Album:

Der Opener „Five Years“ startet verhalten und zarte Pianoklänge sind der Botschafter für den Aufstieg von Ziggy Stardust und der Kontroverse über die 5 Jahre währende Rock’N’Roll Mission. Der eingangs theatralische Gesang von Bowie wird zunehmend fordernder und im Mittelteil durch Streicher umgarnt. Der abschließende Refrain in seiner vielfachen Wiederholung manifestiert nochmals die eingangs geschilderte Losung.

Es folgt „Soul Love“ mit der typisch einschmeichelnden Stimme Bowies im Einklang mit einem Frauenchor, Farbtupfer auf dem Saxophon und einem sich anschließenden Solo. Kontrapunkte setzen die markigen Gitarrenriffs und dem abschließenden Solo, das eine spürbare Einheit mit Bowies Stimme bildet und voller Fragilität ist.

„Moonage Dreamage“ ist ein wahrer Rocker, der von Chorgesängen, dem Piano und Ronsons Gitarrenspiel getragen wird und natürlich Bowies alles überladende Stimme. Einschmeichelnd und einfach schön und dazu noch das gefühlvolle Gitarrensolo von Ronson, das den Song abrundet.

Das vierte Stück „Starman“ bietet reinste Glückseligkeit. Im Midtempo gehalten, mit einer schönen Melodie versehen und mit kurzen Gitarrensolos verfeinert. Selbst die Streicher sind ein wesentlicher Mosaikstein dieses Stückes.

Es folgt „It Ain’t Easy“, das mit einem leicht bluesigen Touch startet und sich schwungvoll zu einem Rocksong entwickelt. Zwischen den Refrains werden nur wenige Textzeilen geboten, die allerdings stimmungsvoll von Ronsons Gitarre eingekleidet sind.

Der nun folgende Song „Lady Stardust“ startet ebenfalls verhalten und ist textlich ein Gradmesser zwischen Trostlosigkeit und puren Triumpf, ob die anvisierte Mission auch glücken wird. Auch musikalisch wird diese Melancholie durch die Band und Bowies Stimmwandlungsfähigkeit auf den Punkt gebracht.

Das 7. Stück „Star“ rückt das Szenario wieder in ein ganz anderes Licht. Es dominiert purer Rock’N’Roll und merkt auch textlich an: Ich bin der Rock’N’Roll Star und zeichne mich für alles Lohnende verantwortlich. Und wieder zieht Bowie mit seiner ausdrucksstarken Stimme sämtliche Register.

„Hang On To Yourself“ folgt der soeben vorgelebten Spur und ist ein reiner Rocksong, der sicherlich auch auf den Tanzflächen seine Freunde gefunden haben dürfte. Gerade die einfachen Gitarrenriffs sind der Motor dieses Stückes.

Auf „Ziggy Stardust“ zeigen die Musiker, wie einfühlsam sie zwischen verhaltenen und flott abgehenden Passagen ein einheitliches Bild kreieren und somit einen einheitlichen Kosmos vermitteln.

Das 10. Stück „Suffragette City“ ist ein unerbittlicher Rocker, auf dem sich Ronson auf der Gitarre in all seinen Schattierungen austoben kann. Das Stück ist schwungvoll und mitreißend.

Den würdigen Abschluss bildet das Stück „Rock’N’Roll Suicide“, deren Fundament das akustische Gitarrenspiel darstellt. Nach dem verhaltenen Start nimmt das Stück an Fahrt auf und explodiert geradezu. Bowie Stimme ist hier an Dramatik kaum zu überbieten. Auch textlich wird nochmals das Scheitern der Mission mit all seinen Konsequenzen beschrieben.

