[REVIEW] Jacobites • God Save Us Poor Sinners (1998)
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[REVIEW] Jacobites • God Save Us Poor Sinners (1998)
Die Jacobites entstanden 1982 in Birmingham und ihre beiden Gründer waren Nikki Sudden (Ex-Swell Maps) und Dave Kusworth (Ex-The Subterranean Hawks). Die beiden Musiker verstanden die Band als spassiges Side Project, da sie zum Zeitpunkt ihres Aufeinandertreffens noch andere musikalische Interessen, jeder für sich, verfolgten. Initialzündung war dann ein gemeinsames Konzert im Mai 1982, wo sie als die Six Hip Princes auftraten. Danach entschlossen sie sich, wenn immer Zeit dafür war, zusammen jener Musik zu frönen, die sie in ihren eigenen Bands und Projekten nicht realisieren konnten. Die gemeinsamen heimlichen Vorlieben lagen dabei vor allem im Rock'n'Roll der Faces, dem Glam Rock und dem rumpelnden Blues der Rolling Stones.
Nikki Sudden war von jeher ein Sänger, dessen Kehle nach Whiskey klang, von der Charakteristik der Stimme her ähnlich wie beispielsweise auch bei Spike von den Quireboys zu hören. Der Sänger beackerte indes ein mehr experimentelles musikalisches Terrain, weshalb der Rock'n'Roll, seine heimliche Liebe, eindeutig erst beim Jacobites-Projekt erstmals richtig zum tragen kam. Auch Dave Kusworth war dem Rock'n'Roll verfallen, allerdings noch stärker im Punk verwurzelt und zählte vor allem Johnny Thunders zu seinen Favoriten, aber auch er war ein glühender Verehrer beispielsweise der Rolling Stones.
Der Sound der Jacobites bedeutete für die beiden Musiker eine bewusste Reduktion ihres Songschreibens auf elementare Werte des klassischen Rock'n'Roll und erinnerte in seiner pubgetränkten Gemütlichkeit sehr an den Glam Rock Stars der 70er Jahre etwa von Marc Bolan's T. Rex und an den sich ungefähr zeitgleich herauskristallisierenden Pub Rock, und verband in der Folge den kernigen Rock'n'Roll von Dr. Feelgood mit dem countryfizierten Pub Rock von Brinsley Schwarz. Leider brachten es die beiden mit ihren Jacobites trotz ansehnlichen Erfolgen vor allem in Deutschland lediglich auf einige EPs plus eine LP, veröffentlicht im Jahre 1985.
Als Nikki Sudden und Dave Kusworth sich als Songschreiber-Duo Ende der 80er Jahre trennten, um nur noch ihren eigenen Projekten nachzugehen, formierte Nikki Sudden eine neue Band und musizierte fortan unter seinem eigenen Namen, nicht ohne den Gedanken an die Jacobites jedoch zu verlieren. In den 90er Jahren hat er in der Folge das Jacobites-Feeling immer wieder mal reaktiviert, veröffentlichte zwei Alben: "Howling Good Times" (1994) und "Old Scarlett" (1995) wiederum zusammen mit Dave Kusworth und tourte mit seinem Partner auch immer wieder ziemlich erfolglos durch halb Europa. Nur in Deutschland blieb eine treue Anhängerschaft bestehen, weshalb vor allem das deutsche Label Glitterhouse Records die finale Platte "God Save Us Poor Sinners" im Jahre 1998 hierzulande veröffentlichte. Es war die letzte Platte der Jacobites, bevor sich Sudden und Kusworth endgültig trennten, und es war ihr bestes, weil ausgereiftestes Werk.
Das Album reiht Höhepunkt an Höhepunkt, und wirkt insgesamt vielseitiger als die Platten davor. Erstmals warfen Nikki Sudden und Dave Kusworth all ihre stilistischen Schattierungen in den Jacobites-Topf. Natürlich ist das letztlich noch immer Rock'n'Roll, aber es ist auch New Wave zu hören, den vor allem Nikki Sudden in den 80er Jahren gespielt hat, und es klingt ausgesprochen nach Frankie Miller - also diesem urgemütlichen Pub-Rock, der auch mal bierseliges Schunkeln zulässt. "God Save Us", "Second Time Around" und "Death Bed" sind typische Songs aus der Feder von Nikki Sudden, und auch alle anderen Songs sind kleine tragische Geschichten über Alltagssituationen, wie sie Jeder von uns immer wieder erlebt. Diese Songtexte sind genauso mitten aus dem Leben heraus erzählt wie die Musik, die uns seit dem kernigen Rock'n'Roll der Stones seit Jahrzehnten treu begleitet.
Nikki Sudden und Dave Kusworth machten weiterhin unabhängig voneinander hervorragende Musik. Leider hat der frühe Tod von Nikki Sudden im Jahre 2006 die Hoffnung zerschlagen, es möge vielleicht noch einmal ein weiteres Album der Jacobites kommen.
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
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Re: [REVIEW] Jacobites • God Save Us Poor Sinners (1998)
diese Songbeispiele sind ja grandios.
Wieder eine mir unbekannte Perle.
Kann ich mir nicht entgehen lassen!
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Re: [REVIEW] Jacobites • God Save Us Poor Sinners (1998)
Insbesondere Nikki Sudden hat auch einige ganz hervorragende Alben unter seinem eigenen Namen veröffentlicht, von denen ich etwa "Treasure Island" empfehlen würde. Hier machte sich in punkto Sound ganz deutlich seine tiefe Freundschaft zu Spike, dem Quireboys Sänger, bemerkbar. Auch gibt es hier einen sympathischen leicht sleazy gehaltenen Stones-Appeal zu hören. Gefällt mir von seinen Werken mit am besten.
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