[REVIEW] Hampton Grease Band • Music To Eat (1971)

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Beatnik
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[REVIEW] Hampton Grease Band • Music To Eat (1971)

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Wie nennt man das, was die Hampton Grease Band spielt ? Das ist ein musikalisch total verrückter eigener Kosmos, stilistisch ein hochexplosives Gebräu aus der Exaltiertheit eines Captain Beefheart, dem genialen Wahnsinn eines Frank Zappa, dem nebelverhangenen Jammen von Grateful Dead und dem schrägen Humor der Bonzo Dog Doo Dah Band. Dazu noch ein kleines Quentchen Urschrei-Therapie des Sängers Bruce Hampton und vermutlich zentnerweise bewusstseinsverändernde Substanzen. Das Ganze gut durchgeschüttelt und serviert ausschliesslich als nicht enden wollende Longtracks, die ziemlich versponnen, meist improvisiert, gnadenlos experimentell, extrem wild und radikal und zügellos und...tritt mal Jemand auf die Bremse, bitte ?

Die Geschichte besagt, dass dies die am zweitschlechtesten verkaufte Platte von Columbia Records aller Zeiten ist. Noch weniger LPs wurden lediglich von einer Yoga Instruktions-LP von Maharishi Mahesh Yogi abgesetzt. Ich liebe diese Scheibe. Das ist grossartiger Dadaismus in Musik. Losgelöst von allem, was nach Konventionen und engen Schemata stinkt. Extrem strapaziöser Gesang, absolut brilliante freie Improvisationen - hochkonzentrierte akustische Psychopharmaka für alle erdenklichen Stimmungen - Viagra für den Geist, für den Ohrgasmus in den Gehirnwindungen. Wer macht Solcherlei und warum ? Nun, der schräge Trip dieser alles ausser gewöhnlichen Band beginnt im Jahre 1965, als der Gitarrist Harold Keeling schon in der High School mit einigen Kumpels unter dem ziemlich ungewöhnlichen Bandnamen THE IV OF IX instrumentale Coversongs der Ventures zum besten gibt. Der Bassist der Band empfiehlt Harold Keeling, man sollte eigentlich einen Sänger in der Band haben, er würde da Jemanden kennen, der gut in die Band passen würde. So kommt Bruce Hampton zur Truppe. Er hat keine Ahnung von Singen und wird nach einem einzigen Tag im Probenraum mit auf die Bühne gestellt. Da er des Singens nicht mächtig ist, wird seine Rolle sowohl von den Bandmitgliedern als auch vom Publikum als "humoristische Einlage" verstanden. Ein Jahr später möchte Glenn Philips, der zweite Gitarrist, der "beste Gitarrist der Welt" werden und Bruce Hampton sagt im Gegenzug, er möchte der "beste Sänger der Welt" werden. Great Expectations. Glenn Philips' älterer Bruder Charlie spielt den Bass und der gemeinsame Schulfreund Mike Rogers übernimmt das Schlagzeug. Beide haben noch nie zuvor ein Instrument gespielt.

