Die beiden Sänger und Multi-Instrumentalisten Benny Gallagher und Graham Lyle, beide aus Schottland stammend, spielten bereits in den 60er Jahren zusammen in diversen Beat Bands, wo sie auch rasch damit begannen, sich als Songschreiber gemeinsam zu stablieren. Oft steuerte Benny Gallagher die Songtexte bei, während Graham Lyle die Songs dazu schrieb. Als ersten nennenswerten Erfolg als Songschreiber zeigten sie verantwortlich für den kleinen Hit "Mr. Heartbreak's Here Instead" für Dean Ford & The Gaylords. Im Jahre 1968 siedelten die beiden nach London um und konnten sich dort relativ schnell einen guten Namen wiederum als Songschreiber erarbeiten, was noch im selben Jahr zu einem lukrativen Vertrag mit Apple Records führte, deren Hauptsongschreiber sie nun wurden. Zu ihren Kompositionen, die sehr erfolgreich waren, zählten unter anderem "Sparrow" und "International": zwei grosse Hits für die britische Sängerin Mary Hopkin.
Schliesslich begannen sie auch, selber Musik zu machen und gründeten mit den ebenfalls zu jenem Zeitpunkt bereits etablierten Musikern Tom McGuinness und Hughie Flint gemeinsam die Gruppe McGuinness Flint. Sie schrieben auch für diese neue Band grosse Hits, wie zum Beispiel den Evergreen "When I'm Dead And Gone" oder "Malt And Barley Blues", sowie zig weitere. Ihr Markenzeichen war ausser dem Songschreiben, dass sie als Multi-Instrumentalisten in Erscheinung traten und eine Vielzahl verschiedener Instrumente spielten. Das Spektrum reichte dabei von Akkordeon über alle Arten von Saiteninstrumenten wie elektrische und akustische Gitarren, Bass, Banjo, Mandoline, Keyboards, Maultrommel und viele weitere, mit denen sie die zumeist eher fluffigen, vom typisch britischen Folkrock inspirierten Songs geschickt auszuschmücken vermochten, sodass diese ihre Wirkung beim Publikum nicht verfehlten: McGuinness Flint waren in ganz Europa äusserst populär. Der Bassist Tom McGuinness und der Schlagzeuger Hughie Flint spielten zuvor schon bei Manfred Mann, den Roosters, John Mayall, Alexis Korner, Alan Price, Savoy Brown, Chicken Shack und Casey Jones, wo sich ihre Wege immer wieder kreuzten. Als sie dann ihre eigene Formation McGuinness Flint formierten, kamen Benny Gallagher und Graham Lyle als die perfekten Songschreiber hinzu.
Ernsthafte Schwierigkeiten ergaben sich für McGuinness Flint zu dem Zeitpunkt, als Benny Gallagher und Graham Lyle die Band gemeinsam verliessen, um als Duo weiterzuarbeiten. Es folgten noch ein paar weitere Singles und Alben von McGuinness Flint, die jedoch keine Hits mehr abwarfen. Sie gründeten später The Blues Band. Aber auch für Gallagher & Lyle gestaltete sich die Arbeit als Duo schwieriger als erwartet, denn ein nennenswerter Erfolg blieb zunächst aus. Was Benny Gallagher und Graham Lyle jedoch sehr half, war ein langjähriger Vertrag mit dem Label A&M Records, bei welchem sie etliche ganz fabelhafte Alben veröffentlichten, die zwar in England durchaus erfolgreich waren, ausserhalb der Insel jedoch kaum reüssieren konnten, obwohl ihre Werke zum Beispiel im Rahmen des weltweiten Vertriebsnetzes von A&M Records auch in den USA veröffentlicht wurden. Dies sollte sich erst im Jahre 1976 ändern, als ihnen mit der LP "Breakaway" und den zwei aus diesem Album ausgekoppelten Singles "Heart On My Sleeve" und "I Wanna Stay With You" der kommerzielle Durchbruch gelang. Auch das Album war äusserst erfolgreich. Den Titelsong "Breakaway" veröffentlichte später auch Art Garfunkel als Single und auch er konnte mit diesem Song seinen grössten Erfolg als Solomusiker ohne Paul Simon feiern.
