[PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

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BRAIN
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[PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von BRAIN »

Der folgende Artikel soll keine vollständige Darstellung von Zappas Karriere bieten, dafür würde ein ganzes Buch nicht ausreichen.
Innerhalb weniger Jahre hat Zappa ein außergewöhnlich reiches Werk geschaffen, das in Zyklen funktioniert.
In diesem Artikel werden einige dieser Zyklen vorgestellt, in denen die kleine Geschichte des genialen Schnurrbartträgers mit der großen Geschichte der Popmusik vereint wurde.

Ob über- oder unterschätzt wird wohl, je nach Standpunkt, nicht zu klären sein aber auf jeden Fall gibt es keinen vergleichbaren Künstler.
In den gut 25 Jahren seiner aktiven Musikerlaufbahn stellte Zappa ca. 40 Studioalben fertig.
Dabei arbeitet er mit über 300 Elitemusikern, Chören, Sinfonieorchestern, Ensemblen zusammen, förderte überdies Nachwuchskünstler.
Sein musikalisches Spektrum umfasste Rock, Avantgarde, Klassik und Jazz was die Urteilsfähigkeit normaler Rockfans bei Weitem übersteigt.
Er war Komponist, Arrangeur, Produzent, Multiinstrumentalist, Regisseur und Songwriter.
Er hatte seit 1963 ein eigenes Homerecording Studio, managte sich selbst, verlegte seine Platten selbst, erdachte Bühnenshows und Comedyeinlagen und plante Tourneen selbst.
Durch diese Eigenständigkeit kam es nie zu künstlerischen Kompromissen.
Daneben betätigte er sich nicht nur als Gesselschaftskritiker sondern war auch politisch aktiv und unterhielt seine eigenen Plattenlabel, Zappa Records, Straight, Discreet, Barking Pumpkin Records und was weiß ich noch alles.
Ob einem die Musik (welche nicht für Hinz und Kunz gedacht ist) gefällt oder nicht, von einem solchen Lebenswerk kann man durchaus beeindruckt sein.
Ich denke, wäre er nicht zu früh gestorben, hätte er es noch zum US Präsident gebracht.

Bei Uncle Meat handelt es sich um das letzte Mothers of Invention-Werk.
Zwar gab es später noch posthum veröffentlichte MoI Scheiben, bei den Uncle Meat- Aufnahmen handelt es sich jedoch um die letzten Aufnahmen dieser Bandbesetzung.
Uncle Meat ist wohl ihr artifiziellstes und reifstes Werk. Sicherlich ein Höhepunkt!
Für eine der 8 MoI Platten kann ich mich nicht entscheiden, am meisten läuft jedoch Freak Out und Absolutely Free.
Wen der zappaeske Klamauk stört hat hier von vorneherein verloren aber die Mischung aus R&B, Rock und Doo Wop ist einfach grandios.

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Sein eigentliches Solodebut ist das hochexperimentelle Lumpy Gravy aus dem Jahre 1968.
Wenn ich mich auf ein Zappa Werk festlegen müsste wäre es Hot Rats das stärker als zuvor Jazzelemente enthält.
Waka/Jawaka und The Grand Wazoo schließen stilistisch, mit größerer Bandbesetzung, an Hot Rats an.
Diese Zappaperiode mag ich am liebsten.

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Wesentlich Song- und rockorientierter sind Over-Nite Sensation, Apostrophe (’), One Size Fits All und Sheik Yerbouti welche, wie man so sagt, in keiner Sammlung fehlen sollten.

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Das Spätwerk ist von immer größeren stilistischen Brüchen geprägt.
Oft höre ich hier noch die Jazz from Hell die fast komplett am Computer erzeugt wurde.
Ein letzter Höhepunkt stellt wohl The Yellow Shark aufgenommen, zusammen mit dem Ensemble Modern, da.

