Man muss wohl schon dem Filius eines der zu Beginn der 60er Jahre einflussreichen Produzenten in den USA dankbar sein. Dank dessen Connections durfte der Jüngling schon 1962 sein erstes Album aufnehmen und das war ein ziemlich interessantes Novum: Er war weiss und spielte den Blues so ganz und gar zurückgenommen, verfügte dabei auch erst noch über eine interessante, neue und "junge" Stimme, die sich hörbar von den Schwarzen Bluesmusikern jener Zeit unterschied. Gemeint ist Paul Hammond Jr., dessen Vater John Henry Hammond als Produzent, Manager und Talentsucher bei Columbia Records arbeitete und seinen Sohn dort beschäftigte, der dadurch natürlich schnell zu einer Möglichkeit von Plattenaufnahmen gelangte. Im Gegensatz zu Europa, wo sich der Blues spätestens mit dem Einsetzen der Beatlemania eine zeitlang ziemlich weit hinten verborgen hielt und wohl vor allem dank Alexis Korner am Leben erhalten blieb, spielte der Blues in den USA doch auch in den 60er Jahren noch eine relativ wichtige Rolle. Dort war es so, dass die gestandenen Bluesmusiker aus den 50er Jahren erst gegen Ende des Jahrzehnts vom Aufbruch der Rockmusiker in den Hintergrund gedrängt wurden. Anders in Europa: Dort etablierte sich mit dem British Blues Boom bereits 1966 die nächste Bluesgeneration. Soviel zunächst zum groben zeitlichen Abriss der 60er Bluesszene, auf welche ich hier ja nicht weiter eingehen möchte. Vielmehr möchte ich gerne eine der bedeutendsten US-amerikanischen Bluesbands der 60er Jahre einem wohlverdienten Alben-Ranking unterziehen.
Die Paul Butterfield Blues Band wurde 1965 von Paul Butterfield ins Leben gerufen. Kontrovers diskutiert wurde die Band schon zu diesem relativ frühen Zeitpunkt, weil sie von Bob Dylan als Begleitband für dessen ersten elektrischen Auftritt angeheuert worden war. Mit Mike Bloomfield und Mark Naftalin spielten hervorragende Musiker bei Paul Butterfield. Ein erstes Album präsentierte zahlreiche Coversongs, allerdings waren diese zeitgemäss arrangiert worden und klangen dadurch nicht mehr so schwarz wie die Originale. Mit dem zweiten, "East - West" betitelten Album kam 1966 sukzessive auch der erhoffte Erfolg. Im August 1967 spielte die Paul Butterfield Blues Band im legendären Fillmore West als Aufheizer für Cream. Im Hippie-Jahr 1967 spielte die Gruppe beim Monterey Pop Festival. Bis 1971 veröffentlichte Paul Butterfield weitere Alben, die teils mit gemischten Kritiken bedacht wurden, aus meiner Sicht aber allesamt empfehlenswert sind. Nur die 1973 nachgereichten "Better Days" und "It All Comes Back" flachten aus meiner Sicht qualitativ etwas ab, aber das ist Geschmackssache, weil hier deutlich nach einer musikalischen Veränderung gesucht wurde, und die auch recht gut funktionierte. Paul Butterfield wurde leider nicht sehr alt. Exzessiver Alkohol- und Drogenmissbrauch setzten seinem Leben bereits mit 44 Jahren ein Ende. Er starb 1987.
Hier mein Voting zur Butterfield Blues Band:
The Paul Butterfield Blues Band (1965)
East - West (1966)
The Resurrection Of Pigboy Crabshaw (1967)
In My Own Dream (1968)
Keep On Moving (1969)
Live (1970)
Paul Butterfield's Better Days (1973)
It All Comes Back (1973)
The Original Lost Elektra Sessions (1995)
[Rating] The Paul Butterfield Blues Band
-
Topic author - Beiträge: 6776
- Registriert: So 9. Apr 2023, 18:11
- Wohnort: Zwischen den Meeren
- Has thanked: 7800 times
- Been thanked: 8386 times
- Kontaktdaten:
[Rating] The Paul Butterfield Blues Band
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
-
- Beiträge: 8055
- Registriert: So 16. Apr 2023, 18:01
- Wohnort: Norddeutschland
- Has thanked: 9586 times
- Been thanked: 9054 times
Re: [Rating] The Paul Butterfield Blues Band
The Paul Butterfield Blues Band (1965)
East - West (1966)
The Resurrection Of Pigboy Crabshaw (1967)
In My Own Dream (1968)
Keep On Moving (1969)
Live (1970)
Welch identische Einschätzung. Das Debüt würde ich sogar noch mit zwei Bonuspunkten versehen, weil es seiner Zeit weit voraus war.
East - West (1966)
The Resurrection Of Pigboy Crabshaw (1967)
In My Own Dream (1968)
Keep On Moving (1969)
Live (1970)
Welch identische Einschätzung. Das Debüt würde ich sogar noch mit zwei Bonuspunkten versehen, weil es seiner Zeit weit voraus war.
-
- Beiträge: 2780
- Registriert: Mo 3. Apr 2023, 00:53
- Has thanked: 3559 times
- Been thanked: 2908 times
Re: [Rating] The Paul Butterfield Blues Band
Bin nicht so der Bluesrock-Fan weshalb ich die späteren soul-rockorientierten Scheiben öfters höre.
Nichtsdestotrotz sind die ersten beiden ungeheuer einflussreich bis heute.
The Paul Butterfield Blues Band (1965)
East - West (1966)
The Resurrection Of Pigboy Crabshaw (1967)
In My Own Dream (1968)
Nichtsdestotrotz sind die ersten beiden ungeheuer einflussreich bis heute.
The Paul Butterfield Blues Band (1965)
East - West (1966)
The Resurrection Of Pigboy Crabshaw (1967)
In My Own Dream (1968)
-
- Beiträge: 3214
- Registriert: Mo 10. Apr 2023, 10:41
- Wohnort: in der vergangenheit, meistens zumindest. ich schwörs!!
- Has thanked: 3142 times
- Been thanked: 7178 times
Re: [Rating] The Paul Butterfield Blues Band
interessanterweise gefällen mir die frühen jahre in etwa genauso gut wie die etwas späteren, die souliger und brassiger geraten sind. die frühaufnahmen namens the original lost elektra sessions muss man (finde ich) jedem empfehlen, der die band schätzt. da findet man viele songs, die dann auf kein album kamen.
the paul butterfield blues band
east - west
the resurrection of pigboy crabshaw
in my own dream
keep on moving
live
the original lost elektra sessions
the paul butterfield blues band
east - west
the resurrection of pigboy crabshaw
in my own dream
keep on moving
live
the original lost elektra sessions
alles wird gut! äh... pardon, ich meine natürlich SCHLECHT!
DIE grosse lebensweisheit, die ich auch teile: https://up.picr.de/48558304js.jpg
DIE grosse lebensweisheit, die ich auch teile: https://up.picr.de/48558304js.jpg