[REVIEW] Michael Nesmith & The First National Band - Magnetic South

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BRAIN
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[REVIEW] Michael Nesmith & The First National Band - Magnetic South

Beitrag von BRAIN »

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Michael Nesmith‎‎(Nez) wurde vor allem als Mitglied der erfolgreichen Popband "The Monkees" bekannt.
Nach der Trennung der Monkees begann Nez mit der bahnbrechenden Countryrock-Band "‎‎First National Band‎‎" und später als Solokünstler zu arbeiten.
Mit ihrem ersten Album ‎‎-Magnetic South- ‎‎veröffentlichten sie einen Countryrock-Klassiker, der auf Augenhöhe mit einigen der besten Platten der Burritos, Nitty Gritty Dirt Band oder Poco steht.
‎‎Die "First National Band" wurde vor allem von‎‎ Red Rhodes, einem Steelguitar-Veteran mit fast dreißig Jahren Business-Erfahrung, geprägt.
Weitere Mitglieder waren John London am Schlagzeug, der bei The Lewis & Clark Expedition gespielt hatte, John Ware am Bass, Earl P. Ball am Klavier und Nez an Gitarre und Gesang.
Die erstklassige Band hat ein hervorragendes Album geschaffen, auf dem die exzellenten Songwriting-Fähigkeiten von ‎‎Michael Nesmith ‎‎zu ihrem vollen Glanz kommen.
Die Single "Joanne" wurde aus dem Album als Single ausgekoppelt und erreichte Platz 21 der Billboard Singles Charts, die höchste Position in Nesmiths Solokarriere.‎

Schon der Eröffnungstrack "Calico Girlfriend" macht deutlich, dass das keine Monkees-Musik ist.
Es hat einen sehr lockeren Klang, fast so, als wäre es in Eile aufgenommen worden.
Der Schlüsselmusiker in Nesmiths Band ist zweifellos O.J. Red Rhodes der mit einer lebhaften Melodie den Track antreibt.
Die Melodie ist zwar nicht sehr komplex, aber gut, trotz seiner Liebe zur Country-Musik hat er sich nicht darauf beschränkt, nur country-klingende Melodien zu schreiben.
"Nine Times Blue" ist eine sehr kurze, romantische Country-Ballade über Beziehungsprobleme, die von einer Akustikgitarre getragen wird und direkt in den dritten Song, "Little Red Rider", eine funkyige Up-Tempo-Nummer, übergeht.
„The Crippled Lion“ kommt als nächstes, die Instrumentierung ist majestätisch, wobei Red Rhodes erneut über das sanft gespielte fundament der Band schwebt.
Nesmiths Gesangausdruck gefällt mir hier am besten und es ist für mich auch das Herzstück auf der Platte.
"Joanne", war die Single des Albums, was sicher an der exquisiten Melodie lag.
Die Grundinstrumentierung wird durch ein Honky-Tonk-Klavier von Earl P. Ball ergänzt.
Eine trommellose Ballade mit glitzerndem Falsett von Nez, untermalt von Rhodes weinenden Pedal Steel- Läufen.
Die Emotionen zwischen dem Erzähler und Joanne verstärken sich durch die karge Instrumentierung.
Hier singt er Falsett wobei ich ziemlich erstaunt bin, wie gut Nesmith im oberen Register singen kann.
Nez ist kein großartiger Sänger, aber ich würde schon sagen, dass er ein sehr talentierter Sänger ist.
"Joanne" ist und bleibt ein wunderschönes, pastorales Porträt einer Liebe, die nie sein sollte.
Der Track "First National Rag" ist nur ein Quatsch.
Es ist ein musikalischer Witz, der dich daran erinnern soll, die Platte umzudrehen.
Für jüngere Menschen, die sich nicht an die LP-Zeit erinnern, wird dieser Song keinen Sinn ergeben, aber es ist auch egal.