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Bis heute werden immer wieder mal interessante Aufnahmen aus den Archiven veröffentlicht, was der Übersichtlichkeit seiner Discographie nicht gerade zugute kommt.
Auch gibt es Dutzende von Liveaufnahmen.
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BRAIN
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von BRAIN »

Diskografie

Freak Out! – Juli 1966
Absolutely Free – Mai 1967
We’re Only in It for the Money – Januar 1968
Lumpy Gravy – Mai 1968
Cruising with Ruben & the Jets – November 1968
Uncle Meat – April 1969
Mothermania – April 1969
Hot Rats – Oktober 1969
Burnt Weeny Sandwich – Februar 1970
Weasels Ripped My Flesh – September 1970
Chunga’s Revenge – Oktober 1970
Fillmore East, June 1971 – August 1971
200 Motels – Oktober 1971
Just Another Band from L.A. – März 1972
Waka/Jawaka – Juli 1972
The Grand Wazoo – Dezember 1972
Over-Nite Sensation – Juni 1973
Apostrophe (’) – April 1974
Roxy & Elsewhere – September 1974
One Size Fits All – Juni 1975
Bongo Fury – Juni 1975
Zoot Allures – Oktober 1976
Zappa in New York – März 1978
Studio Tan – September 1978
Sleep Dirt – Januar 1979
Sheik Yerbouti – Februar 1979
Orchestral Favorites – Mai 1979
Joe’s Garage, Act I – September 1979
Joe’s Garage, Act II & III – November 1979
Tinsel Town Rebellion – Mai 1981
Shut Up ’n Play Yer Guitar – Mai 1981
Shut Up ’n Play Yer Guitar Some More – Mai 1981
Return of the Son of Shut Up ’n Play Yer Guitar – Mai 1981
You Are What You Is – September 1981
Ship Arriving Too Late to Save a Drowning Witch – Mai 1982
The Man from Utopia – März 1983
Baby Snakes – März 1983
London Symphony Orchestra, Vol. 1 – Juni 1983
Boulez Conducts Zappa: The Perfect Stranger – August 1984
Them or Us – Oktober 1984
Thing-Fish – November 1984
Francesco Zappa – November 1984
The Old Masters Box 1 – April 1985
FZ Meets the Mothers of Prevention – November 1985
FZ Meets the Mothers of Prevention, European Version – 1986
Does Humor Belong in Music? – Januar 1986
Jazz from Hell – November 1986
The Old Masters Box 2 – November 1986
London Symphony Orchestra Volume II – September 1987
The Old Masters Box 3 – Dezember 1987
Guitar – April 1988
You Can’t Do That on Stage Anymore Volume I – Mai 1988
You Can’t Do That on Stage Anymore Volume II – Juli 1988
Broadway the Hard Way – Oktober 1988
You Can’t Do That on Stage Anymore Volume III – November 1989
The Best Band You Never Heard in Your Life – April 1991
You Can’t Do That on Stage Anymore Volume IV – Mai 1991
Make a Jazz Noise Here – Juni 1991
You Can’t Do That on Stage Anymore Volume V – Juli 1992
You Can’t Do That on Stage Anymore Volume VI – Juli 1992
Playground Psychotics – Oktober 1992
Ahead of Their Time – März 1993
The Yellow Shark – Oktober 1993 (zusammen mit dem Ensemble Modern)
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nixe
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von nixe »

Vor, na sagen wir mal ca. 25 Jahren hatte ich das letzte Mal die Alben gezählt & kam da bereits auf 60!
Also kopier ich mal nur die, die ich nicht habe:
Mothermania – April 1969
The Old Masters Box alle
FZ Meets the Mothers of Prevention nur eine Version
OK, soweit so gut.
Nun, Deine best of Alben sind halt meine ProblemZonen! Aber das dürfte hinreichend bekannt sein & trotzdem stehen sie hier!
Waka/Jawaka – Juli 1972 & The Grand Wazoo – Dezember 1972 sogar als Box, was soll's?
Leider hat Frank die live Alben alle bearbeitet, sprich geschnippelt & deswegen freue ich mich auf fast jede live Aufnahme, die der Trust veröffentlicht, weil die sich eben nicht die Mühe der Bearbeitung machen, somit unzensiert!
Meine Zeit beginnt mit Over-Nite Sensation – Juni 1973 & geht bis fast zum Schluß.
Gerade in den bösen 80-ern gefiel er mir live ausnahmslos! Wo andere Federn lassen mußten, drehte er voll auf.
Während ich mit The Yellow Shark – Oktober 1993 gut klar kam, spätestens seit dem Konzert Mittschnitt auf 3sat.
Nur Civilisation III war nix!
Tschüß
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Alexboy
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von Alexboy »

