[REVIEW] Amon Düül II - Tanz der Lemminge (1971)

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BRAIN
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[REVIEW] Amon Düül II - Tanz der Lemminge (1971)

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Yeti war nicht nur ein Album, sondern eine Offenbarung.
Vor allem die epischen Tracks, machten dieses Meisterwerk aus, sprengten die Grenzen des psychedelischen Rock und schufen eine neue Dimension der kosmischen Ekstase.
Die Band, die aus einer anarchistischen Kommune hervorging, war nicht an die Konventionen der Popmusik gebunden, sondern folgte ihrem eigenen kreativen Puls, der von Halluzinogenen befeuert wurde.
Das Ergebnis war eine wilde und unvorhersehbare Mischung aus Krautrock, Folk, Jazz, Avantgarde und Noise, die bis heute nichts von ihrer Faszination verloren hat.
Amon Düül II waren die wahren Pioniere des deutschen Undergrounds, und Yeti war ihr ultimativer Triumph.

Nach dem bahnbrechenden Erfolg von Yeti, wagten sie sich auf "Tanz Der Lemminge" in neue Territorien vor.
Anstatt die Formel zu wiederholen, die ihnen so viel Anerkennung eingebracht hatte, experimentierten sie mit verschiedenen Stilen, Instrumenten und Stimmungen.
Das Ergebnis ist ein vielseitiges und faszinierendes Werk, dass von folkloristischen Melodien über elektronische Klänge bis hin zu schweren Riffs reicht.
"Tanz Der Lemminge" ist ein Beweis für die kreative Kraft und den visionären Geist von Amon Düül II, einer Band, die sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruht, sondern immer nach neuen Herausforderungen sucht.
Das halluzinatorische Coverartwork lockt wie bei den beiden vorherigen Veröffentlichungen, und die ersten drei Tracks nehmen die ersten drei LP-Seiten ein.
Im Gegensatz zu den beiden Vorgänger-Platten hat die Band diese langen Nummern in verschiedene Suiten aufgeteilt.

Wenn wir die Nadel fallen lassen, werden wir von einer fast Terry Riley-ähnlichen himmlischen Orgel begrüßt, die in den Abgrund schimmert, bevor Amon Düül II den "Syntelman's March of the Roaring Seventies" einleitet.
Chris Karrers Gesang hat sich im Gegensatz zu den ersten beiden Alben geändert, man könnte fast meinen, dass er sich ernsthaft an einen Singer-Songwriter-Ansatz herantastet.
Nach diesem Gesangseinsatz kommt eine kurze Pause, bevor sich das Stück in einen rhythmischen Jam wandelt.
Der Songzyklus gerät ins Schlingern und verliert an Harmonie und sie spielen ein verschwommenes akustisches Intermezzo.
Das Stück zeigt, wie sehr sich die Band als Komponisten verbessert hat, und setzt seinen Weg zum Höhepunkt fort - es wechselt mühelos zwischen Tonarten und Metren.
Schließlich erreichen wir die Auflösung.
Das ist nicht das brutale Yeti-artige Inferno aus verzerrtem Fuzz, sondern ein viel strukturierteres (und blitzschnelles) Gitarrenfeuerwerk.
Die Band unterstützt John Weinzierls immer stärker werdende Gitarrenarbeit mit einem groovigen Beat und er legt einen rasanten Angriff hin, um den zerrissenen und wilden Song zu beenden.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von "Tanz der Lemminge" steckte der Progressive Rock noch in den Kinderschuhen, und die meisten Gruppen experimentierten einfach mit äußeren Einflüssen, ohne zu versuchen, in das Etikett zu passen, das über den Neoklassizismus von King Crimson, YES, ELP oder den Jazz-Rock von Soft Machine geworfen wurde.
Der am weitesten verbreitete Ansatz für diese Experimente auf "Tanz der Lemminge" war die Verschmelzung von fast klassischer Komposition mit psychedelischen Verrücktheiten.
Amon Düül II entgleisen mit ihren manisch improvisierten Freak-Outs, die sie auf ihren beiden vorherigen Alben perfektioniert haben.
Um zu vermeiden, dass diese Momente die eigentlichen Songs verdrängen (und im Grunde genommen Yeti nachmachen), musste die Band diese Energie kanalisieren.
Anstatt 20 Minuten lang mit Volldampf loszulegen, entfesseln die Musiker ihre bombastischen Jams nur für kurze Momente.
Das ist nur der erste Track von einem Album, dass vor Kreativität und Experimentierfreude nur so strotzt.

