Vorgestern ist einer meiner liebsten Americana Musiker gestorben.
R.i.P. Todd Snider
Sein wunderschöner Song "Alright Guy" hat auch Polo National, mein Schweizerr Lieblingskünstler in Berner Mundart gecovert.
Dieser Song gehört zu meinem Soundtrack des Lebens, schon alleine wegen des Songtextes, in welchem ich mich total wiedererkenne.
Fly well, Mr. Snider.
Der Wecker ist das Frühwarnsystem des kleinen Mannes, das Fahrwasser das Element der Meinungslosen und die Fußstapfen die Wegweiser für Mitläufer.
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
Es ist immer ganz besonders traurig, wenn Jemand gehen muss, den man persönlich gekannt hat. Jürg war eine Frohnatur und ein Musiker mit dem Herz am rechten Fleck. Er war in der Frühphase der Band mit Krokus unterwegs, stieg dann aus und eröffnete sein Pink Tonstudio, in welchem Krokus später dann immer wieder arbeiteten. Mach's gut Jürg und let it rock an der grossen Theke.
R.i.P. Jürg Nägeli
Der Wecker ist das Frühwarnsystem des kleinen Mannes, das Fahrwasser das Element der Meinungslosen und die Fußstapfen die Wegweiser für Mitläufer.
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
Ein großartiger Schauspieler, der sich in jeder Rolle zurecht fand und immer das Beste aus seiner Figur rausgeholt hat. Egal wie mies das Drehbuch auch gewesen sein mag, Kier hob den Film auf ein anderes Niveau. Schwer zu glauben, dass er jetzt nicht mehr da ist.
Beatnik hat geschrieben: ↑Do 4. Dez 2025, 06:37R.i.P. Steve Cropper
Der legendäre Gitarrist von Booker T & The MG's und den Blues Brothers ist gestern verstorben.
Hier ein Nachruf aus der SZ: Sam & Dave & Wilson & Otis & Aretha & Janis & Booker:
Der unermesslich feinfühlige Gitarrist Steve Cropper hat für alle gespielt –
und damit ein ganzes Genre auf ewig geprägt.
Von Jakob Biazza
Vor ein paar Jahren saß Steve Cropper, Beiname „The Colonel“, in einem Zoom-Call. Er, wie er sagte, in „Nashville, Tennessee“, eine Ortsbezeichnung, die Akzent-bedingt quasi nur aus einem frisch geteerten Umlaut ähnlich einem deutschen „Ä“ bestand. Cropper war vor ziemlich genau 84 Jahren in Missouri geboren worden, auf einer Farm, die zum ersten Mal ans Stromnetz angeschlossen wurde, als der kleine Steve sieben Jahre alt war. Und er hatte von dort eine Phonetik mitgebracht, die die meiste Zeit klang, als würde er beim Sprechen halb gare Maiskolben kauen.
Ein direkt schwerstverwirrender Kontrast nun zum so unfassbar fein federnden Gitarrenspiel dieses Mannes, das spätestens seit den Sechzigerjahren und quasi bis zuletzt die allergrößten Sänger umtänzelte, umschmiegte, emporhob, also beinahe wirklich noch größer machte, bevor es sie in die Welt davonschweben ließ. Man muss das hier deshalb direkt ganz enorm hoch hängen.
Der Herz und Seele und dann auch den restlichen Körper jedes fühlenden Menschen so höllisch berührende, sehr schwarze Soul des Labels Stax hätte ohne Croppers Gitarre anders geklungen. Ohne diese von der ersten Synkope an auf ewig unverkennbare Mischung aus allertiefstem Feingefühl und absolutem Groove. Vor allem dem. Der Groove war bei Cropper ja quasi immer der Song.
Angemessen pennälerhafte Journalistenfrage damals also: Hat er unter den Menschen, für die er gearbeitet hat, so etwas wie einen Favoriten? Gut angekaute, sehr lässige Gitarristenantwort: „Wie sollte es da einen geben? Ich habe ja für jeden gearbeitet.“ Wäre das zumindest schon mal geklärt.
Vor Jahren haben sie Keith Richards mal gefragt, wie er Cropper findet. Antwort: „Perfect, man!“
Um es aber zur Sicherheit doch ganz auszubuchstabieren: „Für jeden“ meint hier alleine schon mal die ganzen übersinnlichen Vornamen – Sam & Dave & Wilson & Aretha & Otis. Zunächst mit der von ihm mitgegründeten Session-Formation The Mar-Keys, dann als Mitglied der Stax-Hausband Booker T. & the M.G.’s. Bald aber auch weit darüber hinaus. Rod Stewart bat ihn, Songs mit seinem Soul zu adeln, Eric Clapton, José Feliciano. Er hat für The Jeff Beck Group gespielt, für Janis Joplin, für Ringo Starr, John Lennon, für Tower of Power.