Nach dem Flip over beginnt die zweite Seite mit dem Hochtemposong „Mama Nantucket“ einem wunderbaren Beispiel für die Jodelfähigkeiten von Nez!
"Mama Nantucket" ist das rockigste Stück auf dem Album.
Es ist so energiegeladen wie Country-Rock nur sein kann und es zeigt die Weltklasse des Pedal Steel Gitarristen Red Rhodes.
Von dort aus gehen wir zu einem geradlinigen Country-Song, "The Keys to the Car".
Schöne Melodie, aber kein herausragender Track.
„The Keys to the Car“ beginnt mit einer einsamen Akustikgitarre und einem sanften Klipp-Klapp-Rhythmus.
Auch hier wird Nesmiths Falsett mit einer Melodie hervorgehoben und sanft von einer Duettstimme ergänzt.
"Hollywood" ist ziemlich experimentell, da der Song zwischen zwei verschiedenen Abschnitten wechselt - einem spärlichen Abschnitt, mit kaum hörbarem Flüstergesang, und einem ausgefeilten Abschnitt mit Klavier und "normalem" Gesang.
Das Ende des Songs enthält ein gut platziertes Keyboard/Rhodes-Zwischenspiel, das zart über die Akustikgitarre gestreut wird, die durch den Track läuft.
Zwei Coverversionen schließen das Album ab.
"The One Rose (That's Left in My Heart)" ist ein Country-Song im 3/4-Takt, der erstmals von Jimmie Rodgers aufgenommen wurde.
Für diejenigen unter euch, die sein Falsett mögen, gibt es hier mehr davon!
Die Platte endet mit einer spektakulären Version von "Beyond the Blue Horizon", die einige Soundeffekte enthält.
Das Lied beginnt mit dem Ticken einer Uhr, während einige Klavierläufe den Lauf der Zeit simulieren.
Jemand pfeift, die Pedal Steel stöhnt wie eine Geige und die Sonne steigt am Horizont.
Nach drei Minuten singt Nesmith immer energischer und die Drums treten durch die Haustür ein.
Mit wirbelnder Orgel, aufgeregtem Gesang und gesteigerter Spannung durch die Instrumentalisten strebt der Song seinem Höhepunkt zu, bevor alles ausklingt.
Der Song verschwindet wieder in der Dämmerung und mit dem Dröhnen von Grillen endet die LP.
Was für ein toller Album closer!

Die Produktionsaufgaben gibt Nesmith hier an Felton Jarvis ab, einem erfahrenen Produzenten, der mit vielen berühmten Künstlern wie Elvis Presley zusammengearbeitet hat.
In seiner gesamten späteren Karriere machte Nez immer seine eigene Produktion, aber vielleicht wollte er bei seiner ersten Veröffentlichung nach den Monkees einen authentischen Nashville-Sound bekommen.
Sicherlich ist -Magnetic South- nicht das revolutionärste oder einfallsreichste Album, aber es wird mehr als wettgemacht, indem es viel Herz und Leidenschaft in den einzelnen Songs enthält.
Zwischen 1970 und 1971 nahm die "First National Band" drei LPs in nur einem Jahr auf, die alle ein ähnliches Cover und ein ähnliches Logo hatten.
Die Alben waren jeweils rot, weiß und blau gefärbt, jeweils mit einem großen zentralen Bild.
Das blau gefärbte -Magnetic South- ist für mich aber immer das Highlight geblieben.

A1. Calico Girlfriend – 2:37
A2. Nine Times Blue – 1:39
A3. Little Red Rider – 2:34
A4. The Crippled Lion – 3:10
A5. Joanne – 3:10
A6. First National Rag (Red Rhodes) – 0:21
B7. Mama Nantucket – 2:36
B8. Keys to the Car – 2:52
B9. Hollywood – 5:03
B10. One Rose (Del Lyon, Lani McIntyre) – 3:27
B11. Beyond the Blue Horizon (Richard A. Whiting, W. Franke Harling, Leo Robin) – 5:55

Michael Nesmith – vocals, guitar
Red Rhodes – pedal steel guitar
John Ware – drums
John London – bass
with:
Earl P. Ball – side piano