"Restless Skylight-Transistor Child" ist ein Meisterwerk des Krautrock-Genres, dass die Grenzen der Musikalität und Kreativität sprengt.
Die Band zeigt auf diesem Stück eine beeindruckende Bandbreite an Stilen, Einflüssen und Experimenten, die jeden Hörer in Erstaunen versetzen.
Das Stück beginnt mit einem kraftvollen Hardrock-Riff, das sofort die Aufmerksamkeit erregt und eine energiegeladene Atmosphäre schafft.
Doch schon bald wechselt die Stimmung zu einer düsteren und mysteriösen Klanglandschaft, die von elektronischen Effekten, verzerrten Stimmen und surrealen Klängen geprägt ist.
Dieser Teil erinnert an die avantgardistischen Werke von Faust, die ebenfalls zu den Pionieren des Krautrock gehörten.
Der nächste Abschnitt ist eine überraschende Wende zu einem funkigen Groove, der von einer virtuosen Gitarrenarbeit begleitet wird.
Die Band zollt hier ihren amerikanischen Vorbildern wie Funkadelic und Jimi Hendrix Tribut, die einen großen Einfluss auf die deutsche Rockszene hatten.
Der Funk-Teil mündet in einen explosiven Höhepunkt, bei dem eine wilde Geige das Ruder übernimmt und einen Hauch von osteuropäischer Folklore einbringt.
"Restless Skylight-Transistor Child" ist ein eklektisches und faszinierendes Stück, dass die Vielseitigkeit und Originalität von Lemminge demonstriert.
Die Band schafft es, verschiedene Genres und Elemente zu einem kohärenten und spannenden Ganzen zu verbinden.
Sie spielen mit Humor, Ironie und Leidenschaft, und lassen sich von niemandem in eine Schublade stecken.
Als Meister der Überraschung und der Innovation, wissen sie, wie man einen guten Song schreibt.

Die dritte Seite von "Tanz Der Lemminge" ist eine Hommage an die verstorbene Schauspielerin und Ikone Marilyn Monroe, die von Amon Düül II als "The Marilyn Monroe Memorial Church" bezeichnet wird.
Das Stück ist eine 18-minütige Reise durch die Psyche der Band, die sich von den konventionellen Songstrukturen des ersten Teils der Platte entfernt und sich stattdessen auf freie Improvisation und atmosphärische Klanglandschaften stützt.
Die Musik ist hypnotisch, experimentell und voller Überraschungen, die den Hörer in einen tranceartigen Zustand versetzen.
Dabei nutzt die Band eine Vielzahl von Instrumenten, Effekten und Stimmen, um eine eklektische Mischung aus Rock, Jazz, Folk, Avantgarde zu schaffen, die sowohl chaotisch als auch harmonisch ist.
Amon Düül II laden ihre Zuhörer ein, sich auf unkonventionelle Erfahrungen einzulassen, die sowohl intellektuell als auch emotional anregend sind.

Mit der vierten Seite von "Tanz" wird eine weitere Facette von Amon Düül II um ein Merkmal erweitert: geradlinige Hardrocker.
Das ist die Band, die sich in die Grooves stürzt und einen Rock'n'Roll bietet, um die vorangegangenen Trips Ausnüchtern.
Verglichen mit der Stunde Musik, der ersten drei Seiten, ist es kein Wunder, dass sie im Vergleich dazu blass wirken.
Trotz der gebotenen Kürze und Zurückhaltung passen die Stücke genau in das kosmische Profil, dass Amon Düül II auf ihren ersten drei Veröffentlichungen entwickelt haben.
"Chewinggum Telegram" ist ein standardmäßiger Hardrock-Jam aus den frühen 70ern, während "Stumbling over Melted Moonlight" den Funk rausholt und das beste dämonische Riff spielt, dass Black Sabbath nie gespielt haben.
Das Ende des Stücks stellt alles auf den Kopf, denn das Schlagzeug wird durch etwas gefiltert, dass wie eine Röhre klingt, und die Gitarre durch eine schwerelose Orgel ersetzt.
Das abschließende "Toxicological Whispering" setzt den Endspurt fort, allerdings mit einem trägen, sich wiederholenden Riff, dass eher dazu geeignet ist, die Augen zu schließen und das Leben an sich vorbeiziehen zu lassen.