Ende der 60er kam ich mit Zappas Mothers das erste mal durch das Radio und - meine damalige stetigen Tonbandaufnahmen - in deren Hörbereich. Brown Shoes don't make it - was für ein seltsamer Titel, den die Dame am Mikrophon angekündigt hatte. Vom Album Absolutely free war dann schon verständlicher. Und das diese Mothers absolut nix mit meiner oder sonstigen Müttern aus dem Bekanntenkreis gemein hatten, war auch relativ schnell sehr eindeutig.
Jahre später spielte - von 23:00 - 24:00 Uhr - ein DJ im hiesigen Radio-Sender verschiedene Stücke aus dem Werk von FZ, was für den Sender ein Kündigungsgrund war. :twisted:
Der Film 200 Motels war - für einen Tag - im hiesigen Kino. :crazy: Aber egal, es gab die LP. :beer:
Roxy & Elswhere dudelte nach seinem Erscheinen in - fast - jedem Wohnzimmer!
Joe's Garage war ein Geschenk von einem Freund zu meinem 25 Geburtstag. 8-)
Bobby Brown tummelt sich seit Jahrzehnten in den öffentlich Rechtlichen, und - fast - keiner versteht den Text. :twisted:
1980 war der große FZ in der Omlypia-Halle in München - wenn Ihr genau hinhört könnt er mich auf der vor kurzem erschienen Live-Scheibe klatschen hören. :ugeek:
...
Seit vielen Jahren erfreuen mich die Kompositionen des großen Meisters, und es gibt immer noch viel zu entdecken.
In diesem Sinne - Freak out! :prayer:
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nixe
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von nixe »

Yes- Freak Out: ich habe Dich klatschen gehört & zwar links rechts in der Mitte...
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Alexboy
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von Alexboy »

nixe hat geschrieben: Fr 26. Mai 2023, 13:34 Yes- Freak Out: ich habe Dich klatschen gehört & zwar links rechts in der Mitte...
Du hast echt gute Ohren! Ich war ganz oben auf dem Rundgang von rechts über die Mitte nach links um den besten Klang in dieser Halle zu testen. :yes: :wave: :beer:
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nixe
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von nixe »

Alexboy hat geschrieben: Fr 26. Mai 2023, 13:38
nixe hat geschrieben: Fr 26. Mai 2023, 13:34 Yes- Freak Out: ich habe Dich klatschen gehört & zwar links rechts in der Mitte...
Du hast echt gute Ohren! Ich war ganz oben auf dem Rundgang von rechts über die Mitte nach links um den besten Klang in dieser Halle zu testen. :yes: :wave: :beer:
Jetzt staune ich aber doch selber über mich...
Tschüß
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BRAIN
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von BRAIN »

Zappa , und das perfekte Amerika

In seinem kleinen Familienhaus überbrückte Zappa seine Langeweile mit dem Durchblättern einer Musikzeitschrift, die seine Eltern dort zurückgelassen hatten.
Nach einigen Seiten stößt er auf eine schlechte Rezension von Ionisation, einem Werk des zeitgenössischen Komponisten Edgard Varese.
Der Rezensent beendete seinen Artikel mit der Behauptung, dass "diese Musik unhörbar ist" - eine Aussage, die das Interesse des jungen Mannes weckte, der sich strikt gegen jegliche Konformität aussprach.
Die Platten von Varèse brachten ihn dazu, das Komponieren zu lernen, während er die Schulstunden damit verbrachte, seiner anderen großen Leidenschaft nachzugehen: dem Rhythm’n‘Blues.

Johnny Guitar Watson gesellte sich noch zu Varèse in Zappas musikalischem Universum, der 1958 mit dem Komponieren begann.
Es handelte sich damals um einen Soundtrack für den Film Run Home Slow, einen Western, der nie realisiert wurde.
Dennoch war es ein wichtiges Ereignis in Zappas Karriere, denn er erhielt seinen ersten Auftrag, ein erstes Zeichen der Anerkennung, dass ihm den Respekt seiner Familie einbrachte.
Er verließ schnell sein Elternhaus, um ein Leben als Bohemien zu führen, dass ihn oft zu Gelegenheitsjobs zwang, um seine Rechnungen zu bezahlen. Nachdem der Komponist eine Aufnahme von "erotischen Geräuschen" für einen lüsternen Kunden gemacht hatte und wegen Obszönität angeklagt wurde, rief ihn das Kino erneut an.
Dieses Mal ist es Tim Carrey, der seine Dienste für seinen Film "The Word Greatest Sinner" in Anspruch nimmt.
Der Film ist eine heftige Kritik an der amerikanischen Prüderie, für die Zappa erst Monate nach seiner Fertigstellung die Bezahlung erhielt.
Zusammen mit den Erlösen aus seiner Arbeit für eine Fernsehsendung konnte er damit ein leerstehendes Studio und Aufnahmegeräte kaufen.
Auf einer dieser Reisen lernte er 1964 die Musiker kennen, mit denen er seine Band gründete.
Die Band nannte sich zunächst Soul Giant, benannte sich am Muttertag in Mothers Of Invention um und spielte in den Bars von Hollywood verrückten Rythm 'n Blues.