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BRAIN
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Re: [REVIEW] Michael Nesmith & The First National Band - Magnetic South

Beitrag von BRAIN »





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Louder Than Hell
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Re: [REVIEW] Michael Nesmith & The First National Band - Magnetic South

Beitrag von Louder Than Hell »

Michael Nesmith hat mit seinen Bands und auch solo zahlreiche Platten herausgebracht. Die Monkees mögen für ihn ein lohnendes Startbrett, wohl auch in finanzieller Hinsicht gewesen sein, aber musikalisch dürfte er bei seinen Fähigkeiten dort total fehl am Platz und sich wahrscheinlich nicht sonderlich wohl gefühlt haben.

Mit deiner äußerst lesenswerten Rezi rückst den Musiker bzw. seine Band in den Focus, den er sich erarbeitet auch verdient hat. Ein Klassiker dieses Genres, wobei auch seine weiteren Alben auf einem ähnlich hohen Level eingespielt wurden.

Leider hat er in hiesigen Breiten nur ein Nischendasein gefristet, was bei der Klasse seiner Alben nicht nachvollziehbar war. Aber leider setzt sich musikalische Qualität nicht immer durch. Immerhin hatte das "Sounds" damals einen längeren Aufhänger in ihrer Musikzeitschrift gehabt, aber die Vorschlusslorbeeren verpufften allesamt.
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Beatnik
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Re: [REVIEW] Michael Nesmith & The First National Band - Magnetic South

Beitrag von Beatnik »

Ein absolut grossartiges Album ist das, genauso wie auch die weiteren Alben, die er als First National Band veröffentlicht hat. Für mich war das "Magnetic Sound" Album damals ein riesiges Aha-Erlebnis, weil ich ihn ja auch nur von den Monkees kannte, welche ich aber auch heute noch zugegebenermassen wesentlich besser finde, als ihren Ruf als schlichte Kalauerband, denn im Gegensatz zu anderen Comedy Truppen haben die Monkees ihre Musik immer selbst gespielt und gesungen. Ich würde heute noch meinen, dass auch sie, die Monkees, völlig unterbewertet blieben, genauso eben wie Michael Nesmith, der kurz vor einem Tod noch einmal ein unglaublich schönes Werk veröffentlichte. Auch in den weiteren 70er Jahren, nach seinen First National Alben, hat er schöne Platten veröffentlicht. Ein Song, den ich auch immer wieder mal gerne höre, ist "Rio", den er 1977 auf seinem Album "From A Radio Engine To The Photon Wing" veröffentlichte.

Toller Musiker und eine schöne Rezi und Würdigung! :yes:
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.

Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
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Emma Peel
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Re: [REVIEW] Michael Nesmith & The First National Band - Magnetic South

Beitrag von Emma Peel »

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Michael Nesmith ist mir nachhaltig als der von den Monkees mit der Pudelmütze in Erinnerung geblieben. Sicherlich waren die Monkees damals ein Türöffner für seine weitere Karriereplanung gewesen, aber so richtig wollte dieses später trotz überzeugender Alben nicht klappen. Das muss schon tragisch für ihn gewesen sein, mit den Monkees den Erfolgsolymp bestiegen zu haben, aber mit seiner eigenen nachhaltigen und countryhaft beseelten Musik nur eine Randnotiz gewesen zu sein.

Trotzdem ist es schön, dass du diesen verdienstvollen Musiker mal wieder ins Rampenlicht gerückt hast.
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badger
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Re: [REVIEW] Michael Nesmith & The First National Band - Magnetic South

Beitrag von badger »

bin bei der suche nach einem vielleicht brauchbaren forum auf dieses posting gestoßen.

klasse beitrag zu einem musiker, der als solist kaum wahrgenommen wurde; ausnahme UK,
wo man auch seinen monty-pythonesquen humor verstehen konnte. für einen Ami war
dieser humor sicher etwas zu intelligent (ha-ha).