Ach so: Mitgeschrieben hat er deren Songs, also Hits, natürlich auch. „(Sittin’ On) the Dock of the Bay“, nur zum Beispiel. Das von Otis Redding. „Soul Man“ von Sam & Dave auch. Eddie Floyds „Knock on Wood“ eh. Für Wilson Pickett: „In the Midnight Hour“. Und natürlich „Green Onions“, den so infernalisch lässig flanierenden Hit von Booker T. Dazu eine Handvoll Solo-Alben, eher selten ähnlich erfolgreich. Sehr selten aber weniger gut. Vor Jahren haben sie Keith Richards mal gefragt, wie er Cropper findet. Antwort: „Perfect, man!“
„Wir stellen eine Band zusammen. Ich brauche dich morgen hier.“ Steve Cropper (rechts; mit Matt „Guitar“ Murphy) im Film „The Blues Brothers“.
Natürlich rief der Schauspieler, Komiker, Sänger und Großmaniker John Belushi Cropper also an, als er für „Saturday Night Live“ eine Band zusammenstellte. Name: The Blues Brothers. Tolle Rekrutierungsanekdote. Hätte so direkt in den Film gehört, der aus der ganzen Sache wurde. Zweimal rief Belushi an. Zweimal legte Cropper auf. Zum einen, weil er gerade im Studio saß und arbeitete. Und wenn er im Studio ist und arbeitet, „dann hast du mich nicht zu stören – egal, wie du heißt“. Zum anderen nahm er dem Anrufer seine Identität nicht ab: „Ich dachte, es sei ein Freund, der essen gehen und sich erst einen Spaß mit mir erlauben wollte.“ Filmreifer Dialog dann beim dritten Versuch.
Belushi: „Wir stellen eine Band zusammen. Ich brauche dich morgen hier.“
Cropper: „Keine Chance, ich mische ein Album.“
Belushi: „Ich muss dich haben!“
Cropper: „Geht nicht.“
Belushi: „Ich MUSS dich haben!!“
Etwa eine Stunde soll es so hin- und hergegangen sein. Dann gab Cropper auf. Ein paar Tage später fand sich in New York eine gemeingefährliche Band zusammen, so gut, dass ihr Debüt-Album „Briefcase Full of Blues“, eine Live-Aufnahme aus dem Universal Amphitheatre in Los Angeles, direkt Platz eins der Charts erreichte. Jahre bevor der Film in die Kinos kam und neben seinem Gitarrensound auch noch Croppers bärtiges Gesicht bekannt machte.
Am Mittwoch nun ist Steve „The Colonel“ Cropper gestorben. In Nashville, Tennessee. Er habe, erzählte er seinerzeit im Zoom-Call noch, immer gehofft, für seine Solo-Alben mal einen zu finden, der mit derselben Intensität und Leidenschaft für ihn spielt, mit der er das für andere getan hat. Und? „Hab’ keinen gefunden.“ Wie denn auch.
Steve „The Colonel“ Cropper (* 21. Oktober 1941 in Dora, Missouri; † 3. Dezember 2025 in Nashville, Tennessee)
„Ich reagiere allergisch auf den Begriff Work-Life-Balance“
Sebastian Ebel, der Chef des Reisekonzerns Tui - Also, nebenbei bemerkt: Ich persönlich: AUCH !
Beatnik hat geschrieben: ↑Do 4. Dez 2025, 06:37R.i.P. Steve Cropper
Der legendäre Gitarrist von Booker T & The MG's und den Blues Brothers ist gestern verstorben.
Hier ein Nachruf aus der SZ: Sam & Dave & Wilson & Otis & Aretha & Janis & Booker:
Der unermesslich feinfühlige Gitarrist Steve Cropper hat für alle gespielt –
und damit ein ganzes Genre auf ewig geprägt.
Von Jakob Biazza
Vor ein paar Jahren saß Steve Cropper, Beiname „The Colonel“, in einem Zoom-Call. Er, wie er sagte, in „Nashville, Tennessee“, eine Ortsbezeichnung, die Akzent-bedingt quasi nur aus einem frisch geteerten Umlaut ähnlich einem deutschen „Ä“ bestand. Cropper war vor ziemlich genau 84 Jahren in Missouri geboren worden, auf einer Farm, die zum ersten Mal ans Stromnetz angeschlossen wurde, als der kleine Steve sieben Jahre alt war. Und er hatte von dort eine Phonetik mitgebracht, die die meiste Zeit klang, als würde er beim Sprechen halb gare Maiskolben kauen.
Ein direkt schwerstverwirrender Kontrast nun zum so unfassbar fein federnden Gitarrenspiel dieses Mannes, das spätestens seit den Sechzigerjahren und quasi bis zuletzt die allergrößten Sänger umtänzelte, umschmiegte, emporhob, also beinahe wirklich noch größer machte, bevor es sie in die Welt davonschweben ließ. Man muss das hier deshalb direkt ganz enorm hoch hängen.