Zwischen diversen Konzerttätigkeiten komponiert Zappa die ersten Mother-Titel wie "Hungry Freak Daddy".
Ein ätzender Rock, der auf dem ersten Album seine Vollendung finden sollte.
Bei einem Auftritt der Band im Whisky A Gogo wurden sie von Tom Wilson entdeckt.
Er ist ein bekannter Produzent, der unter anderem mit Bob Dylan zusammengearbeitet hat.
Eine ganze Generation junger Weißer eroberte die Charts, indem sie die Formeln von Muddy Waters und Howling Wolf übernahmen.
Die Rolling Stones sind auf dem Vormarsch, die Paul Butterfield Blues Band legt die Grundlagen für den Bluesrock.
Als Tom Wilson den Auftritt der Mothers hört, glaubt er, einen weiteren weißen Rythm 'n Blues-Vertreter entdeckt zu haben, und nimmt die Freaks schnell mit ins Studio, um ihr erstes Album aufzunehmen.
Als extremer Perfektionist schrieb Frank Zappa komplexe Partituren, die er seine Musiker so lange üben ließ, bis sie perfekt waren.
Als er ins Studio ging, benutzte Zappa kaum seine Gitarre, sondern zog es vor, seine Band wie ein Dirigent zu dirigieren, der zu sorgfältig ausgearbeiteten Experimenten aufbrach.

Als Tom Wilson dieses surreale Schauspiel sah, rannte er zu seinen Chefs, um sie zu warnen.
Schließlich wurde die Platte nicht ganz zu einem Rythm 'n Blues-Album.
Dennoch ließ das Label seinem neuen Schützling völlige Freiheit.
Er lud eine Legion von Freaks ein, um Schlagzeug zu improvisieren, und bastelte dann an den Aufnahmebändern herum.
Der Schnurrbartträger nutzte die Möglichkeiten der Studios, um einige Bänder zu beschleunigen, wenn er seine Kompositionen mit verrücktem Stöhnen und anderen Geräuschen verzierte.
Freak out erschien 1966 und ging sofort in die Geschichte ein.
McCartney gab zu, dass ihn die verrückten Experimente auf diesem Album bei den Aufnahmen zu Sergeant Pepper inspiriert hatten.
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Louder Than Hell
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von Louder Than Hell »

BRAIN hat geschrieben: So 28. Mai 2023, 16:11 Zappa , und das perfekte Amerika

In seinem kleinen Familienhaus überbrückte Zappa seine Langeweile mit dem Durchblättern einer Musikzeitschrift, die seine Eltern dort zurückgelassen hatten.
Nach einigen Seiten stößt er auf eine schlechte Rezension von Ionisation, einem Werk des zeitgenössischen Komponisten Edgard Varese.
Der Rezensent beendete seinen Artikel mit der Behauptung, dass "diese Musik unhörbar ist" - eine Aussage, die das Interesse des jungen Mannes weckte, der sich strikt gegen jegliche Konformität aussprach.
Die Platten von Varèse brachten ihn dazu, das Komponieren zu lernen, während er die Schulstunden damit verbrachte, seiner anderen großen Leidenschaft nachzugehen: dem Rhythm’n‘Blues.