Fazit:

In Ken Scott fand Bowie den Produzenten, der es perfekt verstand, Bowie‘s musikalische Ideen und Gedanken so umzusetzen, dass dieses beeindruckende Album entstehen konnte. Beide Personen hatten bereits ein Jahr zuvor konstruktiv an dem Album „Hunky Dory“ zusammengearbeitet. Zudem hatte er in Mick Ronson, Trevor Bolder und Mick Woodmansey kongeniale Musiker an seiner Seite, die zur Abrundung und Gelingen dieser Platte einen immensen Anteil hatten. Der Hang zum Fiktiven fand bereits mit den Stücken „Space Oddity“ und „The Man Who Sold The World“ auf den Vorgängeralben statt, aber die Androgynie und Erschaffung der Rolle des Ziggy Stardust, in die Bowie sowohl thematisch, als auch selbst optisch einnahm, war offensichtlich die Erfüllung seines Traums, wie er dieses Album präsentieren wollte. Auf den Folgealben „Aladdin Sane“ und „Diamond Dogs“ waren weitere Spurenelemente dieser Thematik verankert und erst danach wandte sich Bowie musikalisch ganz anderen Bereichen zu, was auch einher mit den Austausch seiner Musiker ging. Bowie entwickelte sich zum Weltstar, war für mehrere musikalische Trends verantwortlich und brachte eine Vielzahl wirklich guter Alben heraus. Nicht ohne Grund nannte man ihn auch das musikalische Chamäleon. Selbst das kurz vor seinem Tod im Jahre 2016 erschienene Album „Black Star“ war mehr als ein würdiger Abschluss seines künstlerischen Schaffens. Mit ihm ist ein ganz Großer des musikalischen Schaffens von der Bühne abgetreten.

Musiker:

David Bowie : Vocal, Guitars, Saxophone
Mick Ronson : Guitar, Piano, Vocal
Trevor Bolder : Bass
Mick Woodmansey : Drums
Dana Gillespie : Backing Vocals auf “It Ain’ t Easy”

Trackliste:

Five Years 4:42
Soul Love 3:34
Moonage Daydream 4:40
Starman 4:10
It Ain't Easy 2:58
Lady Stardust 3:22Star 2:47
Hang On To Yourself 2:40
Ziggy Stardust 3:13
Suffragette City 3:25
Rock N' Suicide 2:58

Songbeispiele:











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Faltenrock
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Re: [REVIEW] David Bowie "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" -1972-

Beitrag von Faltenrock »

Super Rezi, danke. :merci:
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BRAIN
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Re: [REVIEW] David Bowie "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" -1972-

Beitrag von BRAIN »

Exzellente Vorstellung eines unverzichtbaren Werkes. :yes:
Alle 10 Tracks sind Weltklasse und das Thema könnte passender nicht sein.
MAKE PROG NOT WAR ! ---> ---> My 2024 Album Faves
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Lavender
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Re: [REVIEW] David Bowie "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" -1972-

Beitrag von Lavender »

Ganz tolle Rezi. Besten Dank! :clap: :clap: :clap:
„Musik ist eine Welt für sich, mit einer Sprache, die wir alle verstehen." Stevie Wonder
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Beatnik
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Re: [REVIEW] David Bowie "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" -1972-

Beitrag von Beatnik »

Gratuliere zu dieser tollen Rezi @Emma. Im grossen Katalog der Veröffentlichungen von David Bowie nimmt dieses Album definitiv eine Schlüsselstellung ein. Vielleicht wurde genau mit diesem Album letztlich der Glam Rock definiert, und zwar mit einem äusserst innovativen Beigeschmack: Das Album zeigte auf, dass Glam nicht nur bunte Schlaghosen, Glitter und Plateau-Schuhe war. Ich habe lange überlegt, warum ich dieses Album nie in meiner Sammlung hatte. Nachdem ich nun all diese Songs hier mal wieder angehört habe, meine ich zu erkennen, warum nicht. "Suffragette City" war damals eine Single von David Bowie, die mir so gar nicht gefiel. Auch heute nicht. Vermutlich hatte ich damals deswegen auch kein Interesse am Ziggy Stardust Album, ich könnte das nicht mehr sagen. Aber auch heute, nachdem ich diese Songs jahrzehntelang nicht mehr gehört hab, berühren sie mich leider nicht. Ob es an Bowie's Stimme liegt (die mir in der Tat nicht immer gefiel) oder an den Songs: Mir fällt keine schlüssige Antwort ein. Ich kann nur sagen, dass es aus jener Zeit etliche Alben von David Bowie gibt, die ich besitze, und die mir auch sehr gut gefallen, wie zum Beispiel das grandiose Box Set von "Ziggy Stardust And The Spiders From Mars: The Motion Picture Soundtrack", oder "David Live" aus fast derselben Zeit, aber in Amerika live aufgenommen - gerade Letzteres wurde hierzulande nur wenig goûtiert von Kritikern und Fans (zu amerikanisch ?). Mein Lieblingsalbum war immer die "Diamond Dogs" und meine Lieblings-Single "The Jean Genie". Bester Song für mich: "The Width Of A Circle", die 15 Minuten-Version vom Live-Album "Ziggy Stardust And The Spiders From Mars: The Motion Picture Soundtrack". Zum von Dir besprochenen Werk "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" fehlt mir aber bis heute der Zugang. :shock:
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.