Phallus Dei", "Yeti" und "Tanz der Lemminge" zeigten eine kontinuierliche Entwicklung in der Geschichte der Band.
Die nachfolgenden Werke im Laufe des Jahrzehnts, so sporadisch und unterschiedlich sie auch erscheinen mögen, - obwohl immer noch vital - sind im Rückblick kaum wiederzuerkennen.
"Tanz Der Lemminge" ist jedenfalls ein Meilenstein des Krautrock und der progressiven Musik im Allgemeinen.
Es ist kein leichtes Hörerlebnis, aber es lohnt sich für alle Fans von progressivem Rock und psychedelischer Musik.
Die Musik ist voller Kontraste und Überraschungen, dass den Hörer auf eine Reise durch verschiedene Klangwelten mitnimmt.

Seite: 1
SYNTELMAN'S MARCH OF THE ROARING SEVENTIES – 15:51
In the Glass Garden – 1:39
Pull Down Your Mask – 4:39
Prayer to the Silence – 1:04
Telephonecomplex – 8:26

Seite: 2
RESTLESS SKYLIGHT-TRANSISTOR-CHILD – 19:33
Landing in a Ditch – 1:12
Dehypnotized Toothpaste – 0:52
A Short Stop at the Transylvanian Brain-Surgery – 5:00
Race From Here to Your Ears. Part I – Little Tornadoes – 2:08
Race From Here to Your Ears. Part II – Overheated Tiara – 1:46
Race From Here to Your Ears. Part III – The Flyweighted Five – 1:26
Riding on a Cloud – 2:33
Paralyzed Paradise – 3:07
H.G. Wells' Take Off – 1:26

Seite: 3 (Chamsin Soundtrack)
The Marilyn Monroe-Memorial-Church – 18:05

Seite: 4 (Chamsin Soundtrack) – 14.59
Chewing Gum Telegram – 2:41
Stumbling Over Melted Moonlight – 4:33
Toxicological Whispering – 7:45


Besetzung:
Renate Knaup-Krötenschwanz – Gesang
Chris Karrer – Gitarre, Gesang, Geige
John Weinzierl – Gitarre, Gesang, Klavier
Falk Rogner – Orgel, Synthesizer
Lothar Meid – Bass, Gesang
Peter Leopold – Schlagzeug, Percussion, Klavier

mit:
Jimmy Jackson – Orgel, Klavier
Al Gromer – Sitar
Rolf Zacher – Gesang
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Alexboy
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Re: [REVIEW] Amon Düül II - Tanz der Lemminge (1971)

Beitrag von Alexboy »

Jetzt habe ich doch tatsächlich wg. deinem unglaublichen Text große Lust bekommen, mir diese Scheiben wieder einmal anzuhören! :twisted: :clap: :yes: :beer:
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nixe
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Re: [REVIEW] Amon Düül II - Tanz der Lemminge (1971)

Beitrag von nixe »

SYNTELMAN'S MARCH OF THE ROARING SEVENTIES – 15:51 war doch tatsächlich der erste Song, den ich von dieser Band zu hören bekam! Das prägt.
Das war noch Kraut Rock in ReinKultur!
Ich weiß eben nicht, wie gut sich diese Alben verkaufen ließen, demnach nicht, sonst wären ja hier nicht die letzten longtracks vertreten?
Meistens lag es doch an den PlattenFirmen, das solche Bands sich ändern mußten.
Tschüß
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Louder Than Hell
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Re: [REVIEW] Amon Düül II - Tanz der Lemminge (1971)

Beitrag von Louder Than Hell »

Das Ganze muss ich mir heute Nachmittag noch einmal in Ruhe durchlesen, danach werde ich einige Anmerkungen dazu anbringen. Vorab soviel, ich bin begeistert von dieser Rezi.

