[REVIEW] Tony Joe White - Smoke From The Chimney (2021)

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Beatnik
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[REVIEW] Tony Joe White - Smoke From The Chimney (2021)

Beitrag von Beatnik »

Am 24. Oktober 2018 verstarb der grossartige Singer/Songwriter Tony Joe White 75 jährig in seinem Haus in Leiper’s Fork in der Nähe von Nashville an Herzversagen. Er hinterliess einige wundervolle Alben mit Geschichten, in welchen sich so mancher Hörer selber erkennen konnte. Seine grossen Hits, so sie denn überhaupt welche waren, sind "Rainy Night In Georgia", "Roosevelt And Ira Lee" und natürlich "Polk Salad Annie".

War der Musiker Zeit seines Lebens schon äusserst produktiv, was die Anzahl Platten anbetrifft (er hat zwischen 1969 und 2018 über 30 offizielle Alben veröffentlicht), so hat er auch für sich ganz alleine im stillen Kämmerchen immer sehr viel weitere Musik aufgenommen, die er meist nicht fertiggestellt hatte. Tony Joe White's Sohn Jody White, der zu Lebzeiten seines Vaters auch als dessen Manager fungierte, hatte sich in den Jahren vieler nach dem Tod seines Vaters dieser akustischen Skizzen, Demoaufnahmen und Songideen angenommen und sie quasi katalogisiert.

In einem nächsten Schritt kontaktierte er den Musiker Dan Auerbach von der Band The Black Keys, von dem er wusste, dass er seinen Vater Tony Joe vor Jahren einmal angefragt hatte, ob er nicht mit ihm einmal eine Platte aufnehmen würde, da Dan Auerbach ein grosser Fan des Musikers war und ist. Tony Joe White wies Dan Auerbach damals ab, ohne weitere Begründung. Sohn Jody White erklärte, dass diese ablehnende Haltung seitens seines Vaters eigentlich nur darin begründet lag, dass dieser halt am allerliebsten alleine im Tonstudio arbeiten und sich bei seiner Musik ganz auf sich und seine Vorstellung von Musik konzentrieren wollte.

In der Folge nahmen sich Jody White und Dan Auerbach einige bisher unentdeckt gebliebene Rohfassungen von Songs des Vaters vor, komplettierten und produzierten sie. Das Ergebnis nannten sie "Smoke From The Chimney". Es handelte sich dabei um den Titelsong dieses posthumen Albums und es war der erste Song, den Sohn Jody in den Archiven seines Vaters gefunden hatte. Ausgangspunkt für die fertig arrangierten und produzierten Songs waren jeweils nur die markante Stimme und der Klang der Stratocaster des Vaters.

Das Endergebnis klang einfach fabelhaft. Es hätte sich glatt um ein brandneues Album des hervorragenden Singer/Songwriters handeln können. Es wirkte frisch, aktuell, trotzdem absolut bodenständig und keinesfalls modern überproduziert. Erdig wäre wohl die passende Umschreibung. Die Musik klang typisch Tony Joe White-like: Entspannter, recht relaxter Country Rock ("Listen To Your Song"), schöne coole Blues-Tupfer ("Scary Stories"), ein schwitziger gemütlich-fiebriger Swamp Rock ("Bubba Jones") und sogar ein herrlich an J.J. Cale erinnernder Americana-Schmeichler ("Someone Is Crying"). Als weiteren in dieses Projekt involvierten Musiker möchte ich zum Beispiel Billy Sanford nennen. Der Gitarrist spielte schon in den 60er Jahren in der Band von Roy Orbison, stellte sein Können aber auch in die Dienste von Jerry Reed, den Beau Brummels oder Johnny Cash.

Ueber alles gesehen würde ich dieses famose 'Projekt' in der Tat als ein liebevoll aufbereitetes Relikt aus den mittleren 70er Jahren begreifen, wenn ich nicht wüsste, dass dieses Werk tatsächlich eine 2020/2021 produzierte Neuveröffentlichung wäre. Den 70er Jahre Charakter vermittelte übrigens auch das zur Musik absolut passende Cover-Artwork, das diesen Eindruck noch zusätzlich unterstützte. Was für ein schönes Album und eine würdige Hommage an einen grossartigen Musiker.

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Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.

Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
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