[REVIEW] Sundance • Rain Steam Speed (1973)

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Beatnik
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[REVIEW] Sundance • Rain Steam Speed (1973)

Beitrag von Beatnik »

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Ueber die britische Band Sundance ist nur relativ wenig bekannt, ausser, dass sie beim Decca Label zwei LP's und ein paar Singles veröffentlicht hat, die nur wenig Beachtung fanden. Das ist sehr schade, denn qualitativ war die Band weitaus bekannteren Acts zumindest ebenbürtig. Ausserdem hatte sie in den beiden Sängern und Gitarristen John B. Lynam und Bob Bowman zwei ausgezeichnete Songschreiber, die exzellente Songs schreiben konnten.

Die Band stammte aus Birmingham und spielte, eher unüblich für eine Musikgruppe aus England, einen stark amerikanisch gefärbten Countryrock, der allerdings in bester Gesellschaft mit weiteren Vertretern dieses Genres in England war. Anfang der 70er Jahre bildete sich nämlich auch diesseits des grossen Teichs eine ausgeprägte Countryrock-Szene, zu deren Protagonisten etwa Brown's Home Brew, Tranquility, die Moonriders, Edward's Hand, Cochise oder Ashman Reynolds (sehr stark!) zählten. Dass die Gruppe Sundance gleich zwei Alben auf dem Decca-Label veröffentlichen konnte, ihr Debut "Rain Steam Speed" gar auf der Decca-internen 'Nobel'-Serie TXS veröffentlicht wurde, unter deren Prestige-Flagge beispielsweise auch Alben der Stones, von Savoy Brown, Thin Lizzy, Camel oder den Moody Blues veröffentlicht wurden, zeigt, dass Decca grosse Stücke auf die Band hielt und sie entsprechend lancieren wollte, was bei der TXS-Serie auch immer eine Veröffentlichung als hochwertiges FOC bedeutete, oft, wie im Falle der "Rain Steam Speed" von Sundance mit zusätzlichem Text-Einleger.

Was die Gruppe Sundance und ihr Debutalbum besonders auszeichnete war, dass die Musiker mit den verschiedensten Instrumenten gekonnt ständig wechselnde Akzente setzten konnte, wodurch die Songs der LP sehr originell und abwechslungsreich klangen - mal ruraler mit Banjo-Unterstützung dem US-gefärbten Countryrock verpflichtet, dann aber auch wieder recht rockig und eher typisch britisch ausgerichtet (etwa im Opener "I See The Road", einem waschechten Rock'n'Roll). Ob nun das an Steve Berlin erinnernde Banjo-Arrangement im Hillbilly-inspirierten "Willie The Gambler" oder ein in gekonnt traditioneller Weise am klassischen Rock'n'Roll angelehntes "I See The Road": Die Band hätte mit dieser vielfältigen und sehr unterhaltsamen Platte unbedingt reüssieren müssen. Doch eine grösseren Bekanntheitsgrad fand die Gruppe leider nicht, die Platte ging sang- und klanglos unter.

So etwa lautete das Motto einer ihrer College-Touren "Who The Hell Are Sundance", was damals leider Niemanden zu interessieren schien. Es wäre heute nicht mehr denkbar, dass eine so unbekannte und unbekannt bleibende Band einen Plattenvertrag mit einer der renommiertesten Plattenfirmen der Welt ergattern würde. Aber damals, Anfang der 70er Jahre war in der Rockmusik einfach alles möglich. Aus Sicht des Musikhörers ist das natürlich positiv zu werten, denn so wurden doch ein paar wirklich grossartigen Bands und Musikern die Möglichkeit einer Plattenaufnahme beschert - Interpreten, von denen wir heute womöglich nie mehr hören würden. Oder hat Jemand von Euch je das ganz wunderbare Countryrock Album beispielsweise von Brown's Home Brew mal gehört, einem der ersten Vertigo-Alben, das nicht mehr mit dem Swirl Logo erschien, und die frühe Bestellnummer 6360 114 trug ?

Nach der zweiten LP "Chuffer", im Folgejahr erneut auf dem Decca Label erschienen, das erneut keine Käufer fand, war zuerst mit Decca Records, die den Vertrag aufkündigten, und gleich darauf auch mit der Band selbst, Schluss. Von den Musikern hat man später nie mehr etwas gehört, einzig der Perkussionist Ray Cooper, damals schon für viele Künstler im Tonstudio tätig, blieb im Musikgeschäft als Studiomusiker recht erfolgreich, was unter anderem Engagements in so illustren Bands wie beispielsweise Pink Floyd, Rolling Stones oder Eric Clapton zeugen. Ausserdem tauchte der Sundance-Schlagzeuger Alan Moore im Jahre 1976 noch einmal in Erscheinung als Drummer der britischen Heavy Metal Band Judas Priest, mit welcher er deren zweites Album "Sad Wings Of Destiny" einspielte.