Alexboy
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Re: [REVIEW] Amon Düül II - Tanz der Lemminge (1971)

Beitrag von Alexboy »

nixe hat geschrieben: So 20. Aug 2023, 10:14 SYNTELMAN'S MARCH OF THE ROARING SEVENTIES – 15:51 war doch tatsächlich der erste Song, den ich von dieser Band zu hören bekam! Das prägt.
Das war noch Kraut Rock in ReinKultur!
Ich weiß eben nicht, wie gut sich diese Alben verkaufen ließen, demnach nicht, sonst wären ja hier nicht die letzten longtracks vertreten?
Meistens lag es doch an den PlattenFirmen, das solche Bands sich ändern mußten.
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nixe
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Re: [REVIEW] Amon Düül II - Tanz der Lemminge (1971)

Beitrag von nixe »

Alexboy hat geschrieben: So 20. Aug 2023, 17:08
nixe hat geschrieben: So 20. Aug 2023, 10:14 SYNTELMAN'S MARCH OF THE ROARING SEVENTIES – 15:51 war doch tatsächlich der erste Song, den ich von dieser Band zu hören bekam! Das prägt.
Das war noch Kraut Rock in ReinKultur!
Ich weiß eben nicht, wie gut sich diese Alben verkaufen ließen, demnach nicht, sonst wären ja hier nicht die letzten longtracks vertreten?
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Alexboy
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Re: [REVIEW] Amon Düül II - Tanz der Lemminge (1971)

Beitrag von Alexboy »

nixe hat geschrieben: So 20. Aug 2023, 18:30
Alexboy hat geschrieben: So 20. Aug 2023, 17:08
nixe hat geschrieben: So 20. Aug 2023, 10:14 SYNTELMAN'S MARCH OF THE ROARING SEVENTIES – 15:51 war doch tatsächlich der erste Song, den ich von dieser Band zu hören bekam! Das prägt.
Das war noch Kraut Rock in ReinKultur!
Ich weiß eben nicht, wie gut sich diese Alben verkaufen ließen, demnach nicht, sonst wären ja hier nicht die letzten longtracks vertreten?
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Die wenigsten Künstler halten die Qualität einer bestimmten Phase. Freuen wir uns über die viele Musik die uns gefällt. :wave: :beer:
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nixe
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Re: [REVIEW] Amon Düül II - Tanz der Lemminge (1971)

Beitrag von nixe »

Alexboy hat geschrieben: So 20. Aug 2023, 18:48
nixe hat geschrieben: So 20. Aug 2023, 18:30
Alexboy hat geschrieben: So 20. Aug 2023, 17:08
nixe hat geschrieben: So 20. Aug 2023, 10:14 SYNTELMAN'S MARCH OF THE ROARING SEVENTIES – 15:51 war doch tatsächlich der erste Song, den ich von dieser Band zu hören bekam! Das prägt.
Das war noch Kraut Rock in ReinKultur!
Ich weiß eben nicht, wie gut sich diese Alben verkaufen ließen, demnach nicht, sonst wären ja hier nicht die letzten longtracks vertreten?
Meistens lag es doch an den PlattenFirmen, das solche Bands sich ändern mußten.
eclipsed Rock-Buch Teil 4 ( S.14 ): zum Album HiJack -1974- Gesagt...
Chris Karrer ( Interview mit Andy Whittaker, 1997 ): " Wir wurden gedrängt, unseren Sound kommerzieller zu gestalten. Es gab definitiv den Versuch, den amerikanischen Markt zu erobern. Irgendwie haben wir das einfach geschehen lassen.
Ja, leider!
Die wenigsten Künstler halten die Qualität einer bestimmten Phase. Freuen wir uns über die viele Musik die uns gefällt. :wave: :beer:
Gut, das man uns die nicht nehmen kann!
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Louder Than Hell
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Re: [REVIEW] Amon Düül II - Tanz der Lemminge (1971)

Beitrag von Louder Than Hell »

Voller Freude habe ich deine Rezi zur Kenntnis genommen und die einzelnen Beschreibungsmerkmale dieser vielschichtigen Musikstücke verinnerlicht. Auch mit ihrem dritten Album haben sie nach meiner Einschätzung wieder Musikgeschichte geschrieben, die den Rahmen des normalen Krautrocks bei weitem überschreitet.

