[REVIEW] The Golden Dawn • Power Plant (1967)

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Beatnik
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[REVIEW] The Golden Dawn • Power Plant (1967)

Beitrag von Beatnik »

Die goldene Dämmerung, benannt nach den esoterischen Lehren und der Philosophie der hermetischen Tradition (Hermetic Order Of The Golden Dawn) wurde als Psychedelic Rock Band 1967 in Austin, Texas von Bandleader George Kinney gegründet. Kinney war ein glühender Verfechter dieser Heilslehre, die im weitesten Sinne eine Ansammlung philosophischer und religiöser Ideen ist, welche hauptsächlich auf den Schriften, die dem Hermes Trismegistus zugeschrieben werden, beruht. Er wird als Weiser und hoher ägyptischer Prieser bezeichnet und wird allgemein als synonym mit dem ägyptischen Gott Thoth gesehen. Die Hermetische Tradition schreibt ihm gemeinhin 42 Werke zu. Jedoch wurde die Mehrzahl dieser Werke beim Brand der Grossen Bibliothek Alexandrias zerstört.

Die Hermetische Tradition entstand aus der Begegnung der beiden grossen Kulturen der Antike, der ägyptischen und der griechischen, in Alexandria, im ptolemäischen Ägypten. Die frühesten Wurzeln der Hermetischen Tradition liegen in den astronomischen, spirituellen Traditionen Sumers, später der von Chaldäa und Ägypten, bevor die Lehren Europa über die greichischen und römischen Imperien erreichte. In Griechenland fand diese frühe Weisheitslehre ihren Weg in die Pythagoräische Schule und beeinflusste dadurch auch die Orphischen, Delphischen, und Eleusinischen Mysterien. Nach Rom kam sie von Ägypten aus, mit den Hermetischen und Gnostischen Traditionen, und verbreitete sich dann durch die Mithras- und Isis-Mysterien, die später die Wurzel des Neo-Platonismus bildeten. Die Hermetische Tradition, welche durch die Kirche bekämpft wurde, wurde Teil der okkulten Geheimzirkel und vermischte sich mit anderen okkulten Bewegungen und Praktiken. Die Einführung der Hermetik in den Okkultismus hat der Hermetik großen Einfluss auf die Westlichen Magischen Traditionen gegeben. Die auf Hermetischen Lehren beruhenden spirituellen Praktiken wurden als sehr nützlich in der magischen Arbeit, speziell der Theurgie (Theurgie = Göttliche Arbeit, göttliches Wirken; im Gegensatz zur Goetik, der profanen magischen Praxis) angesehen, aufgrund der religiösen Bezüge, aus denen die Hermetik entstand.

Unter Verwendung der Lehren und der Bilderwelt der jüdischen Qabalah und des christlichen Mystizismus wurde die Hermetische Theurgie effektiv angewandt, da sie den Europäern des Mittelalters und der Renaissance einen leichter verständlichen Kontext bot. Hermetische Magie erlebte einen Aufschwung in Westeuropa, als der Hermetic Order of the Golden Dawn 1888 in London gegründet wurde. Im Hermetischen Glaubenssystem ist Alles im Geist des Allen enthalten. Der Hermetizismus erkennt an, dass viele Götter existieren, aber lehrt, dass diese Gottheiten, zusammen mit allen anderen Daseinsformen, vom ALL erschaffen wurden und werden und darin existieren. Wie es im Kybalion heißt: "Wir haben dir die Hermetische Lehre gegeben in Bezug auf die Geistige Natur des Universums – die Wahrheit, dass "das Universum geistiger Natur ist – enthalten im Geist des ALL.' Jedermann und jedes Ding im Universum ist Teil dieser Wesenheit.

Da alles geistig ist, ist es auch eine Vibration. Alle Vibrationen schwingen zwischen den dichtesten physischen Partikeln, über oder durch geistige Stadien, bis zu den höchsten spirituellen Vibrationen. Im Hermetizismus ist der einzige Unterschied zwischen den verschiedenen Zuständen der physischen Materie, der geistigen Welt und der Spiritualität der Level ihrer jeweiligen Frequenz ihrer Vibration. Je höher die Schwingung, desto weiter ist sie von der dichten Materie entfernt. Das Ziel der Hermetischen Praxis ist, die materielle Grundlage des physischen Körpers zu immer höheren und reineren Formen der Energie und des Bewusstseins zu transmutieren.