Johnny Guitar Watson gesellte sich noch zu Varèse in Zappas musikalischem Universum, der 1958 mit dem Komponieren begann.
Es handelte sich damals um einen Soundtrack für den Film Run Home Slow, einen Western, der nie realisiert wurde.
Dennoch war es ein wichtiges Ereignis in Zappas Karriere, denn er erhielt seinen ersten Auftrag, ein erstes Zeichen der Anerkennung, dass ihm den Respekt seiner Familie einbrachte.
Er verließ schnell sein Elternhaus, um ein Leben als Bohemien zu führen, dass ihn oft zu Gelegenheitsjobs zwang, um seine Rechnungen zu bezahlen. Nachdem der Komponist eine Aufnahme von "erotischen Geräuschen" für einen lüsternen Kunden gemacht hatte und wegen Obszönität angeklagt wurde, rief ihn das Kino erneut an.
Dieses Mal ist es Tim Carrey, der seine Dienste für seinen Film "The Word Greatest Sinner" in Anspruch nimmt.
Der Film ist eine heftige Kritik an der amerikanischen Prüderie, für die Zappa erst Monate nach seiner Fertigstellung die Bezahlung erhielt.
Zusammen mit den Erlösen aus seiner Arbeit für eine Fernsehsendung konnte er damit ein leerstehendes Studio und Aufnahmegeräte kaufen.
Auf einer dieser Reisen lernte er 1964 die Musiker kennen, mit denen er seine Band gründete.
Die Band nannte sich zunächst Soul Giant, benannte sich am Muttertag in Mothers Of Invention um und spielte in den Bars von Hollywood verrückten Rythm 'n Blues.

Zwischen diversen Konzerttätigkeiten komponiert Zappa die ersten Mother-Titel wie "Hungry Freak Daddy".
Ein ätzender Rock, der auf dem ersten Album seine Vollendung finden sollte.
Bei einem Auftritt der Band im Whisky A Gogo wurden sie von Tom Wilson entdeckt.
Er ist ein bekannter Produzent, der unter anderem mit Bob Dylan zusammengearbeitet hat.
Eine ganze Generation junger Weißer eroberte die Charts, indem sie die Formeln von Muddy Waters und Howling Wolf übernahmen.
Die Rolling Stones sind auf dem Vormarsch, die Paul Butterfield Blues Band legt die Grundlagen für den Bluesrock.
Als Tom Wilson den Auftritt der Mothers hört, glaubt er, einen weiteren weißen Rythm 'n Blues-Vertreter entdeckt zu haben, und nimmt die Freaks schnell mit ins Studio, um ihr erstes Album aufzunehmen.
Als extremer Perfektionist schrieb Frank Zappa komplexe Partituren, die er seine Musiker so lange üben ließ, bis sie perfekt waren.
Als er ins Studio ging, benutzte Zappa kaum seine Gitarre, sondern zog es vor, seine Band wie ein Dirigent zu dirigieren, der zu sorgfältig ausgearbeiteten Experimenten aufbrach.

Als Tom Wilson dieses surreale Schauspiel sah, rannte er zu seinen Chefs, um sie zu warnen.
Schließlich wurde die Platte nicht ganz zu einem Rythm 'n Blues-Album.
Dennoch ließ das Label seinem neuen Schützling völlige Freiheit.
Er lud eine Legion von Freaks ein, um Schlagzeug zu improvisieren, und bastelte dann an den Aufnahmebändern herum.
Der Schnurrbartträger nutzte die Möglichkeiten der Studios, um einige Bänder zu beschleunigen, wenn er seine Kompositionen nicht mit verrücktem Stöhnen und anderen Geräuschen verzierte.
Freak out erschien 1966 und ging sofort in die Geschichte ein.
McCartney gab zu, dass ihn die verrückten Experimente auf diesem Album bei den Aufnahmen zu Sergeant Pepper inspiriert hatten.
Groooßartig :yes: :yes:
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Beatnik
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von Beatnik »

Oh ja, grossartig geschrieben! :yes: :yes:
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.

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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von BRAIN »

Zappas Antwort auf den Mc Cartney Kommentar, lässt nicht lange auf sich warten.
"We’re Only in It for the Money".
Dieser Satz wurde bald zum Titel eines Albums, als Zappa nach dem zugänglicheren Absolutely Free die Lächerlichkeit der Hippiebewegung aufzeigen wollte.
Absolutely Free war rockiger und griff die Sitten einer amerikanischen Gesellschaft an, die durch Fernsehen, religiöse und soziale Moral und Konsumterror entfremdet wurde.
Man kannte Zappa als Komponisten, nun präsentierte er sich als außergewöhnlicher Gitarrist, mit den großartigen Gitarrenlinien in "Call Any Vegetable / Invocation And Ritual Dance Of The Pumpkins".

