Die Haight-Ashbury Free Clinic – Herz und Helfer der Hippies
Im Sommer 1967, mitten im pulsierenden Herzen von Haight-Ashbury, öffnete eine kleine unscheinbare Tür den Weg zu etwas Neuem – der Haight-Ashbury Free Clinic.
Kein Schild, kein Prunk, nur ein handgeschriebenes Poster: “Health care is a right, not a privilege.”
Die Free Clinic hieß vor allem deshalb so, weil die Behandlung dort nichts kostete.
Sie war immer besetzt und nie wurde jemand, der Hilfe brauchte, abgewiesen.
Dr. David Smith, ein junger Arzt mit Bart und Sandalen statt Krawatte, hatte genug davon, zuzusehen, wie Jugendliche, Musiker und Aussteiger an den Folgen von Überdosen, Geschlechtskrankheiten oder bloßem Hunger litten.
San Francisco war damals ein Magnet.
Tausende kamen aus allen Richtungen, angelockt vom Ruf der Freiheit, Musik und Liebe.
Doch kaum jemand dachte an das, was passierte, wenn die Ideale mit der Realität zusammenstießen.
Die Klinik wurde in einem alten Gebäude auf der Haight Street eröffnet, mit improvisierten Möbeln, gebrauchten Instrumenten und Freiwilligen, die mehr Überzeugung als Ausbildung hatten.
Krankenschwestern, Medizinstudenten, Sozialarbeiter – viele selbst Teil der Gegenkultur.
Zwischen Patientenakten und Plakaten von Jefferson Airplane liefen ständig Gitarrenriffs aus einem Transistorradio.
Die Free Clinic wurde schnell zum Zufluchtsort.
Man kam mit Wunden von Demonstrationen, mit Hepatitis von gemeinsam genutzten Spritzen, mit Fragen über LSD und Schwangerschaft.
Behandlungen waren kostenlos, Gespräche ehrlich, und die Atmosphäre erinnerte mehr an eine Kommune als an ein Krankenhaus.
Abends, wenn die Hippies draußen auf den Bürgersteigen saßen, mischten sich Musik und Stimmen mit dem Lärm der Stadt.
Man hörte den Klang von Veränderung – nicht nur auf den Bühnen des Fillmore oder Avalon Ballroom, sondern auch in dieser kleinen Praxis, die Menschlichkeit über Bürokratie stellte.
Bis 1970 war die Haight-Ashbury Free Clinic zu einem Symbol geworden: für Mitgefühl, Selbsthilfe und die Idee, dass Gemeinschaft auch heilen kann.
Human Be‑In — 14. Januar 1967, Golden Gate Park, San Francisco
Am Samstag, dem 14. Januar 1967, versammelten sich rund 30000 Menschen auf den Polo Fields im Golden Gate Park in San Francisco.
Es war mehr als ein Fest – es war eine Manifestation der neuen Gegenkultur.
Das Human Be-In wurde von Michael Bowen und Allen Cohen initiiert, den Machern der Zeitschrift San Francisco Oracle.
Unter dem Motto „A Gathering of the Tribes for a Human Be-In“ wollten sie all jene Strömungen vereinen, die in Kalifornien und darüber hinaus nach einem neuen Bewusstsein suchten.
Der Anlass war politisch und spirituell zugleich.
Nur wenige Monate zuvor hatte der Staat Kalifornien LSD verboten – für viele Symbol einer repressiven Gesellschaft, die den freien Geist bedrohte.
Das Be-In wurde zur Antwort darauf: eine Einladung, das Bewusstsein nicht zu unterdrücken, sondern zu feiern.
Der Tag begann klar und kühl.
Menschen zogen in langen, bunten Reihen durch den Park, vorbei an Wiesen und Seen, geschmückt mit Blumen, Glöckchen und Fahnen.
Kinder lachten, Musik klang aus allen Richtungen, der Geruch von Räucherwerk und Gras lag in der Luft.
Auf den Polo Fields, einer weiten, offenen Fläche, sammelte sich die Menge.
Gary Snyder eröffnete die Veranstaltung mit dem Klang einer Muschelhornpfeife, deren tiefer Ton über das Feld hallte.
Trommeln, Schellen und Glocken antworteten, und bald stimmten 1000 in das Chanten ein: „Hare Krishna, Hare Rama…“.
Es wurde getanzt, gelacht und improvisiert.
Auf einer improvisierten Bühne traten Dichter, Aktivisten und Musiker auf: Allen Ginsberg, Timothy Leary, Michael McClure, Lenore Kandel, Lawrence Ferlinghetti und viele andere.
Timothy Leary sprach seine später legendären Worte: „Turn on, tune in, drop out.“ Die Bands – Jefferson Airplane, Grateful Dead, Quicksilver Messenger Service – spielten stundenlang, während sich die Sonne langsam über dem Park neigte.
Der Fotograf Dennis Hopper filmte die Szene, Kinder liefen zwischen den Gruppen, Brot und Kekse gingen von Hand zu Hand.
Die Sonne schien golden, und als ein Fallschirmspringer in buntem Tuch zur Erde schwebte, brach Gelächter und Jubel aus.
„Friede im Herzen, Friede im Park“, sagten viele.
Am späten Nachmittag war aus der Schar der Besucher eine riesige Menschenmenge geworden. Dichter lasen aus ihren Werken, priesen das neue Bewusstsein, das sich in dieser Stunde formte.
Allen Ginsberg beendete den Tag mit einer Mantra, „Sri Maitreya“, und langsam löste sich die Versammlung auf.
Das Human Be-In wurde zum Wendepunkt.
Es war der Beginn des „Summer of Love“, jener Zeit, in der San Francisco zur Hauptstadt der Hippie-Kultur wurde.
Was an diesem Wintertag geschah, war eine Verbindung von Musik, Mystik, Politik und Liebe – ein Symbol für eine Generation, die nach Freiheit, Frieden und Selbstbestimmung suchte.
Es war kein Konzert, keine Demonstration und keine Predigt.
Es war ein gemeinsames Atmen, ein kollektives „Sein“. Ein Moment, in dem viele glaubten, eine neue Welt beginne genau dort, im Herzen des Golden Gate Parks.