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Jackson Browne – Lives in the Balance
Als ich zuletzt ein paar Zeilen über Steven van Zandt schrieb, fiel mir auf, wie viel in Sachen Musik doch mit der WDR Rocknacht anfing und welche Bedeutung dieses Ereignis für uns, die wir uns mit Rockmusik befassten und befassen hatte. So erwähnte ich Jackson Browne, der auf seiner LP „ World in Motion“ Little Stevens „I am a patriot“ coverte. „World in Motion“ ist sowieso eine tolle Platte, klasse Cover, überzeugende Musik und eine deutsche Textbeilage. Klar hörte ich mir nach Little Steven wieder mal diese Scheibe an, doch ist für mich das Album „ Lives In The Balance“ noch einen Tick bedeutender, wie gesagt, zumindest für mich. Dies lag natürlich mit an seinem Auftritt in der letzten Rocknacht, denn dort präsentierte er einen Großteil seiner gerade erschienenen Platte „Lives In The Balance“. Zentrales Stück, Schwerpunkt, Mittelpunkt ist der Titelsong, der sich mit dem amerikanischen außenpolitischen Handeln damaliger Zeit auseinander setzte. „Für Browne sind unsere Verbrechen in Mittelamerika das deutlichste Beispiel für die Verlogenheit der US-Außenpolitik“, schrieb damals Jimmy Guterman in seiner Rolling-Stone-Rezension.
In einer weiteren damaligen Rezension las ich, dass Browne ein ordentliches Album, jedoch kein überragendes Album produzierte. Ich sah es damals und sehe es heute immer noch etwas anders. Der Singer/Songwriter wurde mit Unterstützung von (u.a.) Steve Lukather und David Lindley deutlich rockiger. Die vielschichtigen musikalischen Elemente lassen die engagierten Texte zunächst etwas in den Hintergrund treten, diese waren deutlich politischer und sozialkritischer, ja sogar bissiger und griffiger als auf vorangegangenen Veröffentlichungen. Dem gegenüber stand und steht die eher zarte Stimme des Protagonisten, dem man so beim ersten flüchtigen Hinhören diese Bissigkeit gar nicht zutraut.
Natürlich, dies dürfte klar sein, produziert auch ein Jackson Browne ein Album der Güte von „Running On Empty“ nicht reihenweise. Dennoch halte ich auch heute noch „Lives in a Balance“ für ein auch musikalisch höchst vielschichtiges Album, welches durch seine qualitative Dichte auch heute noch zu überzeugen weiß. Den Titelsong erwähnte ich explizit, doch auch „Till I Go Down“ und „Black And White“ sind überragende Songs. Auf der ersten LP-Seite stehen „For America“. „Soldier Of Plenty“ und „Candy“ dem in nichts nach. Damit widerspreche ich einer Kritik, in der ich las, dass außer „Lives In The Balance“ und „In The Sharpe Of A Heart“ keine Song richtig zünden kann. Ganz im Gegenteil, „Black And White“ setzt zum Abschluss der zweiten LP-Seite ein richtig fettes Ausrufezeichen, ein Song, der wie einige andere auf dieser LP auch, zeitlos gut und hörbar ist.
Allerdings, da teile ich die Meinung einiger damaliger Rezensionen, ging die ganz große Zeit des Jackson Browne zu Ende und dennoch ist der Mann auch heute immer noch aktiv, brachte prickelnde akustische Soloalben heraus und brachte 2021 mit „Downhill from everywhere“ ein fesselndes Doppelalbum heraus. Dies wäre dann aber eine ganz andere Geschichte.