[REVIEW] Gong • Radio Gnome Invisible Trilogy (1970-1974)

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Beatnik
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[REVIEW] Gong • Radio Gnome Invisible Trilogy (1970-1974)

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Diese Trilogie der Gong Alben aus der Radio Gnome Invisible Reihe ist nicht neu. Es gab bereits früher alle drei Alben als zusammengefasstes Set zu kaufen. Allerdings gibt es in der im November 2015 noch einmal aufgelegten Variante nebst der ansprechenden Sammler-Aufmachung als Hardcover-Buch alle drei Platten klanglich neu bearbeitet, wodurch die Original-Aufnahmen soundtechnisch eine merkliche Verbesserung erfahren haben. Ausserdem gibt es zu dem Set eine vierte CD mit Alternativ-Versionen, wenig bis nie gehörten Stücken, sowie eine restaurierte Fassung der sehr seltenen und äusserst gesuchten Debut Single-Veröffentlichung der Gruppe um Daevid Allen mit dem Titel "Est-Ce Que Je Suis ?" samt der B-Seite "Hip Hypnotise You", welche im Jahre 1970 lediglich in Frankreich auf dem BYG-Label erschienen war.

Die Alben "Flying Teapot" (Mai 1973), "Angel's Egg" (Dezember 1973) und "You" (Oktober 1974) zählen zu den besten Alben von Gong, einer Gruppe um den Mastermind Daevid Allen, der, 1938 in Melbourne geboren, Ende der 50er Jahre, inspiriert durch damals zeittypische Beatnik-Literatur nach Europa übersiedelte. Ueber Griechenland fand er den Weg nach Frankreich, wo er sich in Paris auf den Spuren seiner Lieblingsautoren in deren Hotelzimmer einquartierte - einem Zimmer, das zuvor von Allen Ginsberg und Peter Orlovsky bewohnt worden war, zweier herausragender Schriftsteller der sogenannten Beat Generation. Allen begann schon während seines Aufenthaltes in Frankreich zu musizieren, denn er lernte dort den später sehr erfolgreichen Musiker Terry Riley kennen, tüftelte mit ihm erste experimentelle Gehversuche aus, bevor er nach England reiste, wo er sich ab 1961 als Sänger und Gitarrist nach Mitmusiker umsah. Mit dem Sohn seiner Vermieter gründete er seine erste Band. Es handelte sich um den Schlagzeuger Robert Wyatt und den Bassisten Hugh Hopper, welche das Daevid Allen Trio bildeten, aus welchem später die Formation Soft Machine hervorging.

Unter der Verantwortung von Produzent Giorgio Gomelsky absolvierte die Gruppe Soft Machine im Jahre 1967, ein Jahr nach ihrer Gründung, zahlreiche Auftritte in Europa, so etwa in Deutschland, Holland und Frankreich. Als Daevid Allen bei der Rückkehr von dieser Tournee die Einreise in England infolge eines abgelaufenen Visums verweigert wurde, blieb er in Frankreich, kehrte nach Paris zurück und nahm politisch aktiv geworden an den Studenten-Demonstrationen teil, die überall auf der Welt um 1968 ihren Höhepunkt erreichten. Danach siedelte Allen erneut um. Zusammen mit seiner Freundin Gilli Smyth zog er auf die Insel Mallorca, wo er in Literatenkreisen wohnte und verkehrte. Dort lernte er den Saxophonisten Didier Malherbe kennen, mit welchem er die Band Gong gründete. In der Folge produzierte Daevid Allen sowohl ein erstes Band-Album, als auch ein Soloalbum plus Soundtrack-Musik für zwei Filme, ehe er mit "Camembert Electrique", dem zweiten Gong-Album den typischen Gong-Sound definiert hatte. Zuvor war Allen sehr experimentell und oft fragmentarisch zu Werke gegangen, und hob sich mit seiner Musik, für die es damals noch kaum eine geeignete Bezeichnung gab, deutlich ab vom bisweilen recht angefreakten Jazz-Rock der Formation Soft Machine, die sich in der Folge eher dem Jazzrock und Fusionsound öffneten, wohingegen Daevid Allen mit seiner Gruppe Gong eher avantgardistisch und sehr experimentell arbeitete, aber irgendwie mit der Zeit trotzdem "greifbarer" wurde.

