[REVIEW] Death Alley • Black Magick Boogieland (2015)
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[REVIEW] Death Alley • Black Magick Boogieland (2015)
Lemmy kann in Frieden ruhen, denn es gibt Bands, die sein Erbe für immer und drei Tage hochhalten werden, denn Lemmy war gradlinig, felsenfest, verlässlich, eine grundehrliche Rockerkaut. Unter den legitimen Thronfolgern des Speed Rock à la Motörhead waren Death Alley aus den Niederlanden ganz weit vorne. Death Alley verehrten Hawkwind und die Stooges, spielten psychedelischen, schnellen Rock'n'Roll mit jeder Menge Soul und lieferten eine High Energy-Performance ab, von der viele andere Bands im digitalen Zeitalter nur träumen können. Dabei folgte ein rasend schnelles Gitarrenriff auf das nächste und die Rhythmusgruppe rannte um ihr Leben. Death Alley, die sich selbst in der ebenso selbstbewussten wie hoffnungsvollen musikalischen Kategorie 'The New Wave of Dutch Loudness' sahen, gaben von vorne bis hinten absolut Vollgas. Dabei streiften sie weit mehr als nur den Geist von Lemmy, waren stilistisch bisweilen ausgesprochen nahe an Hawkwind, insbesondere beim Longtrack "Supernatural Predator", aber auch beim Protopunk etwa der 60er Jahre Legende MC5 und auch die bleischwere Düsterheit der frühen Black Sabbath konnte man in vielen Songs spüren.
Die Band um den ehemaligen The Devil's Blood Gitarristen Oeds Beydals stammte aus Amsterdam und bestand neben dem Leader noch aus dem ehemaligen Gewapend Beton Sänger Douwe Truijens, dem Bassisten Dennis Duijnhouwer und dem vormals ebenfalls bei Gewapend Beton und White Slice tätig gewesenen Schlagzeuger Ming Boyer. Auf zukünftigen musikalischen Hardrock-Weltkarten wird das leider eher weitgehend unbekannte "Black Magick Boogieland", oligarchisch und diabolisch, doch gütig beherrscht von der sogenannten Death Alley, sicherlich irgendwann einmal einen grösseren Bekanntheitsgrad erreichen, was zu hoffen wäre, insbesondere des Umstandes wegen, dass es Detah Alley leider schon seit bald fünf Jahren nicht mehr gibt. Death Alley gaben alles, was das Rockerherz begehrt: Klassischen Hard Rock, Lemmy-Rock'n'Roll, deftigen Mitt-70er Underground und eine Bleischwere, die so manch anderer Rockcombo einfach fehlt. Death Alley klangen selbst dann noch hammergeil, wenn sie sich in scheinbar uferlosen und bisweilen recht hypnotischen Jams verloren.
Illegale Substanzen dürften im Hoheitsgebiet Death Alley's wohl auch hin und wieder eine Rolle gespielt haben, zentraler Faktor aber muss die Musik gewesen sein, die Musik der coolen Typen beiderlei Geschlechts mit Lederjacken und kaputten Hosen und Moralvorstellungen. Diese bildeten die überwältigende Mehrheit im "Black Magick Boogieland" und hätten bevorzugt und nicht nur metaphorisch ums Feuer getanzt. Den Charakter der alles dirigierenden Musik konnten die Rückkehrer mangels relevanter Vorbildung nicht adäquat beschreiben, eine Person gab exemplarisch zu Protokoll, sie hätte durch den Lärm schlagartig den Drang verspürt, dem Leibhaftigen in einer Tour mittels obszöner Gesten zu huldigen, welche eindeutig nicht mit Anstand und Moral in Verbindung hätten gebracht werden können. Mutmassungen, Gedanken, wirre Ideen, die so beim Hören dieses unglaublichen Albums entstehen können. Ein Trip, der einfach packt und einen mitschleift, egal ob man will oder nicht.
Death Alley spielten in ihrem "Black Magick Boogieland" einen klassisch instrumentierten Rock, dessen Stilmittel zwar durchaus altbekannt waren, der aber spektakulär wirkte durch die allgegenwärtige Energie und Hingabe seiner Protagonisten - 'kompromissloser Rock', diesen Begriff hatte ich zuvor schon seit längerem nicht mehr in den Mund genommen, bei Death Alley kam mir diese Umschreibung jedoch endlich mal wieder zurück ins Bewusstsein. Das Herzblut tropfte diesem Punk-fueled Boogie-Rock nicht nur aus jeder Rille, es peitschte - versetzt mit ehrlichem Schweiss einer jeden Körperöffnung - geradezu in alle Richtungen. Als besonders verführerischen Höhepunkt möchte ich den "Supernatural Predator" bezeichnen, der klingt, als coverten Warrior Soul mit voller Wucht und allem, was sie haben, sowie elektrisierend unlauteren Absichten einen guten Hawkwind-Song, mit Farida Lemouchi (The Devil's Blood) als hintergründiger Melodieträgerin. Besonders in diesem Epos, aber auch sonst erinnert der Gesang auf "Black Magick Boogieland" an Kory Clarke. Das durchaus beeindruckende 'Manische' vieler Passagen gemahnt auch an die famosen Graveyard (Schweden), die da und dort durchschimmern.
Alles, wirklich alles geriet auf diesem fabelhaften Rocktrip überschäumend und war lediglich im Sinne einer leichten Catchyness notdürftig kanalisiert in packenden Songs. Death Alley verbanden somit die punkige Power Hawkwind's oder auch einiger High Energy Rockbands der 90er Jahre mit dem musikalischen Ansatz der Besten aus dem Kreis der aktuelleren Retro Rock Bands. Und mit einer ungehörigen Portion zum Teil psychedelisch geschwängerter Dunkelheit: Das 'K' in "Magick" war von seiner Bedeutung dem Rockin' 'Ö' in Motörhead gleichzustellen. Ein leider eher wenig beachtetes, doch völlig zeitlos gut rockendes Statement einer Band, von welcher ich mir ausser den drei offiziellen Alben, die allesamt empfehlenswert sind, auf jeden Fall mehr gewünscht hätte.
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)