Den Ball ins Rollen bringen Glenn, Charlie und Bruce, als sie in New York dem Musiker Frank Zappa auf der Strasse begegnen. Glenn geht zu Zappa hin und sagt nur "Grease", ein Wort, ohne in irgendeinem Kontext zu stehen, ohne irgend einen tieferen Sinn, einfach "Grease". Als sich Frank Zappa nach einer absolut schrägen Konversation davon überzeugt hat, es hier mit drei ziemlich ausgeflippten Figuren zu tun, lädt er sie ein ins Tonstudio, wo er gerade an seinem Album "Lumpy Gravy" arbeitet. Zappa verwendet Teile dieser Konversation für das Album. Die drei Hobbymusiker wiederum verwenden fortan den Begriff "Grease" in ihrem Bandnamen. Der entsteht schliesslich, weil es üblich ist, den Namen des Frontmusikers, des Sängers, in den Bandnamen zu integrieren, obwohl Bruce Hampton nicht der Leader der Band ist. Also heisst die Band fortan Hampton Grease Band. Die Gruppe beginnt vorsichtig, als Bluesband zu spielen, respektive sie versucht, wie eine Bluesband zu klingen. Ein relativ hoffnungsloses Unterfangen, da in ihrer Heimatstadt Atlanta, Georgia, so ziemlich keine Bands zu der Zeit Blues spielen. Somit existieren auch keine Clubs, in welchen die Band auftreten könnte. Niemand will die Band hören, zumal sie auch weder über ein Demotape, geschweige denn über eine Platte als musikalische Visitenkarte verfügt. Ein einziger Auftritt ist überliefert: In der Stables Bar & Lounge tritt die Band auf, holpert sich durch ein laienhaftes Set, bis der Besitzer des Lokals mit einer Schrotflinte auf die Bühne steigt und sie dem Sänger Bruce Hampton vor's Gesicht hält: "Play some James Brown or I'm gonna blow your fuckin' head off!" Bruce wendet sich an seine Mitmusiker und sagt "Popcorn Parts 1 & 2!" und rettet seinen Kopf. Der Lokalbetreiber Abner Joy zahlt jedem Musiker der Band 50 Cents als Gage und rät ihnen "sell those goddamn guitars and amplifiers and buy you some pussy!".

1968, als der Summer Of Love losging, wuchs auch in Atlanta die Population der blumenbehangenen Hippies. Die Band hatte den Blues inzwischen aufgegeben und spielte relativ "freie" Musik. Keine zusammenhängenden Songstrukturen, sondern loses Jammen, manchmal stundenlang nur einen einzigen Jam. Alle Bandmitglieder nahmen übrigens keine Drogen, das ist relativ wichtig zu wissen, denn die Musik, die sie später auf ihrem Album präsentierten, liess eher auf das pure Gegenteil schliessen. Da sie ausserdem alle aus relativ schwierigen Elternhäusern kamen, entwickelten sie untereinander eine Art "Us against the World" Zusammenhalt, was sich für die musikalische Einheit als durchaus vorteilhaft erwies. Nun spielte die Band vermehrt in wie Pilze aus dem Boden schiessenden Underground Clubs vor einem Love And Peace Publikum, das sich, verzückt durch die Einnahme verschiedenster Substanzen, des psychedelischen Sounds der Hampton Bruce Band erwartungsgemäss sehr erfreute. Die Stage Show der Band wurde immer populärer, denn neben friedlichem Jammen machte die Band auch immer wieder durch unkontrollierte Ausbrüche von sich reden, etwa, wenn Sänger Bruce Hampton plötzlich damit begann, Mobiliar wie Tische und/oder Stühle von der Bühne hinunter ins Publikum zu schmeissen, begleitet von unkontrollierten Urschrei-Attacken, derweil die Band in kakophonischer Weise den entsprechenden Soundtrack lieferte. Das war zappaesk einerseits, andererseits schlicht krank, verfehlte aber nicht seine Wirkung, beispielsweise in den Medien, wo die Hampton Grease Band weniger durch ihre Musik (die gemäss Fachgazetten ohnehin keine war), sondern eher durch ihre Bühnenexzesse auf sich aufmerksam machte. Gegen manche dieser "Einlagen" waren beispielsweise Jim Morrison's psychedelischen Bühnen-Ausraster gelinde gesagt Kinderkram.

Unaufhaltsam wuchs die Popularität der Gruppe, die sich in der Folge vor allem auf unangekündigte Konzerte in Parks und auf dem Land konzentrierte, da die meisten Clubbesitzer mittlerweile keinen Bock mehr hatten auf solche Chaoten in ihrem Schuppen. Der Piedmont Park in Downtown Atlanta wurde dabei zum Mittelpunkt des akustischen Geschehens. Es war der Ort, wo sich die Hippies trafen, und wo auch immer wieder zahlreiche lokale und überregionale Bands und Musiker auftraten, meist nur durch Mund zu Mund Propaganda oder allenfalls durch verteilte Handzettel angekündigt. Auch das zu dem Zeitpunkt populäre Strassenblatt "The Great Speckled Bird" nahm sich der Band an und promotete sie, anfänglich nur in und um Atlanta, später auch überregional. Ab August 1968 spielte die Gruppe sogar als Support Act für nationale Grössen wie die Allman Brothers, Spirit und Grateful Dead, wenn diese in Atlanta ein Gastspiel unter freiem Himmel gaben. Sie alle traten dann üblicherweise im Piedmont Park auf.