Es folgten erneute Umsiedlungen nach Frankreich und wieder zurück nach Mallorca, um dann, nach einer Babypause, erneut nach Frankreich zurückzukehren, wo sich inzwischen eine veränderte und musikalisch auch etwas neu ausgerichtete Formation gebildet hatte, der unter anderem der Gitarrist Steve Hillage, der Keyboarder Tim Blake und der Schlagzeuger Pierre Moerlen angehörte und die musikalisch ein bisschen in die Nähe des sogenannten Zeuhl-Sounds und somit in Richtung der Musik von Christian Vander's Magma näherten, ohne jedoch deren abstrakten Stil zu kopieren. Vielmehr zeichnete sich die neue Gong-Formation durch eine hervorragende Synthese aus Hippiemusik, Jazzmustern und Improvisation aus, die zeitweise auch leichte Space Rock Muster aufwies. Die Gruppe war musikalisch enorm vielseitig ausgerichtet, was vor allem der recht unterschiedlichen Charakteren der Beteiligten zugrunde lag.

Bis 1974 entstanden mit Gong in rascher Folge fünf Alben und ein längerer Filmsoundtrack. Vor allem in der 1973/74 entstandenen "Radio Gnome Trilogie", bestehend aus den drei Alben "Flying Teapot", "Angel's Egg" und "You" schuf Allen textlich und mit den von ihm graphisch gestalteten Plattencovern eine humorvolle und mit Anspielungen auf Drogenkonsum gespickte Mythologie um fliegende Teekannen, freundliche Hexen und Ausserirdische, die zum klassischen Motiv von Gong wurden. Allen war Komponist und Texter der meisten Stücke, die auf der Basis von bodenständigem Jazzrock durch Didier Malherbes orientalisch inspiriertes Saxophon- und Flötenspiel, Lebenspartnerin Gilli Smyths "Space Whisper" und Tim Blakes futuristische Synthesizer-Klänge auch akustisch exzentrisch ausgemalt wurden. Ihre Musik beschrieb das Magazin "Spiegel" als Kunstrock der besonders freigeistigen Art, der zwar die Kritiker begeisterte, mit dem Allen aber auch bewusst kommerziellem Erfolg aus dem Weg ging.

Die 2015 erschienene "Earbook"-Variante der "Radio Gnome Invisible Trilogy" klingt hervorragend restauriert, nachdem schon im Sommer 2015 das 1971er Album "Camembert Electrique" ebenso aufwändig aufbereitet worden war. Sehr schön aufgemacht ist das im Format eines Hardcover-Buches erscheinenden, vier CDs (respektive als 3 LPs in der Vinylausgabe) umfassendes Set, das auf 72 Seiten selten gesehene Illustrationen von Daevid Allen abbildet, eine umfassende Geschichte zu allen drei Platten bietet und sehr ansprechend und qualitativ hochwertig gefertigt worden ist. Die 4 CDs befinden sich in 4 Kartontaschen, die in das Buch eingearbeitet sind. Die Plattenfirma Charly Records hatte schon seit vielen Jahren etliche Trouvaillen der Rockmusik in diesem "Earbook"-Format veröffentlicht, so etwa den gesamten Back-Katalog des legendären amerikanischen Psychedelik-Plattenlabels "International Artists" mit Interpreten wie den 13th Floor Elevators, Bubble Puppy oder Golden Dawn. Von der Haptik her sind diese Earbooks sowohl echte Hingucker, als auch Ausdruck eines hohen Qualitätsbewusstseins der Designer.

Der einzige Makel, der dieser hervorragend aufgemachten Trilogie mit der äusserst interessanten Bonus CD mit seltenen Aufnahmen (die qualitativ bis auf wenige Ausnahmen genauso hohen klanglichen Ansprüchen genügen) anhaftet ist der Umstand, dass wohl die Autoren der Musik keine Entschädigungszahlungen erhalten (Urheberrechts-Entschädigungen) - aus meiner Sicht ein ziemliches No Go. Die rechtliche Situation hierzu ist aber letztlich nicht ganz klar, denn BYG Records wurde in der damaligen Zeit die alleinigen Veröffentlichungsrechte ausserhalb Englands zugesprochen, nur in England blieben die Rechte bei Virgin Records. Ob und inwieweit hier Virgin Records sich mit der damaligen BYG und dem nun Rechte verwertenden Charly Records Label geeinigt hat oder nicht, ist nicht hundertprozentig klar. Einige der damals beteiligten Musiker jedenfalls haben sich über diese in ihren Augen nicht authorisierte Veröffentlichung gewehrt. Der Musikfan muss letztlich selber entscheiden, wie stark er eine solche, rechtlich umstrittene Situation durch seinen Kauf gewichten mag.



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nixe
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Re: [REVIEW] Gong • Radio Gnome Invisible Trilogy (1970-1974)

Beitrag von nixe »

Leider hatte Pierre Moerlin die Band aufgeriegelt & sie haben Daevid & Gilly gefeuert!
Meuterei auf Gong
Aber das sie nicht vergessen waren bewiesen die Reunion, u.a. auf'm HerzBerg & die live DCD zum 25. JahresTag.
https://en.wikipedia.org/wiki/25th_Birthday_Party
Einfach herrlich abgedreht!
Tschüß
nixe

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