Beide Alben der Band tragen Eisenbahn-affine Plattencovers, von denen das aufklappbare Cover der "Rain Steam Speed" das Schönere der beiden ist. Das originale Album ist seit vielen Jahren sehr gesucht und nur zu hohen Preisen noch auffindbar. Eine Neuauflage als Vinyl oder CD gibt es bis heute nicht. Ich besitze noch das originale Decca FOC-Album inklusive Text-Einleger. Es dürfte nicht verwunderlich sein, dass man auch bei Youtube praktisch nichts dieser feinen Band und ihrem Debutalbum zu hören kriegt. Platte und Band sind heute völlig vergessen.



Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.

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badger
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Re: [REVIEW] Sundance • Rain Steam Speed (1973)

Beitrag von badger »

oh hallo,
da wird eine cd vorgestellt, die ich seit vielen jahren suche und die es wohl als cd bis heute nicht gibt. nur die 'Chuffer'
ließ sich erwerben und von der o.a. findet man auf YT wenigstens so ca. die hälfte der stücke, die so ziemlich mit
deiner besprechung übereinstimmen.

in den besprechungen von NME und MM von 1973 war man sich ganz so sicher, wie gut mans finden sollte; ein bißchen mehr
'kick' wurde angeregt.

hätte genau in mein country-/rural-rock beuteschema gepaßt, vielleicht nicht unbedingt sensationell, aber doch für lange zeit
angenehm zu hören.

du hast den anfang gemacht, jetzt muß die plattenfirma nur noch nachziehen.... :yes:
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Emma Peel
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Re: [REVIEW] Sundance • Rain Steam Speed (1973)

Beitrag von Emma Peel »

Sundance präsentieren Musik, wie du dir sicher vorstellen kannst, mir bestens gefällt.

Aber leider handelt es sich hierbei um eine derart seltene Rarität, so dass sie bis zum heutigen Tage nicht wiederveröffentlicht wurde. Wenn man bedenkt, was alles als Zweitverwertung wiederveröffnetlicht wurde, ist es umso bedauerlicher. Denn es sind bisweilen Sachen dabei, die man durchaus in der Versenkung hätte lassen sollen.

Was mir an Sundance gefällt, ist ihre lockere Herangehensweise an den einzelnen Songs. Nichts wirkt aufgeregt oder überhastet, sondern alles läuft im wahrsten Sinne des Wortes gelassen und songdienlich ab.

Wie man sieht, so ist der Reigen an countrygefärbter Musik in Großbritannien doch größer gewesen, als man schlechthin vermuten möchte. Schade, dass man sie sich heute nicht mehr beschaffen kann.

Dank dir auch für diese weitere Wissensmehrung und es hat erneut Spaß gemacht, deiner Rezi zu folgen.
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Beatnik
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Re: [REVIEW] Sundance • Rain Steam Speed (1973)

Beitrag von Beatnik »

badger hat geschrieben: Mo 18. Sep 2023, 13:46 oh hallo,
da wird eine cd vorgestellt, die ich seit vielen jahren suche und die es wohl als cd bis heute nicht gibt. nur die 'Chuffer'
ließ sich erwerben und von der o.a. findet man auf YT wenigstens so ca. die hälfte der stücke, die so ziemlich mit
deiner besprechung übereinstimmen.

in den besprechungen von NME und MM von 1973 war man sich ganz so sicher, wie gut mans finden sollte; ein bißchen mehr
'kick' wurde angeregt.

hätte genau in mein country-/rural-rock beuteschema gepaßt, vielleicht nicht unbedingt sensationell, aber doch für lange zeit
angenehm zu hören.

du hast den anfang gemacht, jetzt muß die plattenfirma nur noch nachziehen.... :yes:
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Die "Chuffer" erscheint in einigen Tagen, am 26. September in Südkorea als Mini LP CD erstmalig als CD.
Hier die entsprechenden Koordinaten:

Big Pink Music CD873, 24bit Re-Mastering, Bezugsquelle: soundsbest.de (Er kann die Big Pink VÖ's für 22,90 Euro besorgen).


Ob die "Rain Steam Speed" eventuell ebenfalls eine erstmalige CD Veröffentlichung erfährt, bleibt abzuwarten.
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.

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badger
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Re: [REVIEW] Sundance • Rain Steam Speed (1973)

Beitrag von badger »

wunderbar, dass die CHUFFER jetzt als CD rauskommt.
nützt mir auch viel, denn die steht schon lange hier :clap:

es ist die von dir vorgestellte Rain Steam Speed, die hier fehlt.
kann denn jemand genug koreanisch, um die jungs da auf den
richtigen (veröffentlichungs-)weg zu bringen.
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