So nach und nach kristallisierte sich indes heraus, dass es mit den beiden Amateurmusikern an Bass und Schlagzeug auf Dauer nicht möglich sein würde, dem immer anspruchsvoller werdenden Publikum an immer grösseren Auftritten qualitativ gerecht zu werden, und so trennte man sich von Charlie Philips und Mike Rogers und nahm an deren Stelle die ausgebildeten und versierten Mike Holbrook (Bass) und Jerry Fields (Schlagzeug) in die Band. In dieser neuen Besetzung begann die Band kontinuierlich, ihre bis anhin eher losen und zufälligen Jams zu strukturieren und ihnen eine Form zu geben. Dabei stand das Schreiben von Songtexten als grösstes Problem im Raum, denn Sänger Bruce Hampton konnte das nicht und die anderen Bandmitglieder wollten nicht. So kam es, dass die Band zumeist aus Zeitschriften oder Zeitungen einzelne Sätze oder Phrasen (meist politischen Hintergrunds) als Ausgangsbasis für eigene Textaussagen wählte. Manchmal kopierte sie diese auch einfach ganz frech 1:1 und Bruce Hampton sang quasi die Nachrichten der Woche, wie sie in den Medien gedruckt worden waren. Oder man behändigte sich eines politischen Pamphlets, das in der Hippiezeit zuhauf als lose Blätter oder vielleicht in Form eines Underground Fanzines herumgereicht wurde und sponn die entsprechenden Gedanken oder Berichte einfach weiter. Improvisierte Lyrics quasi - dem musikalischen Programm der Band angepasst.

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Re: [REVIEW] Hampton Grease Band • Music To Eat (1971)

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Der Zuwachs an fähigen Musikern in den Personen von Jerry Fields und Mike Holbrook führte teils zu absonderlichsten Song-Aufbauten, indem die beiden etwa 5/4-Rhythmen arrangierten, wohingegen die beiden Gitarristen im 4/4-Takt dagegenspielten, weil diese das Timing nicht beherrschten. Ohne es zu wollen gelang der Band damit allerdings eine sehr vertrackte und konsequent schräge Rhythmik, die nicht selten in hervorragenden Kompositionen resultierte. Zum Beispiel der Song "Evans", wo zur Hälfte 4/5 und dann 4/4 gespielt wurde. Am Ende ging der Song dann mit seinen 20 Takten exakt wieder auf. Mathematisch natürlich hochkorrekt, musikalisch allerdings extrem wirr und schwer verdaulich zu konsumieren. "Evans" und manch andere Songs der Band klangen in etwa so, als würden 5 Musiker konsequent gegeneinander antreten, jeder für sich selbst jammen, um ab ungefähr der Mitte des Songs einander zu finden, nur um mit einer konkreten Ausgangsbasis und endlich perfektem Zusammenspiel gemeinsam den Song zu beenden. Auf diese Art und Weise sind etliche Songs der späteren Platte der Truppe aufgebaut. Das überlange, fast 20 Minuten den Zuhörer extrem fordernde "Halifax" etwa, oder auch "Six" (ebenfalls fast 20 Minuten lang), und auf jeden Fall der Titel "Hendon", mit über 20 Minuten der längste Jam des Albums.