Benny Gallagher und Graham Lyle spielten nebst ihren Aktivitäten als Duo auf zig Alben der 70er Jahre auch als gut gebuchte Studiomusiker für viele Top-Stars, unter ihnen beispielsweise Eric Clapton, Marc Benno, Ronnie Lane's Slim Chance, Andy Fairweather-Low, Fairport Convention, Pete Townshend, Tina Turner, Joe Cocker und viele weitere, veröffentlichten zunächst noch bis 1979 auch gemeinsam Platten, gingen danach aber vorerst getrennte Wege: Gallagher widmete sich vor allem der Studioarbeit, plante auch, Solomusik zu veröffentlichen, jedoch mit eher magerem Erfolg, während Graham Lyle sich als Songschreiber mit Terry Britten zusammentat. In dieser Eigenschaft war Graham Lyle wesentlich erfolgreicher. So komponierte er zum Beispiel den Song "What's Love Got To Do With It" für Tina Turner und "Just Good Friends" für Michael Jackson.
In den 90er Jahren kamen die beiden wieder zusammen, arbeiteten wieder als Duo und spielten viele Konzerte, was sie bis heute tun. Neuere Musik der beiden gab es nur noch in Form zweier schöner Live-Platten, und Tom McGuinness veröffentlichte mal noch ein Album gemeinsam mit seinem ehemaligen Bandkumpel Graham Lyle unter dem Namen Lyle/McGuinness Band ("Acting On Impulse"), das damals auch einen kleineren Hit abwarf ("Elise"). Gallagher & Lyle gehören für mich persönlich zu den grössten Songschreibern aus England. Als Songschreiber-Duo würde ich sie fast als so etwas wie 'Lennon/McCartney des Folkrock' bezeichnen. Ihre Songs sind einfach zauberhaft, wunderschön gespielt und arrangiert und absolut zeitlos. Das manifestierte sich schon im ersten grossen Erfolgs-Hit "When I'm Dead And Gone": Der Song hat bis heute die Zeit schadlos überdauert. Wie alle Songs dieses tollen Duos, die aber leider nur viel zu wenig bekannt geworden sind. Gallagher & Lyle sind in meinem Regal komplett vertreten. Ihre 1973er LP "Seeds" ist eines meiner ewigen Inselalben. Es hängt eingerahmt an der persönlichen 'Wall Of Fame' in meinem Musikzimmer.
Lieblingsalben: When I'm Dead And Gone (1970), Willie And The Lapdog (1973), Seeds (1973), Breakaway (1976), Lonesome No More (1979)
Lieblingssongs: When I'm Dead And Gone (1970), Sittin' Down Music (1973), I Believe In You (1973), If You Needed Someone (1976), Storm In My Soul (1976), Lay Me Down And Die (1979)
I Believe In You würde ich zu den 20 allerliebsten Songs meines Lebens zählen.
McGuinness Flint (1970)
Happy Birthday Ruthie Baby (1971)
Benny Gallagher & Graham Lyle (1972)
Willie And The Lapdog (1973)
Seeds (1973)
The Last Cowboy (1974)
Breakaway (1976)
Love On The Airwaves (1977)
Showdown (1978)
Lonesome No More (1979)
The Best Of Gallagher & Lyle (1995)
BBC Live In Concert (1999)
The River Sessions (2004)
Live At De Montfort Hall Leicester 1977 (2019)
[Rating] Benny Gallagher & Graham Lyle
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[Rating] Benny Gallagher & Graham Lyle
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
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Re: [Rating] Benny Gallagher & Graham Lyle
Sehr schöne Rezi in Sachen McGuinness Flint und dem Duo Gallagher & Lyle, die ich im Gegensatz zu dir nur in Teilen kenne. Vielleicht sollte ich dort noch einmal nachjustieren, denn die Wege dazu hast du ja bereits geebnet. Und noch eins, diese Art von Musik wäre heute faktisch undenkbar oder nur noch in Nischenbereichen abrufbar.
McGuinness Flint (1970)
Benny Gallagher & Graham Lyle (1972)
Willie And The Lapdog (1973)
Seeds (1973)
The Last Cowboy (1974)
McGuinness Flint (1970)
Benny Gallagher & Graham Lyle (1972)
Willie And The Lapdog (1973)
Seeds (1973)
The Last Cowboy (1974)