The Corporation „Same“ -1969-
Die Bandgründung erfolgte bereits im Jahre 1968, als sich die Gebrüder Kondos mit den Mitgliedern der Gruppe Eastern Mean Time zusammenschlossen, um etwas Neues unter den Namen The Corporation zu starten. Ausgangspunkt war hier ihr Heimatort Wisconsin in Milwaukee.
Die Gruppe bestand aus John K. (Guitar; Keyboard, Flute), Nick K. (Drums), G.J. Smith (Leadguitar), D.V. Pell (Vocals) und P. McCarthy (Keyboard).
Ihre Musik war psychedelisch ausgerichtet und wegen einer gewissen Räudigkeit auch den klassischen Undergroundbands seiner Zeit zuzuordnen. Neben den bemerkenswerten Gruppengesang stachen auch das Querflöten- und Keyboardspiel hervor, die häufig die einzelnen Tracks dominierten bzw. eingewoben waren.
Durch ihre Umtriebigkeit in der örtlichen Szene wurde das große Label Capitol auf diese engagierte Truppe aufmerksam und stattete sie mit einem Vertrag über ein Album aus, das noch im Jahre 1969 aufgenommen wurde. Immerhin erschien im selbigen Jahr auf Capitol das bahnbrechende Livealbum „Happy Trails“ von Quicksilver Messenger Service. Da lag die Vermutung auf der Hand, ob die Corporation einen ähnlich erfolgreichen Weg hätten gehen können.
Der Opener „I Want To Get Out Of My Grave“ startet schwungvoll mit Drumschlägen, wechselnden Chorgesängen und immer wiederkehrenden Fuzzgitarrenspuren. Tempiwechsel und die Hammond bereitet einen alles zusammenhaltenden Teppich aus. Das ist Underground Musik pur, wie er in seiner Reinheit kaum zu überbieten ist.
Aus einem ähnlichen Holz ist der Folgesong „Ring That Bell“ geschnitzt. Die Querflöte ist das einleitende Element, während anschließend ein rockiger Groove das Tempo bestimmt und immer wieder Refraingesänge das Stück ausschmücken. Aber auch das kurze schneidende Gitarrensolo weiß weitere Akzente zu setzen.
Während „Smile“ auf ähnlichen Pfaden wandelt, ist das Stück „Highway ein bluesiger Boogie mit garantierten Wohlfühlcharakter, wo auch die Harp ihren gebührenden Raum findet. So einfach das Stück scheinbar rüberkommt, so überzeugend ist hier die musikalische Umsetzung.
„Drifting“ bewegt sich im ruhigen Fahrwasser und wird eindeutig von dem Hammondspiel bestimmt, das eine ungeheure räumliche Nähe entfaltet. Auch hier kommt gegen Ende des Stücks noch einmal die Querflöte für kurze Zeit zum Einsatz.
Die annähernd 20 minütige Coverversion „India“ von John Coltrane schließt das Album ab und kann als Sternstunde der Psychdelic beschrieben werden und gerne mit anderen Genrehighlights konkurrieren.
Gerade das eingangs vorherrschende ruhige Tempo wird durch das Fuzzspiel dominiert und dieser schleichende Prozess findet seine Fortsetzung, als die Hammond und auch das Querflötenspiel ins Geschehen eingreifen und eigene Fixpunkte setzen. Durch den nunmehr einsetzenden Bass wird dem Stück eine leicht jazzige Note vermittelt, verstärkt wird dieser Umstand durch die Drums und die forsch agierende Hammond. Alles läuft zu einem Schmelztiegel zusammen und das eruptive Zusammenspiel findet seinen Höhepunkt. Erst danach wird das Tempo gemächlich gedrosselt und man kehrt zum Eingangsmodus zurück. Den Abschluss bilden freie Spielweisen ehe noch einmal der Chorgesang eingeblendet wird. Sicherlich gagmäßig werden die Worte „Thank You John“ zum Ende eingeblendet.
Auch heute noch genießt dieses Album bei seinen Fans großes Ansehen und hat nichts von seiner Strahlkraft verloren. Auch wenn der Karriereweg von QMS ein anderer gewesen sein mag, das Album von The Coporation hat nichts, aber auch gar nichts von seiner Faszination verloren.
1970 erfolgten noch zwei weitere Alben „Get On Our Swing“ und „Hassels in My Mind“, die aber auf dem Kleinstlabel Age Of Aquarius erschienen, aber auch nicht den weiteren Karrieregang ankurbeln konnten. Ende 1970 wurde dann das Kapitel „The Coporation“ wegen Erfolglosigkeit geschlossen.
Trackliste:
I Want To Get Out Of My Grave 6:00
Ring That Bell 4:48
Smile 2:20
Highway 3:01
Drifting 3:50
India 19:27
Bandmitglieder:
John Kondos: Guitar, Keyboard, Flute and Harp
Nick Kondos: Drums
Gerard Jon Smith: Lead Guitar
Patrick Daniel McCarthy: Keyboard
Daniel Vincent Pell: Vocals
[REVIEW] The Corporation "Same" (1969)
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Re: [REVIEW] The Corporation "Same" (1969)
Ist mir zwar vom Namen her ein Begriff, aber in der Tat bisher ungehört. Deine Geschichte ist toll verfasst, wir sollten ein Fanzine ins Leben rufen. Ach so, ja: Printmedien sind ja inzwischen hoffnungslos out of fashion. Ganz anders der gute alte Psychedelic Rock: Hier wird sich noch immer bedient und der alten Akustik-Rausch- Tradition gehuldigt. Das ist gut, aber noch besser sind natürlich die Originale.
Mir gefällt dieses tolle Album sehr, habe jetzt beim Schreiben grad "India" von John Coltrane am laufen: ein beeindruckender akustischer Trip. Kommt auf jeden Fall auf die Suchliste, und da stehen die Chancen ja gut, dass ich die mal kriegen könnte, denn sie wurde öfters mal neu aufgelegt, hab ich recherchiert.
Einmal mehr sehe ich, dass es auch nach so vielen Jahren Musik-Enthusiasmus noch immer tolle Sachen zu entdecken gibt.
Mir gefällt dieses tolle Album sehr, habe jetzt beim Schreiben grad "India" von John Coltrane am laufen: ein beeindruckender akustischer Trip. Kommt auf jeden Fall auf die Suchliste, und da stehen die Chancen ja gut, dass ich die mal kriegen könnte, denn sie wurde öfters mal neu aufgelegt, hab ich recherchiert.
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Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
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