Das Ausfeilen der Jams ging einher mit grossen Auftritten mit bis zu 300'000 Zuschauer im Publikum (!). Die Hampton Grease Band war jetzt gern gesehener Gast an zahlreichen Open Airs, wo sie mit den ganz Grossen des Musikbusiness spielen konnte, so zum Beispiel mit Jimi Hendrix, Captain Beefheart und seiner Magic Band, Procol Harum, ja sogar dem Mahavishnu Orchestra, John Mayall, B.B. King und Country Joe & The Fish. An einem Abend spielte die Band in New Jersey als Support Act für Alice Cooper. Als sie ihr Vorprogramm beendet hatte, wurde sie von der einen Hälfte des Publikums heftigst ausgebuht, währenddessen die andere Hälfte im Saal die Band frenetisch feierte und weitere Zugaben forderte. Das entwickelte sich so, dass plötzlich die Buhenden und die nach Mehr fordernden Zuschauer einander gegenseitig niederschrien. Das ging so weit, dass im Saal die Lichter wieder an gingen und der Veranstalter das Publikum ermahnen musste und mit Abbruch drohte, falls die brodelnde Menge sich nicht beruhigen sollte. Zu diesem Zeitpunkt begann Columbia Records, sich für die Band zu interessieren und nahm Kontakt auf mit Phil Walden, dem Besitzer von Capricorn Records. Dies, weil Columbia nicht herausfand, wie ein Kontakt zur Hampton Grease Band herzustellen war, da die Band über kein offizielles Management verfügte. Phil Walden spürte die Band dann auf und stellte über den lokalen Veranstalter Discovery Inc. in Atlanta den Kontakt zur Band her. Columbia wurde letztlich durch den Auftritt der Hampton Grease Band am Atlanta Pop Festival auf die verrückte Truppe aufmerksam und nun bot die Plattenfirma den Musikern einen Vertrag an über die Aufnahme eines Albums. Dafür zahlte Columbia Records der Band einen Vorschuss von 75'000 Dollars, von welchem zu Beginn der tatsächlichen Studioaufnahmen im Herbst 1970 gerade mal noch 17'000 Dollars übriggeblieben waren, nachdem die Bandmitglieder mit dem Rest einen ordentlichen Rambazamba gefeiert und die Kohle privat verjubelt hatten.

Am Halloween-Wochenende 1970 plus einigen wenigen Tagen darüber hinaus nahm die Band dann unter der Leitung des Tontechnikers David Baker (einem Freund der Bandmitglieder, der etliche Live-Auftritte gemixt hatte) die vier Jams auf, die von der Gruppe für das Album ausgesucht worden waren. Alle Songs wurden quasi in einem einzigen Take live eingespielt, nur für den längsten Track "Hendon" wendete die Band mehr Zeit auf. Das Stück besteht aus etlichen kleinen akustischen Nickligkeiten, die auch jedesmal anders klingen und keine Wiederholungen erfahren. Trotzdem spielten sie auch diesen Song in nur zwei Tagen ein. Wenn man sich "Hendon" anhört, kann man das noch heute kaum glauben. Die Band schickte nach Beendigung der Aufnahmen alles an Columbia Records. Dort wusste man allerdings nicht, was man mit diesem Material anfangen sollte. Keiner der Songs war kürzer als 18 Minuten, und so etwas wie eine kommerziell verwertbare Passage fand sich auch nirgends weit und breit. Radiofreundliches Futter gab es schlicht nicht, sodass die Band noch einmal ins Studio geschickt wurde, um wenigstens zwei oder drei kurze Songs mit so etwas wie einer Struktur oder einem nachvollziehbaren Ablauf aufzunehmen. Dafür wurde als Coach der Columbia Mitarbeiter Tom McNamee mit der Umsetzung und der Betreuung der Band beauftragt. Die aus diesen zusätzlichen Aufnahmesessions resultierenden Songs "Maria", "Lawton" und "Hey Old Lady/Bert's Song" waren indes von dermassen abstrusen Songtexten begleitet, dass sie sich trotz kürzerer Laufzeiten als genauso wenig radiotauglich herausstellten. Die daraus resultierende Konsequenz: Tom McNamee wurde gefeuert. Columbia Records entschied nunmehr, das Ganze als Doppelalbum zu veröffentlichen: Aus marktstrategischer Ueberlegung natürlich ein kompletter Hirnriss, denn wer sollte - ausser den brettharten Fans - ein Doppelalbum von einer Band kaufen, die in den Radiosendern gänzlich nicht existierte und zudem auch keinerlei Ambitionen hatte, irgendwelches annähernd Melodisches zu produzieren, das vielleicht ein paar Interessierte zum Kauf der Platte animieren könnte ?

