Tranceformer hat geschrieben: ↑Sa 22. Jun 2024, 14:53
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Mike Campbell & The Dirty Knobs „Vagabonds, Virgins & Misfits“
Campbell war Mitbegründer der Heartbreakers und treuer Begleiter von Tom Petty. An dessen Seite spielte er mehr als 50 Jahren. Ganz nebenbei gründete er im Jahr 2000 seine eigene Band The Dirty Knobs, die allerdings bis 2020 lediglich vor sich hin dümpelte. Nach dem Tod von Tom Petty (2017) intensivierte er die Arbeit mit The Dirty Knobs und veröffentlichte 2022 mit „External Combustion“ die erste LP. Nun folgte mit „Vagabonds, Virgins & Misfits“ der Nachfolger. Wie ich finde, ein sehr solides Werk, basierend auf dem Geist der 60er Jahre. Zudem stellt sich mir stets die Frage, ist dies ein Campbell-Album oder die Reinkarnation von Tom Petty. Musik als auch Gesang ähneln der seines ehemaligen Chefs sehr. Campbell hat sich zudem Gäste eingeladen. Lucinda Williams wirkt bei „Hell Or High Water“ mit, Graham Nash unterstützt bei „Dare To Dream“ und Chris Stapleton ist bei „Don´t Walt Up“ mit dabei.
Was soll ich zu dieser LP sagen? Sie läuft bei mir bereits zum xten Mal. Ja, ich mag die Musik, sie geht irgendwie an mich. Dennoch beschleicht sich immer ein komisches Gefühl; ist das wirklich Campbell oder ist das eine Petty-Kopie? Diese Frage muss sich jede:r für sich beantworten. Ich denke mir, wenn jemand über fünf Jahrzehnte so eng mit Tom Petty verbunden war, dann färbt da etwas ab und wenn jemand das Recht hat, Tom Petty zu kopieren, dann ist es Mike Campbell und was er hier bietet, geht bei mir sehr gut in den Gehörgang. Als Anspieltipp empfehle ich das zusammen mit Lucida Williams intonierte „Hell Or High Water“ und danach kann jede:r für sich schnell entscheiden, ob er dieses Werk mag oder nicht.
Ich bewerte die LP im November neu, wenn ich meine ultimative TOP 20 des Jhres 2024 erstelle...
Wer über viele Jahrzehnte die Musik mit einem und denselben Musiker zusammen gespielt hat, den kann bzw. muss man sogar als Bindeglied für eine feste Freundschaft beschreiben. Die Band um Tom Petty ohne Campbell wäre undenkbar gewesen, zumal er sie durch sein Gitarrenspiel mitgeprägt und ihr sicherlich unzählige Male seinen Stempel aufgedrückt hat. Ein wunderbarer Gitarrist, der durch seine persönliche Individualität zu glänzen vermochte. Und waren die Soli auch noch so kurz, sie waren markant und inhaltsreich.
Tja, alles hat seine Zeit, wie man das gemeinwohl beschreiben kann. Der Tod von Tom Petty jährt sich mittlerweile zum siebenten Male und der Geist ist bei seinen Fans immer noch allgegenwärtig. Naja, zu denen zählen wir uns auch heute noch. Aber in einem Punkt muss ich dir doch widersprechen. Der Gesang von Campbell ist nach meinem Geschmack nicht mit dem von Tom Petty vergleichbar, auch wenn der Meister selbst nicht die beste Gesangsstimme gehabt hatte, aber er hat der Band ein Gesicht gegeben.