[REVIEW] Beat Farmers - The Pursuit Of Happiness (1987)

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Beatnik
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[REVIEW] Beat Farmers - The Pursuit Of Happiness (1987)

Beitrag von Beatnik »

Die Beat Farmers aus Kalifornien wurden im August 1983 von Country Dick Montana und Jerry Raney gegründet und spielten einen sehr vielseitigen Stilmix aus Cowpunk, Roots Rock, Americana und Swamp Rock, der in seinem Abwechslungsreichtum stark an die Long Ryders erinnerte, die zwar eher vom traditionellen Rock'n'Roll kamen, jedoch auch all die typischen Strömungen der 80er Jahre im Bereich Country-Rock in ihre Musik einfliessen liessen wie die Beat Farmers. Letztlich bringt die Bezeichnung eines Musikkritikers den Stilmix der Beat Farmers ziemlich genau auf den Punkt: "Country Rock, Bar-Room Style".

Nachdem die Band für das Rhino-Label 1985 eine erste LP mit dem Titel "Tales Of The New West" veröffentlicht hatte, die von Steve Berlin (The Blasters, Los Lobos) produziert wurde, war der Gruppe zwar ein ziemlicher Achtungserfolg beschieden, was aber leider nicht dazu führte, dass Rhino den lediglich ein Album umfassenden Vertrag verlängern mochte. Stattdessen unterschrieben sie im Jahr darauf bei Curb Records, und dort blieb die Band auch bis fast zum Schluss. Waren auf dem Debutalbum noch auf den ersten Blick unvereinbare Coversongs vertreten, wie zum Beispiel "There She Goes Again" von Velvet Underground neben Bruce Springsteen's "Reason To Believe", so zeigte sich die Band in den Folgejahren eher von der eigenen künstlerischen Seite, was den Gesamtsound der Band allerdings nicht gleichförmiger, sondern eher noch vielfältiger machte. Leadgitarrist Joey Harris zeigte sich in dieser Beziehung als der Haupt-Songschreiber sehr kreativ und sein musikalisches Verständnis reichte vom urwüchsigen Rock'n'Roll mit klar 50er Jahre-Ausprägung bis hin zum aktuellen Cowpunk der 80er Jahre. Eines war seinen Kompositionen aber immer gemein: Sie waren unvergleichlich melodiös und mitsingbar, was die Band mit den Songs auf ihren beiden Folgealben "Van Go" (1986) und "The Pursuit Of Happiness" (1987) eindrücklich unter Beweis stellte.

Für dieses dritte Album, produziert von Dave Jerden, holten sich die Beat Farmers als Gastmusiker den legendären Pianisten Nicky Hopkins ins Studio, ausserdem Steve Berlin für die Saxophon-Parts und die beiden Long Ryders-Musiker Stephen McCarthy und Greg Sowders. Mit dem toll schunkeligen Americana Song "Make It Last" schaffte es die Band, in den Country und Western-Sendern der USA ausgiebig gespielt zu werden, wohingegen der Rest der Platte, der eher dem Rock'n'Roll und dem Swamp Rock/Roots Rock zugewandt war, leider nur wenig Chancen auf Airplay hatte. Das ist sehr schade, denn eigentlich dürfte diese dritte Platte die Ausgereifteste der Beat Farmers gewesen sein. Vielleicht fehlt den darauf enthaltenen Stücken letztlich ein kleines Quentchen Groove, wie er zum Beispiel auf dem Vorgängeralbum "Van Go" noch fast überall zu hören war. "The Pursuit Of Happiness" war alles in allem aber eher eine bodenständige Rock Platte und von daher wesentlich direkter und auch erdiger produziert. Vielleicht könnte etwa so ein Z.Z.Top Album klingen, wenn die bärtigen Texaner mal eine Country Rock-Platte einspielen würden.

Neben den rockenden Eigenkompositionen "Hollywood Hills" mit dieser herrlichen Mundharmonika-Einleitung, die ein bisschen an "Spiel mir das Lied vom Tod" erinnert, dem an die Blasters erinnernden "Dark Light" und dem schwerfälligen Bluesrocker "Key To The World" sind vor allem auch die hier wiederum gezielt ausgewählten Coversongs toll interpretiert: "Rosie" von Tom Waits zum Beispiel, das in seiner Intensität dem Original in nichts nachsteht, oder "Big River" aus der Feder von Johnny Cash, das dieses sehr abwechslungsreiche und hervorragend produzierte Album sanft und elegant ausklingen lässt.

Die Beat Farmers spielten fünf weitere Alben ein, allesamt empfehlenswert. Am 8. November 1995 verstarb Bandleader Country Dick Montana völlig überraschend mitten auf der Bühne während eines Auftritts, als er gerade den Song "The Girl I Almost Married" in seiner Heimat Whistler, British Columbia, zum Besten gab. Damit lösten sich auch die Beat Farmers auf. Ein Jahr später veröffentlichte Curb Records eine CD von Country Dick Montana mit Songs, die er für sein erstes Soloalbum aufgenommen, aber noch nicht herausgegeben hatte ("The Devil Lied To Me"). Neben seinen Bandkumpels spielten bei diesen Solo-Songs auch Rosie Flores, Katie Moffatt, Dave Alvin von den Blasters und Mojo Nixon mit.

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Louder Than Hell
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Re: [REVIEW] Beat Farmers - The Pursuit Of Happiness (1987)

Beitrag von Louder Than Hell »

Die Beat Farmers waren sicherlich in dern 80ern eine der interessantesten Roots Band der USA, die ihren Americana Stil über die Schnittmengen von Rock, Cow Punk und Country vermischten. Die ersten drei Alben "Tales Of The New West", "Van Go" und das hier besprochene Album "The Pursuit Of Happiness" haben es auch in unsere heimischen Gefilde geschafft.

Ihre Musik reduziert sich nicht auf das einfache Geschichtenerzählen, sondern weiß auch immer mit Schwung und ein wenig Schmackes zu überzeugen. Wer sich eine gradlinige straighte Ausrichtung von Americana wünscht, wird von der Beat Farmers bestens bedient. Gerade das Album "The Pursuit Of Happiness" ist mit dem notwenigen Kick Ass Status versehen, wo ein Staubansetzen beim Zuhören nahezu ausgeschlossen ist. Zudem war der Song "Make It Last" noch ein kleiner Hit in den separaten Albumcharts.

Wer gute Unterhaltung wünscht und Langeweile scheut, sollte mal bei den Beat Farmers andocken. Gerade das Album "The Pursuit Of Happiness" ist in dem Zusammenhang mehr als hörenswert.
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Lavender
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Re: [REVIEW] Beat Farmers - The Pursuit Of Happiness (1987)

Beitrag von Lavender »

Schön, dass dieses Album mal wieder so ausführlich in den Fokus gesetzt wird. Habe die Scheibe auch. Werde sie aufgrund Deiner tollen Rezension heute mal wieder hervorholen.
Toleranz bedeutet, dass man auch andere Meinungen, Anschauungen oder Haltungen neben seiner eigenen gelten lässt.
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