Der Herz und Seele und dann auch den restlichen Körper jedes fühlenden Menschen so höllisch berührende, sehr schwarze Soul des Labels Stax hätte ohne Croppers Gitarre anders geklungen. Ohne diese von der ersten Synkope an auf ewig unverkennbare Mischung aus allertiefstem Feingefühl und absolutem Groove. Vor allem dem. Der Groove war bei Cropper ja quasi immer der Song.
Angemessen pennälerhafte Journalistenfrage damals also: Hat er unter den Menschen, für die er gearbeitet hat, so etwas wie einen Favoriten? Gut angekaute, sehr lässige Gitarristenantwort: „Wie sollte es da einen geben? Ich habe ja für jeden gearbeitet.“ Wäre das zumindest schon mal geklärt.
Vor Jahren haben sie Keith Richards mal gefragt, wie er Cropper findet. Antwort: „Perfect, man!“
Um es aber zur Sicherheit doch ganz auszubuchstabieren: „Für jeden“ meint hier alleine schon mal die ganzen übersinnlichen Vornamen – Sam & Dave & Wilson & Aretha & Otis. Zunächst mit der von ihm mitgegründeten Session-Formation The Mar-Keys, dann als Mitglied der Stax-Hausband Booker T. & the M.G.’s. Bald aber auch weit darüber hinaus. Rod Stewart bat ihn, Songs mit seinem Soul zu adeln, Eric Clapton, José Feliciano. Er hat für The Jeff Beck Group gespielt, für Janis Joplin, für Ringo Starr, John Lennon, für Tower of Power.
Ach so: Mitgeschrieben hat er deren Songs, also Hits, natürlich auch. „(Sittin’ On) the Dock of the Bay“, nur zum Beispiel. Das von Otis Redding. „Soul Man“ von Sam & Dave auch. Eddie Floyds „Knock on Wood“ eh. Für Wilson Pickett: „In the Midnight Hour“. Und natürlich „Green Onions“, den so infernalisch lässig flanierenden Hit von Booker T. Dazu eine Handvoll Solo-Alben, eher selten ähnlich erfolgreich. Sehr selten aber weniger gut. Vor Jahren haben sie Keith Richards mal gefragt, wie er Cropper findet. Antwort: „Perfect, man!“
„Wir stellen eine Band zusammen. Ich brauche dich morgen hier.“ Steve Cropper (rechts; mit Matt „Guitar“ Murphy) im Film „The Blues Brothers“.
Natürlich rief der Schauspieler, Komiker, Sänger und Großmaniker John Belushi Cropper also an, als er für „Saturday Night Live“ eine Band zusammenstellte. Name: The Blues Brothers. Tolle Rekrutierungsanekdote. Hätte so direkt in den Film gehört, der aus der ganzen Sache wurde. Zweimal rief Belushi an. Zweimal legte Cropper auf. Zum einen, weil er gerade im Studio saß und arbeitete. Und wenn er im Studio ist und arbeitet, „dann hast du mich nicht zu stören – egal, wie du heißt“. Zum anderen nahm er dem Anrufer seine Identität nicht ab: „Ich dachte, es sei ein Freund, der essen gehen und sich erst einen Spaß mit mir erlauben wollte.“ Filmreifer Dialog dann beim dritten Versuch.
Belushi: „Wir stellen eine Band zusammen. Ich brauche dich morgen hier.“
Cropper: „Keine Chance, ich mische ein Album.“
Belushi: „Ich muss dich haben!“
Cropper: „Geht nicht.“
Belushi: „Ich MUSS dich haben!!“
Etwa eine Stunde soll es so hin- und hergegangen sein. Dann gab Cropper auf. Ein paar Tage später fand sich in New York eine gemeingefährliche Band zusammen, so gut, dass ihr Debüt-Album „Briefcase Full of Blues“, eine Live-Aufnahme aus dem Universal Amphitheatre in Los Angeles, direkt Platz eins der Charts erreichte. Jahre bevor der Film in die Kinos kam und neben seinem Gitarrensound auch noch Croppers bärtiges Gesicht bekannt machte.
Am Mittwoch nun ist Steve „The Colonel“ Cropper gestorben. In Nashville, Tennessee. Er habe, erzählte er seinerzeit im Zoom-Call noch, immer gehofft, für seine Solo-Alben mal einen zu finden, der mit derselben Intensität und Leidenschaft für ihn spielt, mit der er das für andere getan hat. Und? „Hab’ keinen gefunden.“ Wie denn auch.
Steve „The Colonel“ Cropper (* 21. Oktober 1941 in Dora, Missouri; † 3. Dezember 2025 in Nashville, Tennessee)
Sehr schöner Nachruf. Danke Dir
Der Wecker ist das Frühwarnsystem des kleinen Mannes, das Fahrwasser das Element der Meinungslosen und die Fußstapfen die Wegweiser für Mitläufer.
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.