Haben ist besser als brauchen.
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Emma Peel
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Re: [REVIEW] David Bowie "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" -1972-

Beitrag von Emma Peel »

Beatnik hat geschrieben: Mi 19. Jul 2023, 15:26 Gratuliere zu dieser tollen Rezi @Emma. Im grossen Katalog der Veröffentlichungen von David Bowie nimmt dieses Album definitiv eine Schlüsselstellung ein. Vielleicht wurde genau mit diesem Album letztlich der Glam Rock definiert, und zwar mit einem äusserst innovativen Beigeschmack: Das Album zeigte auf, dass Glam nicht nur bunte Schlaghosen, Glitter und Plateau-Schuhe war. Ich habe lange überlegt, warum ich dieses Album nie in meiner Sammlung hatte. Nachdem ich nun all diese Songs hier mal wieder angehört habe, meine ich zu erkennen, warum nicht. "Suffragette City" war damals eine Single von David Bowie, die mir so gar nicht gefiel. Auch heute nicht. Vermutlich hatte ich damals deswegen auch kein Interesse am Ziggy Stardust Album, ich könnte das nicht mehr sagen. Aber auch heute, nachdem ich diese Songs jahrzehntelang nicht mehr gehört hab, berühren sie mich leider nicht. Ob es an Bowie's Stimme liegt (die mir in der Tat nicht immer gefiel) oder an den Songs: Mir fällt keine schlüssige Antwort ein. Ich kann nur sagen, dass es aus jener Zeit etliche Alben von David Bowie gibt, die ich besitze, und die mir auch sehr gut gefallen, wie zum Beispiel das grandiose Box Set von "Ziggy Stardust And The Spiders From Mars: The Motion Picture Soundtrack", oder "David Live" aus fast derselben Zeit, aber in Amerika live aufgenommen - gerade Letzteres wurde hierzulande nur wenig goûtiert von Kritikern und Fans (zu amerikanisch ?). Mein Lieblingsalbum war immer die "Diamond Dogs" und meine Lieblings-Single "The Jean Genie". Bester Song für mich: "The Width Of A Circle", die 15 Minuten-Version vom Live-Album "Ziggy Stardust And The Spiders From Mars: The Motion Picture Soundtrack". Zum von Dir besprochenen Werk "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" fehlt mir aber bis heute der Zugang. :shock:
Das ist doch das schöne an einem Forum, wo verschiedene Geschmacksempfindungen aufeinander treffen. Da liegt es doch auf der Hand, dass die persönlichen Wertungen unterschiedlich ausfallen. Ansonsten könnte man ja gemeinsam zu einem Chorgesang anstimmen und dieses will sicherlich keiner.
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Beatnik
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Re: [REVIEW] David Bowie "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" -1972-

Beitrag von Beatnik »

Emma Peel hat geschrieben: Mo 24. Jul 2023, 08:48 Das ist doch das schöne an einem Forum, wo verschiedene Geschmacksempfindungen aufeinander treffen. Da liegt es doch auf der Hand, dass die persönlichen Wertungen unterschiedlich ausfallen. Ansonsten könnte man ja gemeinsam zu einem Chorgesang anstimmen und dieses will sicherlich keiner.
Manches nimmt einem sofort und vielleicht gar für immer mit, das Nächste will einfach nie zünden. Ist halt so. :cry:
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.

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