[REVIEW] Kracker • Kracker Brand (1973)
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[REVIEW] Kracker • Kracker Brand (1973)
Die Rockband Kracker entstand im Jahre 1970 im Süden Floridas, verlagerte ihren Wirkungskreis schon im April 1971 nach Chicago, weil ihnen dort ein lukratives Angebot des renommierten Produzenten Jimmy Miller unterbreitet wurde. Jimmy Miller hatte bis dahin mit äusserst erfolgreichen Bands und Musikern zusammengearbeitet, hatte unter anderem Platten von Traffic, Blind Faith und den Rolling Stones produziert und hatte eben die Arbeiten an dem Millionen-Seller "Sticky Fingers" der Rolling Stones beendet.
Wie ein solch schwergewichtiger Top-Produzent an eine praktisch unbekannte Band aus Florida gelangte, ist nicht mehr eruierbar, allerdings bewies er mit seiner Verpflichtung, das Album "La Familia" für die Gruppe zu produzieren, dass er über einen guten Riecher verfügte, was die Qualität der Musik und das solide Handwerk der Musiker anbetrifft. Die Platte erschien 1972 in den USA beim Label ABC Dunhill und verkaufte sich relativ gut.
Das nachfolgende Album "Kracker Brand" produzierte wiederum Jimmy Miller, und durch seine langjährige Zusammenarbeit mit den Rolling Stones eröffnete sich für die Band nun die Möglichkeit, die zweite Platte nicht nur europaweit auf dem Rolling Stones eigenen Plattenlabel Rolling Stones Records zu veröffentlichen, sondern mit den Glimmer Twins auch als Support Act in Europa auf Tournee zu gehen. In Amerika erschien auch diese zweite LP wie der Erstling bei ABC Dunhill Records. Es waren Mick Jagger und Keith Richards selbst, welche die Band Kracker als Vorgruppe für ihre Europa Konzerte auswählten.
Durch diese Auftritte sowie dem Umstand, dass die Platte massiv beworben wurde, da sie auf dem Stones-eigenen Label erschienen war, erhofften sich sowohl die Musiker von Kracker, als auch das Management der Stones, dass hier hübsch Geld verdient werden könnte - doch nichts geschah. Die Platte wurde praktisch nicht verkauft, und auch weitere Konzerte, wiederum mit den Rolling Stones, aber auch Auftritte, resp. Tourneen mit Chuck Berry, der J. Geils Band, Lou Reed, Styx, Cheap Trick oder REO Speedwagon erbrachten nicht die erhoffte Popularität.
Bis auf Sänger Carl Driggs hatten alle weiteren Bandmitglieder kubanische Wurzeln, weshalb der Eindruck entstand, die Band käme aus Kuba, was nicht richtig ist. Driggs, Chuck Francour, Victor Angulo, Carlos Garcia und Arthur Casado waren ursprünglich in Florida beheimatet. Die Aufnahmen zur zweiten LP "Kracker Brand" entstanden in den renommierten Record Plant Studios in Los Angeles und Sausalito, abgemischt wurden die Songs in England in den beiden Studios, in welchen auch die Rolling Stones Aufnahmen gemacht hatten, nämlich in den Island Studios und im Olympic Sound Studio in London. Den finalen Klang-Mix erhielten die Stücke von Andy Johns, einem der damals berühmtesten Tontechniker der Welt, der Alben von Humble Pie, Free, Led Zeppelin und den Rolling Stones mischte, resp. produzierte.
Trotz der hochkarätigen Musiker und kompetenter Hilfe von allen Seiten verkaufte sich das Album kaum. Dabei bot es 10 hervorragende Kompositionen aus dem Bereich Rock mit Latino Einschlag, souligen und funkigen Elementen und das alles in einem exzellenten Sound und top produziert.
Im Jahre 1976 dislozierte die Band schliesslich wieder nach Florida, weil sie dort einen weiteren Plattenvertrag mit Dash Records unterzeichnen konnte, ermöglicht durch den Produzenten Henry Stone aus Miami, dem Gründer und Besitzer des renommierten Labels TK Records, das auch erfolgreiche Acts wie zum Beispiel KC & The Sunshine Band unter Vertrag hatte. Da die musikalische Ausrichtung des Unternehmens auf Dance Music fokussiert war, die Band Kracker auf ihrem dritten und letzten Album "Hot" jedoch einen eher recht enttäuschend klingenden Mix aus Rock und Funk präsentierten, bedeutete dies dann das Ende dieser Band, aus der - mit etwas mehr Glück - durchaus etwas ganz Grosses hätte entstehen können.
So bleibt nur dieses eine hervorragende Album aus dem Jahre 1973, das so gut wie komplett unterging und an das sich heute leider kaum mehr Jemand erinnert. Schade.
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
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Re: [REVIEW] Kracker • Kracker Brand (1973)
Und noch einmal Nachhilfeunterricht für mich im Forum, denn von einer Band mit dem Namen Kracker hatte ich zuvor noch nie etwas gehört. Später gab es eine Gruppe namens Cracker, die sich aber musikalisch auf einer anderen Wiese tummelte.
Dass ein namhafter Prouzent wie Jimmy Miller hier die Finger mit im Spiel hatte, hätte sich normalerweise als Türöffner erweisen müssen. Zumal auch die Nähe zu den Stones in Form von Tourneen und deren Plattenlabel sicherlich eine entscheidende Starthilfe hätte sein können.
Warum auch immer, die Musik wurde wohl von den damaligen Fans trotz aller Klasse nicht angenommen und dürfte heute weitesgehend in Vergessenheit geraten sein. Die beiden Songbeispiele haben mir jedenfalls gefallen und der hier eingearbeitete Latintouch hat schon was.
Dass ein namhafter Prouzent wie Jimmy Miller hier die Finger mit im Spiel hatte, hätte sich normalerweise als Türöffner erweisen müssen. Zumal auch die Nähe zu den Stones in Form von Tourneen und deren Plattenlabel sicherlich eine entscheidende Starthilfe hätte sein können.
Warum auch immer, die Musik wurde wohl von den damaligen Fans trotz aller Klasse nicht angenommen und dürfte heute weitesgehend in Vergessenheit geraten sein. Die beiden Songbeispiele haben mir jedenfalls gefallen und der hier eingearbeitete Latintouch hat schon was.
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Re: [REVIEW] Kracker • Kracker Brand (1973)
für mich auch völlig unbekannt.
Klingt nicht spektakulär aber ist sehr professionell arrangiert mit exzellentem Gesang.
Wird bei mir im Hinterkopf gespeichert.
Danke für die ganzen Lücken in der Rockhistory die du immer wieder füllst.
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