Das einige Monate später erschienene We're Only In It For The Money ist stärker auf die Exzesse einer aufblühenden Popkultur ausgerichtet.
Schon auf dem Cover attackiert Zappa das größte Symbol dieser populären Hysterie, die Beatles.
Paul McCartney verhandelte sogar mit Zappa darüber, die Veröffentlichung des Albums zu verschieben, um das Pop-Monument Sgt. Pepper nicht zu beschädigen.
Für all diese Hippies, die einer Revolte anhängen, die er für künstlich hielt, sieht Zappa eine kurzlebige Mode, existenziellen Leere und eine konformistische Zukunft voraus.
Die Platte wird die Mothers noch nicht reich machen, aber ihr ätzender und zeitloser Pop steht in einer Reihe mit den großen Ideologien der 60er Jahre.
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von Louder Than Hell »

Ich bin begeistert von deinen Ausführungen in Sachen Mothers/ Zappa und freue mich auf weitere Ergänzungen. :yes: :yes: :yes:
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Beatnik
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von Beatnik »

@Brain: Ich hatte in den 70er Jahren mal von Urban Gwerder dessen Buch über Frank Zappa gelesen. Leider ist es irgendwann verloren gegangen. Ich muss mich mal schlau machen, ob man das vielleicht noch beschaffen kann. Es galt damals als eines der besten Bücher über Zappa. Vielleicht kennst Du es ja. 😉
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von BRAIN »

Beatnik hat geschrieben: Mo 29. Mai 2023, 16:34 @Brain: Ich hatte in den 70er Jahren mal von Urban Gwerder dessen Buch über Frank Zappa gelesen. Leider ist es irgendwann verloren gegangen. Ich muss mich mal schlau machen, ob man das vielleicht noch beschaffen kann. Es galt damals als eines der besten Bücher über Zappa. Vielleicht kennst Du es ja. 😉
Nein, der Name sagt mir nichts aber bei Musikliteratur schreibt auch der eine vom anderen ab, zuletzt habe ich auch meine Infos irgendwoher und in meinen Text verquirlt.
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von BRAIN »

Der Geruch von Jazz

1969 traf Zappa auf den ausgebrannten Captain Beefheart, dessen Plattenfirma ihn nach monatelangen Schwierigkeiten schließlich fallen ließ.
Nachdem er sein eigenes Label gegründet hatte, holte Zappa die Band seines alten Freundes zurück und kam in sein Umfeld, in dem er wie ein Tyrann herrschte, um sein nächstes Album aufzunehmen.
Alle Musiker wurden gezwungen, während der Aufnahmen im Studio zu bleiben, und arbeiteten stundenlang, um ihrem Bandleader dabei zu helfen, seine verrückten Ideen zum Leben zu erwecken.

Beefheart sieht sich selbst als Künstler, der mit Klängen umgeht wie ein Maler, der seine Farben verteilt.
Da er nicht komponieren kann und sich das Klavierspielen selbst beigebracht hat, muss die Magic Band in der Lage sein, seinen knappen Anweisungen zu folgen.
Das hindert ihn jedoch nicht daran, eine sehr genaue Vorstellung von dem unstrukturierten Blues seiner Band mitzuteilen.
In der Tradition des Jazz jammt die Magic Band so lange, bis sie die perfekte Formel gefunden hat, die von Zappa ohne Nachbesserungen aufgenommen wurde.
So war Beefheart an der Entwicklung eines Meisterwerks beteiligt, dass erst Jahre nach seiner Veröffentlichung anerkannt wurde.
Vor allem aber teilte Zappa seine musikalischen Vorlieben wieder mit seinem alten Freund und entdeckte mit "Hot Rats" den Jazz neu.
Diese Wiederentdeckung ist der Ausgangspunkt für einen neuen Diskografie-Zyklus Zappas, was ihn zu der Aussage auf der Bühne brachte
"Der Jazz ist nicht tot, er riecht nur etwas komisch".