Mit veränderter Mannschaft, denn zu diesem Zeitpunkt waren nur noch Karrer, John Weinzierl (Gitarre), Lothar Meid (Bass), Falk Rogner (Orgel) und Peter Leopold (Schlagzeug) von der ursprünglichen Gruppe übrig. Zudem wurden sie von einigen Gästen unterstützt, was sie aber nicht davon abhielt, ihren ureigenen surrealen Stil weiter zu verfolgen.

"Yeti" und "Wolf City" werden weiterhin meine Lieblingsalben der Band bleiben, aber "Tanz der Lemminge" und "Phallus Dei" folgen ihnen hautnah in meiner Gunst.

Abschließend sei angemerkt, dass deine facettenreiche Beschreibung und emotionale Einschätzung mich begeistert und im klassischen Sinne den Nagel voll auf den Kopf triffst.
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BRAIN
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Re: [REVIEW] Amon Düül II - Tanz der Lemminge (1971)

Beitrag von BRAIN »

Im Buch von Ingeborg Schober geht es auch häufig um die Kommerzialisierung der Band.
Nicht nur die Plattenfirmen forderten Musik für ein breites Massenpublikum auch die Band war ständig Pleite.
Ich meine es war 1971 als ihre komplette Anlage abgebrannt ist.
Irgendwo muss eben der Zaster herkommen.

Karrer sagte aber auch einmal, dass er nicht ständig in einer Scheinwelt leben möchte und sich auf Eingänge Songs konzentrierte

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@Louder, wie bist du damals auf die Band gestoßen?
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Louder Than Hell
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Re: [REVIEW] Amon Düül II - Tanz der Lemminge (1971)

Beitrag von Louder Than Hell »

BRAIN hat geschrieben: Mo 21. Aug 2023, 23:47 Im Buch von Ingeborg Schober geht es auch häufig um die Kommerzialisierung der Band.
Nicht nur die Plattenfirmen forderten Musik für ein breites Massenpublikum auch die Band war ständig Pleite.
Ich meine es war 1971 als ihre komplette Anlage abgebrannt ist.
Irgendwo muss eben der Zaster herkommen.

Karrer sagte aber auch einmal, dass er nicht ständig in einer Scheinwelt leben möchte und sich auf Eingänge Songs konzentrierte

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@Louder, wie bist du damals auf die Band gestoßen?
Die Geschichte ist relativ schnell erzählt. In Ermangelung an Taschengeld konnte ich mir damals nur sehr wenige Tonträger kaufen. Insofern nahm man die meisten Musikstücke damals über das Radio auf sein Tonbandgerät auf, weitere Zuwächse entstanden durch das Ausleihen von LP's anderer Kumpels. Zudem gab es noch einen ganz anderen Aspekt, in dem man sich mit Mitschülern oder auch älteren Gleichgesinnten mündlich austauschte. Also eine Art Vorstufe zu den heutigen Musikforen. Dort wurde man immer wieder auf andere Bands und Musikströmungen gestoßen und der Horizont erweitert. Über Musikzeitschriften wurde dieser Forschungsaspekt in Sachen Musik noch weiter angefacht. Auf Amon Düül II bin ich letztlich über eine dieser Musikzeitschriften gestolpert, die etwas von der Band zum Besten gaben. Ob es nun das "Sounds" oder der "Musikexpress" war, erinnere ich heute nicht mehr. Jedenfalls wurde alsbald das Doppelalbum "Yeti" angeschafft. Das dürfte um 1972 gewesen sein. Die Musik, in die man dort eintauchen konnte, war nicht nur fremd, sondern gleichermaßen faszinierend. Das Ganze gestaltete sich noch Aufregender, wenn man sich das Album per Kopfhörer anhörte und den hin und hergehenden Stereoströmungen folgte. Das war somit für mich die Geburtstunde in Sachen Amon Düül II. Kurze Zeit später gesellte sich noch das Album "Wolf City" dazu ..... Und erst viele Jahre später folgten weitere Alben von ihnen, so dass es mittlerweile doch zu einer stattlichen Sammlung dieser Band gekommen ist.
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