[REVIEW] Sigur Rós - Átta (2023)

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BRAIN
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[REVIEW] Sigur Rós - Átta (2023)

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Zehn Jahre.
So lange hat es gedauert, bis Sigur Rós zurückkamen.
Zehn sehr lange Jahre, in denen so viel passiert ist.
Der Titel "Átta", was so viel wie "trivial" bedeutet, reizt die Fantasie allerdings nur wenig.
Das Album enthält zehn Tracks, genau wie die Jahre des Wartens auf das, was die Band als "das bisher intimste und emotional direkteste Album" bezeichnet hat.

Der Multiinstrumentalist Kjartan Sveinsson stößt nach seinem "Abschied" im Jahr 2012, nun wieder zu Frontmann Jónsi und Bassist Georg Holm.
Nach den Worten von Kjartan Sveinsson wollte man "nur ein minimales Schlagzeug", damit "die Musik wirklich spärlich, schwebend und schön" sei.
Weiter sagt er: "Wir werden älter und zynischer, also wollte ich einfach, dass wir etwas fühlen!
Sveinsson stimmt zu: "Wir wollten uns erlauben, ein bisschen dramatisch zu sein und diesen Arrangements einen weiten Klangraum zu geben.
Die Welt braucht das gerade jetzt.

Átta" fängt folglich mit breiten Klangwolken irgendwo an und zeigt mit dem eröffneten "Glóð" eine wahre Harmonie, oder besser gesagt eine Schönheit, die an einigen Stellen des Albums sogar himmlische Höhen erreicht.
Die erste veröffentlichte Single "Blóðberg", die durch Online-Medien und Posts auf dem Instagram-Account der Band als Hommage an alte Alben verbreitet wurde, beschwört eine Rückkehr zu Mutter Erde, während der Sound, extrem ätherisch in typischer Sigur Rós-Manier, dazu neigt, sich minimalistisch und schwebend auszubreiten.
Erst in der zweiten Hälfte hebt alles vom Boden ab, wobei der Gesang in der Ferne Nebel und subtile Wellen erzeugt.
Die Bilder des Videoclips, bei dem Johan Renck Regie führte, vermitteln einen kargen Eindruck: Eine Drohne fliegt über etwas, dass wie eine Marswüste aussieht. Leichen tauchen im Schatten verdorrter Bäume wie heruntergefallene Blätter auf und am Rande einer ebenso kargen Schlucht geht der Film in die Ewigkeit.
Es ist eine Vision, die sich mit der Stimmung des Trios Hólm, Jónsi, Sveinsson deckt und mit der Musik des nächsten Stückes der Platte kollidiert.
Das anschließende "Skel" baut die kontrastierende Stimmung durch zauberhafte Sounds auf, die an die positiven Sigur Rós erinnern.
Die Streicher entfalten in "Klettur" eine weitere Dimension, in der sogar eine zaghafte Rhythmusgruppe in Form eines Herzschlags auftaucht.

Die Jagd nach Sounds wie Licht und Schatten verleiht den 10 Tracks von "Átta" eine nie dagewesene Ausgewogenheit.
Darauf deutet auch das (prächtige) Cover hin: Eine Regenbogenfahne die von Flammen erfasst wird und den Kontakt zur Erde löst.
Ein kraftvolles Bild, dass die Seele der Platte in sich trägt und die in ihrem Herzstück, nämlich "Mór", dank eines majestätischen Gebets ihren stärksten Moment der Ruhe und Einsamkeit hat.
Es ist, als wollten Sigur Rós musikalisch, den Kontrast zwischen dem Wunder des Lebens und dem Tod vertonen.
"Ylur" geht noch weiter und übertrifft die Stratosphäre, die Sonne und die Sterne wie in den Tagen von "Ágætis byrjun".
Davon zeugt auch "Fall", dass am wenigsten "dichte" Stück, in dem das Klavier eine besondere Atmosphäre festhält.
Die abschließende Suite, der Titeltrack "8", ist in zwei Abschnitte unterteilt: ultimative Askese, gefolgt von einem bloßen Fade-Out (da sind wir wieder) im Ambient-Modus.

Aufgenommen auf mehreren Kontinenten, zwischen Sundlaugins Aufnahmehaus, den legendären Abbey Road Studios und mehreren US-Studios, bietet "Átta" die ebenso unerwartete wie gelungene Rückkehr einer zweifellos epochalen Band, die nach so langer Zeit wieder einmal ihr Können unter Beweis stellt.
Glóð
Blóðberg
Skel
Klettur
Mór
Andrá
Gold
Ylur
Fall
8
Bild

Sigur Rós

Jón Birgisson – vocals, string arrangement, production, engineering (all tracks); synthesizer (tracks 1, 4–7, 10)
Georg Hólm – bass guitar, string arrangement, production, engineering (all tracks); synthesizer (1)
Kjartan Sveinsson – piano, string arrangement, production, engineering (all tracks); synthesizer (1, 3–5, 10), harpsichord (6); hurdy-gurdy, vibraphone (7)

Additional musicians

London Contemporary Orchestra[a] – orchestra (1–8, 10)
Robert Ames – orchestra conductor (1–8, 10)
Ólafur Ólafsson – percussion (1, 7, 9, 10)
Ingi Erlendsson – trombone, tuba (4, 10)
Helgi Jónsson – trombone (4, 10)
Eirikur Ólafsson – trumpet (4, 10)
Snorri Sigurðarson – trumpet (4, 10)
María Sigfúsdóttir – violin (4, 10)

Technical

Paul Corley – production, engineering
Ted Jensen – mastering
Birgir Jón Birgisson – engineering
Chris Bolster – engineering
Farrokh Shroff – engineering
Freddie Light – engineering
Ivan Handwerk – engineering
Nate Haessly – engineering
PJ Munley – engineering
Zack Zajdel – engineering
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BRAIN
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Re: [REVIEW] Sigur Rós - Átta

Beitrag von BRAIN »



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Emma Peel
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Re: [REVIEW] Sigur Rós - Átta

Beitrag von Emma Peel »

Wenn dir die fließende Atmosphäre ihrer Musik und diese mystische Aura zusagen, müsstest du eigentlich auch etwas mit den Faröern Makrel anfangen können, zumal sie sich in einem ähnlichen Fahrwasser bewegen. Ihr Album "Transcent" hatte ich gestern im Thread "September 2023" gepostet.
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BRAIN
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Re: [REVIEW] Sigur Rós - Átta

Beitrag von BRAIN »

Emma Peel hat geschrieben: Sa 2. Sep 2023, 09:46 Wenn dir die fließende Atmosphäre ihrer Musik und diese mystische Aura zusagen, müsstest du eigentlich auch etwas mit den Faröern Makrel anfangen können, zumal sie sich in einem ähnlichen Fahrwasser bewegen. Ihr Album "Transcent" hatte ich gestern im Thread "September 2023" gepostet.
Danke, ich habe reingehört und mir gefällt das prinzipiell nur mit dem Gesang kann ich mich nicht so anfreunden.
Die neue Sigur Ros ist allerdings viel ruhiger und atmosphärischer.
Es gibt kaum Gitarrenausbrüche und sehr wenig Gesangsanteile.
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