die Monkees waren nicht so schlecht, wie sie immer gemacht wurden und Michael, der
zu beginn der einzige vollblutmusiker mit erfahrung war, hat schon damals eine reihe von
tollen stücken geschrieben, die allerdings eher auf Lps oder single-b-seiten verschwanden
('The Crippled Lion', 'My Share Of The Sidewalk', 'Michael Blackhawk', etc.)
da wurde die First National Band schon etwas vorweggenommen.

darüber hinaus legten die Monkees auch einen total abgefahrenen und tatsächlich einmal
wirklich echt 'psychedelisch' zu nennenden film vor; 'Heads', den man damals wie heute kaum
ohne psychedelische hilfsmittel anschauen sollte.
auch hier kamen die ideen zumeist von Michael, der übrigens sogar später noch als regisseur
einige sehr monty-pythonesque filme schuf (hab nur einen gesehen, vor ca. 40 jahren und
leider den titel vergessen).

als schriftsteller hat er sich auch noch versucht, allerdings kenne ich nur das sehr kurze
'The Prison' als beilage zur gleichnamigen und leider total daneben gegangenen lp-box.
es kann eben nicht alles gelingen

er hätte das arbeiten nicht nötig gehabt, denn er stammte aus einer multi-millionärsfamilie,
und bei den Monkees gabs noch ein taschengeld hinzu, dafür aber selbst verdient.

in UK tauchte er ca. 1970 mit seiner National Band wieder auf und wurde von einer
eingeschworenen fangemeinde und dem ZigZag Magazine gefeiert; spielte für ZigZag sogar
eine live-lp ein (begleitung nur Red Rhodes), die allerdings nie die mainstream-plattenläden
erreichte.

da Michael nicht auf geld angewiesen war, mußte er sich nie kommerzialisieren. und er hat
dann in einem langen musikerleben nicht endlos und endlose tonträger auf den markt
geworfen, sondern nur soviel, wie er brauchte, um jeweils frische und gute ideen unterzubringen.
dazu reichten auch mal nur ca. 35 minuten.

'The Wichita Train Whistle Sings' (Dot 1968) ging schon in richtung country-rock, war aber noch nicht
vollständig gelungen. Michael überlegte ein bißchen hin und her und gründete dann seine
First National Band mit dem schon damals legendären Red Rhodes an der lap-steel.

wie die, übrigens ganz hervorragende rezension hier darlegt, war 'Magnetic South' ein überzeugender
anfang. musik, die, weil auf originären ideen basierend, zeitlos ist.

später legte er noch eine reihe von unter fans hochgehandelten scheiben vor; And The Hits Just Keep On
Comin'; Standard Ranch Stash; From A Radio Engine To A Photon Wing...; schon die titel vermitteln
uns, daß der humor nach wie vor mit im spiel war.

würde mich freuen, wenn es hier noch weitere interesante themen zu finden gäbe (in der Blues/Bluesrock-
sektion gabs ja leider keine einzige BLUES-platte zu finden.....?
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BRAIN
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Re: [REVIEW] Michael Nesmith & The First National Band - Magnetic South

Beitrag von BRAIN »

badger hat geschrieben: Di 12. Sep 2023, 22:05

würde mich freuen, wenn es hier noch weitere interesante themen zu finden gäbe (in der Blues/Bluesrock-
sektion gabs ja leider keine einzige BLUES-platte zu finden.....?
Welcome Badger!
Schön, dass du hier bist.
Einige Themen dürften dich schon hier interessieren, ob es dir was gibt, musst du entscheiden.
Wie bei den meisten Foren liegt auch hier der Schwerpunkt auf "Rock" in allen Spielarten und Generationen.
Es gibt auch etliche die sich für Blues-verwandtes interessieren aber echte Bluesenthusiasten schreiben, glaube ich, nicht in Internetforen.
Hier gibt es eine Umfrage zu den beliebtesten Genre des Forums : viewtopic.php?p=14502#p14502
Das Forum existiert erst seit Mai 2023, kann also noch nicht viele Themen geben obwohl es für die kurze Zeit schon beachtlich ist.
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