[REVIEW] Gene Clark with the Gosdin Brothers (1967)

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BRAIN
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[REVIEW] Gene Clark with the Gosdin Brothers (1967)

Beitrag von BRAIN »

‎Gene Clarks erster Alleinflug fand nicht unter einem günstigen Stern statt.
Columbia Records veröffentlichte "‎‎Younger Than Yesterday" ‎‎von den Byrds in der gleichen Woche wie das Debüt des Ex-Byrd.
Die Zeit, 1966-1967, war sowieso nicht reif für LPs von Solokünstlern wie Clark; alle Aufmerksamkeit galt Bands wie den Beatles, den Rolling Stones, den Monkees und den Byrds.
Nach anderthalb Jahren und zwei LPs hatte Gene Clark die Byrds verlassen: "Es war Zeit, ein eigenes Album zu machen."
Clark hatte viele‎‎ ‎‎ musikalische Ideen, und mit seiner engelsgleichen Stimme, unvergleichlichen Melodien und poetischen Texten war er ein entscheidender Faktor bei den Byrds.

Manager Jim Dickson brachte Clark mit den Country-Musikern Vern und Rex Gosdin für den Harmoniegesang zusammen und gesellte Gitarrist Clarence White hinzu.
Chris Hillman, Michael Clarke und Gitarrist Bill Rhinehart (von The Leaves) komplettieren zunächst die Band, die im Herbst 1966 im Columbia Recording Studio am Sunset Boulevard die Basictracks für Clarks Soloalbum aufnehmen sollte.
Aber später bringt Dickson noch viele weitere Session-Musiker mit: Earl Palmer (Schlagzeug), Glen Campbell (Gitarre), Van Parks (Keyboards), Doug Dillard (Banjo) und ein 32-köpfiges Orchester – dirigiert von Leon Russell.
Dieses Orchester und Russells wunderschöne Arrangements wird beim barocken Höhepunkt von ‎‎Gene Clark With The Gosdin Brothers:‎‎ Echoes voll ausgeschöpft. ‎‎
Eine meisterhafte Komposition, wunderschön in Szene gesetzt und einer der verlorenen Klassiker der Popgeschichte.
Typische Clark-Kompositionen, wie ‎‎"Tried So Hard" ‎‎mit seinem Country-Beat und dem melancholischen ‎‎Gesang, "Is Yours Is Mine"‎‎ und "So You Lost Your ‎‎Baby"‎‎ – wieder mit überschwänglichen Streichern sind weitere Highlights.
Aber auch ‎‎"Keep On Pushin"‎‎ – angetrieben von Dillards Banjo –, das herzzerreißende ‎‎"The Same One"‎‎ und "I Found ‎‎You‎‎" sind kleine musikalische Wunder – und bestehen den Test der Zeit mit souveräner Leichtigkeit.

Als dann Anfang 1967 ‎‎Gene Clark With The Gosdin Brothers ‎‎veröffentlicht wurde, dachte die Öffentlichkeit wohl noch anders.
Der barocke Pre-Country-Rock von Clarks Debüt ist seiner Zeit voraus und verkauft sich schlecht, vor allem im Vergleich zu ‎‎"Younger Than Yesterday" ‎‎von den Byrds.
Gene Clark selbst war eigentlich auch nicht so glücklich mit ‎‎-Gene Clark with the Gosdin Brothers-.‎‎
Fünf Jahre später remixte er zusammen mit Jim Dickson das komplette Album neu, änderte den Sound und nahm fast alle Gesangsparts neu auf. ‎‎
Elevator Operator‎‎ wird sogar vollständig entfernt.
1972 erscheint die LP erneut, allerdings unter dem wenig inspirierenden Titel ‎‎Collector's Series: Early L.A. Sessions.‎

Bild

01. Echoes (03:23)
02. Think I'm Gonna Feel Better (01:39)
03. Tried So Hard (02:25)
04. Is Yours Is Mine (02:29)
05. Keep On Pushin' (01:50)
06. I Found You (03:04)
07. So You Say You Lost Your Baby (02:11)
08. Elevator Operator (02:33)
09. The Same One (03:33)
10. Couldn't Believe Her (01:57)
11. Needing Someone (02:10)
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Emma Peel
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Re: [REVIEW] Gene Clark with the Gosdin Brothers (1967)

Beitrag von Emma Peel »

Der im ländlichen Idyll Tipton aufgewachsene Gene Clark fiel schon in jungen Jahren durch seine vielseitigen musikalischen Fähigkeiten auf. Aber erst durch seinen Umzug nach L. A. fand er die Verankerung, die er vermutlich schon vorher gesucht und nunmehr gefunden hatte. Mit Roger McGuinn gründete er Ende 1964 die Byrds, die bereits mit ihrer ersten Single "Mr. Tambourine Man" zu weltreichen Ruhm kamen. Auch die anderen Bandmitglieder entwickelten sich zu musikalischen Schwergewichten. Aber Gene Clark war innerhalb der Band sicherlich der fähigste Songschreiber. Man denke in diesem Zusammenhang nur an das Stück "Eight Miles High".

Letztlich war es ein Zerreibungsprozess, der Gene Clark dazu veranlasste, die Byrds nach weniger als 2 Jahren Bandzugehörigkeit wieder zu verlassen. Neben dem zunehmenden Tourstress waren vermutlich auch interne Streitigkeiten der Grund für seinen Ausstieg. Das erfolgreiche Mutterschiff "Byrds" zu verlassen, stellte damals sicherlich eine einzigartige Situation dar, die es vermutlich vorher noch nicht gegeben hatte.

Sein erstes Solowerk mit den Gosdin Brothers gestaltet sich facettenreich und ist voller Kreativität erfüllt. Das Pendeln zwischen schlichter Einfachheit und barocker Komplexität in den Songs, mutet bei einigen einen kaum zusammenhängenden musikalischen Leitfaden an, bei anderen hingegen wird die vorherrschende Diversität gelobt. Wer Musikstücke wie "Think I'm Gonna Feel Better", "Echoes", "Is Yours Is Mine", "Elevator Operator" oder "The Same One" auf einer Platte auf den Weg bringt, hat etwas Monumentales erschaffen.

Leider sahen die Rahmenbedingungen nicht erfolgsversprechend aus, denn sowohl das erste Solowerk von Gene Clark als auch das nächste Studioalbum der Byrds kam im gleichen Zeitfenster heraus. Hinzu gesellte sich der Umstand, dass Gene Clark sein Solowerk partout nicht per Promotiontour auf den Weg bringen wollte. Somit wurde diese Einspielung kein massenhafter Verkaufserfolg.

Heute hingegen wird dieses Album sowohl von den Fans als auch von der schreibenden Zunft gleichermaßen abgefeiert, denn es ist im Bereich des Countryrocks ein musikalisches Kleinod.

Dass ich mich im Kreise der Byrds und Gene Clark Fans bewege, brauche ich wohl nicht mehr hervorzuheben.
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BRAIN
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Re: [REVIEW] Gene Clark with the Gosdin Brothers (1967)

Beitrag von BRAIN »

Danke für die interessanten Ergänzungen :yes: .
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