Im selben Jahr 1969 arbeitete Zappa am Soundtrack zu Uncle Meat, einem Film, bei dem er Regie führen wollte.
Der Film kam leider nie zustande, aber der Soundtrack wurde zu Zappas neuem Soloalbum.
Der musikalische Wandel ist wiederum eklatant.
Die fordernden oder ironischen Texte werden durch lange instrumentale Delirien ersetzt, und den Musikern wird eine größere Freiheit eingeräumt.
Inspiriert durch die Lektionen von Coltrane und Miles Davis versuchte Frank Zappa nicht mehr, alles zu kontrollieren, was seine Instrumentals jedoch nicht davon abhielt, im Studio sorgfältig ausgearbeitet zu werden.
Auch der Komponist Zappa experimentierte weiter und bearbeitete die Bänder, um die verrückten Instrumentals zu erhalten, die er sich vorstellte.
Diese Freiheit für die Musiker, seine Liebe zu komplexen Kompositionen und sein Perfektionismus machen Uncle Meat zu seinem erfolgreichsten Werk und zum Liebling vieler Fans.
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Pavlos
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von Pavlos »

Sehr toller Thread!!
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Beatnik
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von Beatnik »

Zappa's Zitat über den Geruch des Jazz ist legendär. Toll geschrieben. 👍👍
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.

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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von BRAIN »

Von 1969 bis Mitte der 70er Jahre prägte der Jazz die Rockkultur durch den progressiven Rock von Soft Machine.
Es entstand eine Jazz-Rock-Szene in Canterbury, und Miles Davis schloss sich dem Trend an, nachdem er das Genie "Hendrix" entdeckt hatte.
Der Weg, der Zappa zu Uncle Meat, dann zu Hot Rats und schließlich zum großartigen Grand Wazoo führte, ist übrigens derselbe, den Soft Machine auf ihrem zweiten Album beschreitet.
Zappa startet mit experimenteller Musik, bei der der Jazz seine melodiösen Noten und ungehemmten Instrumentals beisteuert, bevor er langsam in eine zunehmend virtuose Musik abrutscht.
Der Jazz, der zunächst eine Färbung war, wird allmählich zur wesentlichen Zutat einer Musik, die sich seine Virtuosität aneignete.
Viele Gitarristen waren von der Komplexität einiger Soli in Hot Rats begeistert, während Waka / Jawaka diese Virtuosität mit weitaus komplexeren Kompositionen verband.
The Grand Wazoo glänzt schließlich vor allem durch seine prächtigen Instrumentals, die Miles Davis in nichts nachstanden.
Frank hat sich dafür mit einem richtigen Orchester umgeben, dass aus lauter Jazzgrößen bestand.
Die Anzahl der Musiker musste später aus Budgetgründen reduziert werden, aber laut Zappa blieb diese Band die beste, die er je gehabt hatte.
Um den Zyklus zu schließen, nahm Zappa mit einer reduzierten Band Apostrophe und Overnight Sensation auf, zwei Platten, auf denen er das Format des Popsongs aufgriff, ohne die Wärme und die musikalischen Anforderungen des Jazz zu verlieren.
Nach dem großartigen Live-Album Roxy & Elsewhere reduzierte er weitgehend die starken Jazz-Einflüsse wieder.
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Alexboy
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von Alexboy »

Für diesen Aufsatz - der hoffentlich noch ein paar Seiten weiter geht :twisted: - gibt es jetzt schon die 1*! :yes: :beer:
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BRAIN
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Re: [PORTRAIT] Zappa, Frank & The Mothers of Invention

Beitrag von BRAIN »

Die 1973 und 1974 veröffentlichten Alben Overnight Sensation und Apostrophe, die den Jazz-Zyklus abschlossen, zeigten deutlich den Wunsch, das breite Publikum anzusprechen, ohne Zappas musikalische Identität zu verraten.
Apostrophe war ein relativ erfolgreiches Album, das mit Gold ausgezeichnet wurde, dessen Verkaufszahlen jedoch bei weitem nicht an die der damaligen Giganten heranreichten.

Zoot Allures, dass 1976 erschien, zeigte einen Musiker, der entschlossen war, in die großen Rock-Arenen hinabzusteigen, um sein Image in der Mainstream-Landschaft durchzusetzen, die ihn nie wirklich haben wollte.
Diese Ambition ist klar, die Band übernimmt die einfache und effektive Struktur des Hard-Rock, während ihr Frontmann zeigt, dass er es durchaus mit Led Zeppelin und anderen Helden der heulenden Gitarre aufnehmen kann.

Diese Transformation entwickelte Zappa sehr effektiv, obwohl man bedauern kann, dass die Einzigartigkeit der Mothers weitgehend einer Musik des überverstärkten Rocks geopfert wurde.
Obwohl "Zoot" eine ideale Einführung für diejenigen ist, die Zappa kennenlernen wollen, bleibt der Erfolg aus, als ob die breite Öffentlichkeit Zappa endgültig aus der Mainstream-Landschaft verbannen wollte.
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