Es kam, wie es kommen musste: Als die Platte Anfang 1971 erschien, promotete Columbia Records die Platte nur minim bis eigentlich gar nicht. Die brettharten und treuen Fans kauften sich die Doppel-LP, zumal sie ihre Lieblinge nun endlich auch zuhause anhören konnten. Columbia bot auch Phil Walden Geld an, das Album zu promoten, der jedoch dankend ablehnte. Da auch die für den Verkauf zuständige Abteilung bei Columbia nicht wusste, wie man die Platte vermarkten soll, schrieb sie einfach "File under Comedy" in die Newsletters an die Plattenläden. Dort verstubte die Hampton Grease Band dann neben Platten von u.a. Bill Cosby (!). Das letzte Highlight der Band war ein Auftritt im legendären Fillmore East in New York als Support Act für Frank Zappa & The Mothers Of Invention, nachdem kein Geringerer als Duane Allman - selbst ein glühender Fan der Hampton Grease Band - die Truppe dem legendären Konzertveranstalter Bill Graham wärmstens empfohlen hatte. Zu dem Zeitpunkt waren Frank Zappa und seine Mannschaft gerade damit beschäftigt, in New York Live-Aufnahmen mit John Lennon und Yoko Ono für die Nachwelt auf Band festzuhalten. In einem internen Memorandum von Columbia Records schrieb dann deren damaliger Chef Clive Davis am 8. Juni 1971 Folgendes:

"The Hampton Grease Band 's Fillmore appearance on the weekend of June 5/6 was a total success. They received two encores and a standing ovation for every set they played. Kip Cohen searched me out to tell me that the Hampton Grease Band members are among the finest musicians ever to grace the stage at the Fillmore. Glenn Philips, their guitarist, was involved in a Jam Session with Frank Zappa and his enthusiasm was equal to that of Cohen. The Hampton Grease Band could become cult heroes with the right kind of publicity."

Die Worte waren eine schöne moralische Unterstützung für die Musiker der Band - bewirken konnten sie indes leider nichts. Als Sänger Bruce Hampton sich 1973 von der Band verabschiedete, weil er sich bei Frank Zappa um einen ausgeschriebenen Posten als Sänger bewarb (den er nicht erhielt), fiel die Band auseinander. Harold Keeling gründete die Band THE STARVING BRAINEATERS. Später die CREATURES DEL MAR und die MASTERS OF THE EDGE. Bruce Hampton gründete zuerst erfolglos seine eigene Band und schloss sich später der Band AQUARIUM RESCUE UNIT an. Danach war er aktiv bei den FIJI MARINERS. Am produktivsten war Gitarrist Glenn Philips. Er veröffentlichte mehr als ein Dutzend instrumentale Soloalben und spielte bei der Band SUPREME COURT mit. Mike Holbrook ging zur MIKE GREENE BAND, welche in den 70ern zwei Alben veröffentlichte, wechselte dann ebenfalls zu SUPREME COURT und der GLENN PHILIPS BAND. Jerry Fields ging zurück zum College und machte später seinen Master in Musik-Wissenschaften. Er begleitete danach sowohl Bruce Hampton, wie auch Glenn Philips in deren Bands und ging anschliessend der Beschäftigung als Lehrer für perkussive Instrumente nach.

Nochmals auf die Anfangsfrage zurückkommend: Wie nennt man also das, was die Hampton Grease Band spielt ? Glenn Philips hat es so formuliert:

"Grease. It's a concept of music - It's a concept of life - It means lobster eggs and ointment. It means basically to suck. It's hard to define. See, our main ambition in life, aside from growing a bosom on top of our heads, is to die on-stage. When we die on-stage, that will be when we ultimately reach Grease. - Suckrock. It's a combination between suckrock and ointment. It's all a form of eggs; it all leads back to eggs. The goal is complete expression. When you completely attain this expression, you won't sound like anybody. You have your own sound and you just destroy. What we want people to do is just come in and hear Grease and to destroy. Yeah, that's it!"





