[REVIEW] Robin Trower „Bridge Of Sighs“ -1974-

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Louder Than Hell
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[REVIEW] Robin Trower „Bridge Of Sighs“ -1974-

Beitrag von Louder Than Hell »

Robin Trower „Bridge Of Sighs“ -1974-

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Der 1945 im englischen Catford geborene Gitarrist gehörte über einen Zeitraum von 4 Jahren der Artrock Formation Procol Harum an und hat somit an sämtlichen prägenden Alben dieser Band mitgewirkt. Der Ausstieg erfolgte im Jahre 1971 nach ihrer letzten gemeinsamen USA Tour.

War er zuvor ausschließlich Teamplayer, der sich dem musikalischen Schaffen Procol Harum‘s unterordnen musste, so wollte er sich von diesem Gefüge loslösen und musikalisch neue Wege, eigene Wege beschreiten. Auslösendes Moment war sicherlich der Tod von Jimi Hendrix im September 1970, den Trower als großes Vorbild ansah. Durch diese tiefe Verneigung gegenüber dem Verstorbenen schrieb Trower ihm zu Ehren das Musikstück „Song For A Dreamer“ und dieser avancierte somit zu seinem großen Idol.

Das 1972 von Trower gegründete Quartett Jude existierte auch nur ein Jahr, weil er hier seine musikalischen Vorstellungen nur bedingt umsetzen konnte und nicht seine Freiheiten vorfand, die er vor Augen hatte.

Der eigentliche Start erfolgt somit im Jahre 1973 im Trioformat unter seinem eigenen Namen. Die ihm vorschwebenden Elemente der Musik sollten zugleich kraftvoll als auch atmosphärisch sein. Als Bassisten gehört der Band James Dewar an, mit dem er bereits zuvor bei Jude zusammengespielt hat und Reg Isidore übernimmt den Schlagzeugpart. Mit seinen beiden Mitspielern kann Trower endlich den Traum der vor ihm schwebenden Musik umsetzen. Das Debüt „Twice Removed From Yesterday“ wird in England am Rande wahrgenommen, hingegen in dem Mutterland des Blues der USA abgefeiert. Die Redewendung: Der Prophet gilt nichts im eigenen Land wurde leider auch für Robin Trower traurige Wirklichkeit. Folglich fand ihre erste Tournee auch in den Staaten statt, wo sie mit dem gebührenden Respekt behandelt wurden.

Die Stücke für das Folgealbum „Bridge Of Sighs“ hatten sie größtenteils während ihrer USA Tour geschrieben und sind ein Spiegelbild ihrer perfekten Eingespieltheit. Trower agiert als virtuoser Solist, als auch als geschickter und zugleich gefühlvoller Rhythmusgitarrist. Subtiles und Brachiales stehen sich gleichermaßen gegenüber und bilden in der Dynamik eine berauschende musikalische Bandbreite.

Das Album wird durch das Stück „Day Of The Eagle“ eröffnet und ist ein klassischer Rocker, der von seinem ständig nach vorne treibenden Groove besticht. Zudem wird das Stück durch die gefühlvollen Solis an der Gitarre verfeinert und geradezu abgerundet. Das Stück hätte in der Tat vom verstorbenen Meister Hendrix stammen können.

Der nun folgende Titeltrack „Bridges Of Sighs“ hat einen psychedelischen Touch und kommt wesentlich verhaltener daher. Das Gitarrenspiel und die Stimme von Dewar zerschmelzen geradezu und bilden eine spürbare Einheit.

Bluesig und verhalten geht es in dem dritten Stück „In This Place“ zu. Bemerkenswert ist der fragil eingesetzte Gesang von Dewar, der dem Song eine wahre Ummantelung vermittelt.

Der vierte Titel „The Fool In Me“ kommt sehr kraftvoll rüber und ist zugleich vom stampfenden Takt der Rhythmusfraktion erfüllt. Trower passt sich dem Takt an und findet immer wieder Wege für seine sinnmachenden Solis.

„Too Rolling Stoned“ ist der Longtrack des Albums, der durch seine rockigen Elemente glänzt. Aber auch die funkigen Einsprengsel von Trower’s an der Gitarre verfehlen ihre Wirkung nicht.

In eine ganz andere Welt führt uns der 6. Track „About To Begin“. Das verhaltene Drumming ist der Teppich des sehr berührenden Stückes, in dem sich der sehr emotionale Gesang von Dewar und die eingehauchten Solis zu einer Einheit verbrüdern.

„Lady Love“ verkörpert nochmals das gereifte Spiel der Band und mit „Little Bit Of Sympathy“ findet das Album einen würdigen Abschluss. Natürlich muss es zum Schluss nochmals ordentlich rocken, was es letztlich auch tut.

In meinen Augen waren immer die Beständigkeit, Leidenschaft und Professionalität die Persönlichkeitsmerkmale des Gitarristen Robin Trower‘s, dem mit seiner Band mit diesem Album der Durchbruch gelungen ist. Die Anfangs vorherrschende Abneigung durch seine Kritiker, er sei ein seelenloser Hendrix Kopist, habe ich nie nachvollziehen können. Im Laufe der Jahrzehnte hat er eine Vielzahl von überzeugenden Alben herausgebracht und somit gehört er für mich zu den Großen seines Genres.









Musiker:

Robin Trower: Gitarre
James Deware: Bass, Gesang
Reg Isidore: Drums

Titelliste:

1. Day Of The Eagle
2. Bridge Of Sighs
3. In This Place
4. The Fool And Me
5. Too Rolling Stoned
6. About To Begin
7. Lady Love
8. Little Bit Of Sympathy
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Beatnik
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Re: [REVIEW] Robin Trower „Bridge Of Sighs“ -1974-

Beitrag von Beatnik »

Oha, ich dachte immer, die Bridge Of Sighs wär sein Debutalbum gewesen. Menno, ich weiss aber auch gar nichts über Rockmusik 🥴
Es müssen nicht immer neue Wege sein.
Man kann auch alte neu entdecken.

Das Leben ist zu kurz für Fragezeichen.

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Louder Than Hell
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Re: [REVIEW] Robin Trower „Bridge Of Sighs“ -1974-

Beitrag von Louder Than Hell »

Beatnik hat geschrieben: Fr 12. Mai 2023, 11:25 Oha, ich dachte immer, die Bridge Of Sighs wär sein Debutalbum gewesen. Menno, ich weiss aber auch gar nichts über Rockmusik 🥴
Ich nehme dich in den Arm und alles ist gut. 8-)
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Louder Than Hell
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Re: [REVIEW] Robin Trower „Bridge Of Sighs“ -1974-

Beitrag von Louder Than Hell »

Ich ziehe diese Rezi mal nach vorn, weil wir in der Zwischenzeit einige Bluesrock interessierte Zuwächse im Forum hatten.
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Vombatus ursinus
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Re: [REVIEW] Robin Trower „Bridge Of Sighs“ -1974-

Beitrag von Vombatus ursinus »

Louder Than Hell hat geschrieben: Mo 19. Feb 2024, 11:40 Ich ziehe diese Rezi mal nach vorn, weil wir in der Zwischenzeit einige Bluesrock interessierte Zuwächse im Forum hatten.
......welche den Thread und die Review durchaus bereits registrierten. :beer:
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