Einige Sounds Hefte hab ich in der Tat auch noch rumliegen. Das herablassende Beurteilen von Musik, die damals nicht dem Geschmack der Macher entsprach, ist mir auch schon damals nicht verborgen geblieben. Die Sounds hatte ich einige Jahre sehr unregelmässig gekauft. Es musste schon eine gute Geschichte sein, die mich sehr interessierte, dass ich auch ein Heft tatsächlich mal kaufte. Was ich bei der Sounds hingegen schon sehr geil fand: die waren damals mit die Einzigsten, welche sich - und meist durchaus liebevoll und engagiert - der Punk-Bewegung und der New Wave widmeten. Ich finde zum Beispiel noch weiter zurück (Anfang 1975) toll, dass die Sounds wohl als die erste deutsche Musik-Zeitschrift einen ausführlichen Bericht zu den von mir bis heute sehr geschätzten New York Dolls verfasste. Ein Liebling der Redaktion muss wohl auch John Cale gewesen sein, der wurde auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit über jeden Klee gelobt.
Wenn ich heute diese alten Sounds Ausgaben auch nur kurz mal wieder überfliege, dann fällt mir halt schon auf, dass sich diese Zeitschrift sehr für damals innovative und moderne Musik eingesetzt hat. Ich kann mich jedenfalls noch immer amüsieren, wenn ich in einer dieser alten Sounds Ausgaben missionarische Berichte lese über Stars, die damals keine waren und auch keine wurden, wie die Residents, Henry Cow, die Young Marble Giants, The Records, Malicorne, Cowboys International, Pierrot Lunaire, Cluster/Harmonia und viele weitere.
