Unter dem Strich blieben elf Alben, davon einige beinahe Unanhörbare, wie zum Beispiel jenes von Centipede ("Septober Energy"), einem ziemlich abgedrehten Avantgarde-Jazz Experiment, lanciert von Jazzpianist Keith Tippett und dem King Crimson Gitarristen Robert Fripp. Dazu gesellten sich fast 50 weitere Musiker, die meistens nicht miteinander, sondern gefühlt eher gegeneinander spielten - sehr harter Tobak ist das, und dies, obwohl durchaus hervorragende Musiker mit von der Partie waren, wie zum Beispiel Brian Godding (Magma), die Musiker der Gruppe Soft Machine, Ian Carr (Nucleus), Robert Wyatt und zig weitere.
Ebenso schräg waren die Jazz-Projekte von Chris McGregor's Brotherhood Of Breath, eine Art abgedrehter Kaufhaus-Jazz, den Mike Westbrook in punkto Belanglosigkeit noch toppen konnte mit seinem Werk "Metropolis" und die beiden Bands The Running Man und Tonton Macoute, die ebenso unschlüssig schienen, ob sie nun Rock oder Jazz spielen sollten. Beide waren aber auch nicht interessant genug, den aus diesen beiden Stilen entstehenden Fusion Sound überzeugend zu präsentieren.
Auf der Haben-Seite stehen beim RCA Neon Label aber auch echte Perlen, wie zum Beispiel das Album der Band Shape Of The Rain ("Riley, Riley, Wood And Waggett") - eine Band, die im Bereich Folk Rock agierte und ein märchenhaft schönes Album produziert hat. Dasselbe gilt auch für das erste Album der Gruppe Dando Shaft, die mit ihrem Debutalbum ein herrlich fluffiges und schön arrangiertes Folk Album veröffentlichte, dem die Gruppe dann auf anderen Labels noch weitere folgen liess.
Ausserdem gab es auch interessante Rock Acts: Sowohl Indian Summer, welche ein bisschen auf der Black Sabbath-Schiene unterwegs waren, wie auch Fair Weather (das Comeback Album von Andy Fairweather-Low nach dem Aus von Amen Corner): Beide sind sie sehr gut gelungen, auch wenn sie erfolglos blieben. Bleiben noch zwei Acts, die ich persönlich für die Interessantesten und soundtechnisch Ausgereiftesten des RCA Neon Labels halte: Raw Material und Spring. Während Raw Material jenen Jazzrock spielten, den man wirklich als versiert und professionell bezeichnen kann, überraschten Spring mit einer äusserst angenehmen Art von melodischem Progressive Rock mit Folk-Elementen, welcher jenem der Gruppe Genesis nicht unähnlich war.
Nachdem ich einige Jahre hoffte, meine kleine RCA Neon Sammlung zu vervollständigen, konnte ich diese nun komplettieren - mit der letzten noch fehlenden CD aus Japan von Fair Weather. Zwar war auch diese Platte schon vor langer Zeit mal auf dem deutschen Repertoire Label auf CD erschienen, allerdings nicht mit dem originalen RCA Neon Frontcover. Das lieferten die Japaner nun nach und legten gleich noch einen phänomenalen neuen Mixdown des Albums dazu. Das freut das Sammlerherz.
PS: Album 12 rechts unten ist ein eigener Sampler mit den herausragendsten Songs des RCA Neon Labels, den ich mir angefertigt habe ("Without A Trace ♦ The Short History Of Neon Records").