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Re: [REVIEW] Hampton Grease Band • Music To Eat (1971)

Beitrag von Louder Than Hell »

Habe ich dich durch mein gestriges Posting angefixt? Auf jeden Fall demnächst mehr dazu von mir.
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Re: [REVIEW] Hampton Grease Band • Music To Eat (1971)

Beitrag von Beatnik »

Louder Than Hell hat geschrieben: Di 4. Jul 2023, 23:28 Habe ich dich durch mein gestriges Posting angefixt? Auf jeden Fall demnächst mehr dazu von mir.
Kann man so sagen, etwas lange Verschüttetes wieder frei gelegt. Solche Sachen wie die Hampton Grease Platte erachte ich als völlig eigen, denn diese Musik sprengt alles weg, was man so gewohnt ist, denn hier spielt ein entscheidendes Faktotum mit, das es so kaum anderswo zu hören gibt: Der Amateur-Geist weht durch die ganze Platte und der verleiht dieser Musik diesen ganz eigenen abgedrehten Charme. Was bei Zappa im Kopf entstand, kriegte die Hampton Grease Band durch völlig unbefangenes, frech-freies Jammen zustande, ohne sich gross Gedanken zu machen, ob das Jemandem gefällt oder gar irgendeinem qualitativen Anspruch genügen würde. Zu dem Zeitpunkt war die Band live sehr erfolgreich und die Unterstützung der grössten Plattenfirma Columbia liess die Band bestimmt im Glauben, sie wäre toll und geniesse die volle künstlerische Freiheit. Und das war ja auch so - eine verrückte Zeit, in der fast alles möglich war. Finde ich toll, denn diese Freiheit hat uns einige tolle, abgedrehte Sachen wie eben dieses Album hinterlassen.
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Re: [REVIEW] Hampton Grease Band • Music To Eat (1971)

Beitrag von Louder Than Hell »

Erst einmal vielen Dank für diese umfassende Rezi, die mich geradezu ins Schwärmen bringt. Die vielen Details, die du hier einbringst, waren mir zuvor nicht bekannt gewesen. Fast hat man den Eindruck, als wärst du hautnah bei der Band gewesen.

Mit deinem weiteren Statement hast du mir fast die Worte aus den Mund genommen. Auch ich finde die Musik der Band faszinierend und in einer gewissen Art und Weise auch einzigartig. Frank Zappa/ Mothers und auch der Captain Beefheart waren hier sicherlich wegweisende Begleiter, trotzdem haben sie mit ihrer jamartigen Spielweise ihren eigenen Weg gefunden und entsprechend musikalisch ausgemalt.

Folge Attribute fallen mir spontan zu ihrer Musik ein: surreal, verspielt, energisch, komplex, progressiv, abstrakt und chaotisch. Auch die Vielzahl der Taktänderungen sind ein leuchtendes Aushängeschild ihrer Musik.

Ein Jammer, dass von ihnen nicht mehr kam ......
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BRAIN
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Re: [REVIEW] Hampton Grease Band • Music To Eat (1971)

Beitrag von BRAIN »

Ich habe genau diese LP auch.
Mittlerweile dürfte sie schon über 15 Jahre im Regal stehen, aber ich muss sagen, dass ich an der Musik und am Gesang noch sehr knappere.
Als Zappa-Fan liegt mir der Beefheart-artige Gesang sogar nahe, aber es zündet bisweilen nicht.
Ich werde die Band nicht aufgeben den vieles daran passt in mein Beuteschema, aber ich muss mir noch einiges erschliessen um eine Begeisterung dafür zu entwickeln.
Deine Ausführungen bringen auf jeden fall wieder ein Stück näher!
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