Ausgehend von diesen mystischen Ueberlieferungen gelang dem Musiker George Kinney auch aus persönlicher Ueberzeugung heraus eine Art musikalische Umsetzung dieser Lehren. Seine Beweggründe liegen im eigenen familiären Umfeld. Sein Vater als konservativer und gradliniger Mann verurteilte alles, was irgendwie mit der neuen Jugendkultur des sich Befreiens von Zwängen und Gesetzen zu tun hatte. Stilistisch ähnlich wie die Gruppe The 13th Floor Elevators - und auch auf demselben Plattenlabel - erhielt George Kinney die Möglichkeit, mit seiner Band diese Platte aufzunehmen. George Kinney war mit dem Bandleader der 13th Floor Elevators Roky Erickson schon zur Schule gegangen und beide spielten auch in ihrer ersten Formation The Fugitives zusammen. Danach wandte sich George Kinney einerseits dem acid-getränkten Folk Rock jener Zeit zu, ausserdem schrieb er die intelligenten und philosophischen Songtexte, die ihren Ursprung in den Schriften der Hermetik hatten.

Der musikalische Erfolg hielt sich leider in engen Grenzen. Als Kopie von Roky Erickson's Band lange zu unrecht gescholten, entdeckte eine breite Hörerschaft die Band The Golden Dawn erst Jahre später. Inzwischen war ihre einzige LP "Power Plant" zum gesuchten Objekt der Begierde geworden. Astronomische Preise für das Original Vinyl sind heute absolut üblich, sofern man denn überhaupt noch ein echtes Original findet. Die Platte wurde aber mehrfach wiederveröffentlicht, sodass einem Entdecken dieses leider weitgehend vergessenen Edelsteins auch in der heutigen Zeit nichts im Wege steht. Alleine die Songtexte sind berauschend, aber auch die Musik, etwa bei "My Time" mit seinem Byrds-ähnlichen Pop-Einschlag, das sehr introspektive "Reaching Out To You" oder der grandiose Acid Punk des Stücks "Evolution" gehören mit zum Besten, was im Jahr 0 der Hippiebewegung 1967 erschienen ist.

Ein musikalisches Juwel.

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Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.

Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
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BRAIN
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Re: The Golden Dawn • Power Plant (1967)

Beitrag von BRAIN »

:clap:
Da hast du sehr schön den spirituellen, philosphischen Zeitgeist herausgestellt.
Die Power Plant wird hier gerne und regelmäßig gehört.
Die Golden Dawn gehören zu den 1000 Eintagsfliegen, die sich auflösten, bevor die erste Scheibe erschienen ist.
Die Veröffentlichung des Albums 1967 wurde von International Artists zurückgehalten, bis das Album Easter Everywhere der 13th Floor Elevators erschienen war, obwohl Power Plant früher aufgenommen wurde.
Infolgedessen wurde Power Plant in den Kritiken als Nachahmeralbum bezeichnet, dass es nicht wert war, positiv bewertet zu werden.
Ja, solche Schicksale erleiden viele Bands.
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Louder Than Hell
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Re: [REVIEW] The Golden Dawn • Power Plant (1967)

Beitrag von Louder Than Hell »

Das Album besitze ich bereits seit längerem ohne das mir der esoterische Background in irgendeiner Form bekannt war. Insofern umso schöner, dass du diesen Aspekt umfassend dargelegt hast.

Die Platte selbst ist sicherlich kein Meilenstein, zeigt aber auf, dass sie in dem Strom der aufkeimenden Psychbewegung ein kleiner Eckpfeiler war. Mit Pleiten, Pech und Pannen könnte man natürlich das Erscheinungsdatum beschreiben, in dem man zuerst einer anderen Band den Vortritt gab. Aber soviel Einfluss hatten die Labelbosse damals und wahrscheinlich heute auch noch.

Trotzdem zeigt sich, dass sich mit den Musikstücken "Evolution", "Seeing In Believing", "Tell Me Way" und vor allem "My Time" Hochkaräter auf dem Album befunden haben. Die Musikstücke waren allesamt eingängig und inhaltlich gestrafft und bewegten sich bis auf eine Ausnahme in dem Bereich von knapp unter 3 Minuten.

Schön, dass du diese fast vergessene Einspielung wieder ans Tageslicht gebracht hast.
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Alexboy
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Re: [REVIEW] The Golden Dawn • Power Plant (1967)

Beitrag von Alexboy »

Sehr spannender Text! Da ich mich einige Jahre - durch Bücher - mit diesem Thema auseinandergesetzt habe, riskiere ich hier auch einen Hördurchgang. :wave:
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