[REVIEW] Mark-Almond • Rising (1972)

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Beatnik
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[REVIEW] Mark-Almond • Rising (1972)

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Zum Zeitpunkt, als das von Jazz, Pop und Folk Music inspirierte Duo Jon Mark und Johnny Almond dieses, ihr drittes Studioalbum veröffentlichte, waren die beiden Musiker schon weltweit bekannt. Ihre grossen Nummern "The City", "The Ghetto", "Love" und natürlich die herrliche und variantenreiche "Sausalito Bay Suite", die sie auf den ersten beiden Alben präsentiert hatten, fanden ihren Weg zu Musikliebhabern auf der ganzen Welt. Ihre einzigartige Stilmixtur aus ziemlich laidback gespieltem Jazz, dem sehr oft richtiggehend verträumt anmutenden Folk, der insbesondere durch Jon Mark's akustische Gitarreneinlagen immer wieder gefühlvolle Akzente setzte und die richtige Portion Poprock definierten einen in sich einmaligen Stil, an welchem man das Duo immer wieder erkennen konnte. 1972 tourte die Band regelmässig und trat auch in amerikanischen Fernsehshows wie etwa den populären "In Concert" oder "Midnight Special" auf. Für ihr drittes Album "Rising" wählten die beiden Musiker ein eher ruhigeres Gesamtkonzept, das in seinen jazzigen Momenten wesentlich zurückhaltender klang als auf den beiden Alben davor.

Als äusserst stimmungsvoll präsentierten sich leicht nostalgisch wirkende Songs wie etwa "Organ Grinder" und "The Little Prince", welche klar die Handschrift des eher introvertierten Jon Mark aufwiesen. Solche zumeist akustisch belassene Titel mit nur marginalem instrumentalen Beiwerk kannte man schon von Simon & Garfunkel: Durch den spärlichen Einsatz der Instrumente erhielten diese beiden Tracks eine wohlige und intime Atmosphäre, die in krassem Gegensatz zu den jazzig und recht opulent arrangierten Titeln der ersten beiden Alben standen. Jon Mark war eindeutig der Träumer in diesem Duo, das konnte man schon in den ersten beiden Platten heraushören, jedoch nicht so klar und eindeutig wie hier bei "Rising". Die instrumentale Zurücknahme als hauptsächliches und stilbestimmendes Stilelement war eine neue Ausdrucksform dieser Gruppe. Einnehmend war das allemal genauso wie der üppig in Szene gesetzte Jazzrock, den die Band an anderer Stelle des Albums natürlich ebenfalls spielte. "I'll Be Leaving Soon", ein weiteres zurückgenommenes Song-Statement, entsprach dem allgegenwärtigen Spirit von "Baby, I've got to earn my living on the road", dem hektischen Leben während der Tourneen der Gruppe und sorgten bei Jon Mark zunehmends für Unmut, weshalb er in der kompositorischen Reduktion und einer natürlichen, dem amerikanischen Folk entnommenen Stille seine neuen Inspirationen holte.

Auf der anderen Seite präsentierten Mark-Almond hier mit dem Rocksong "Riding Free" fast schon so etwas wie ihr eigenes "Born To Be Wild", das auch musikalische Parallelen zum Song "Vehicle" der Band The Ides Of March aufwies. Hier wurde klar, dass sich Mark-Almond nicht etwa nur leise und intim geben wollten, nein, hier zeigten sie auch grosse Dynamik in perfektem Arrangement-Kleid. Auch die Melodie, die diesem Rocksong inne liegt, gehörte zum Standardrezept von Mark-Almond. Mit Dynamik-Spielereien, diesen vielen laut/leise-Variationen hatten sie schon seit Beginn begeistert und zu überzeugen vermocht. Gerade wenn die Band in eine leichte Jazzrichtung tendierte, konnte sie manchmal schon fast in die Nähe der ersten Chicago Transit Authority Platte kommen. Vieles lief bei den Jazzrockern aus Chicago genauso wie bei Mark-Almond über die Rhythmik-Schiene, und da besonders über die eingesetzten Perkussionsinstrumente, die bei Chicago Transit Authority noch prägnanter zum Einsatz kamen, bei Mark-Almond zwar spärlicher eingesetzt wurden, jedoch gleichsam für viel Groove sorgten.

Das musikalische Highlight der Platte war aber eine dieser folkorientierten Nummern, nämlich das elegante und sehr verträumte Folkrock-Stück "What Am I Living For", das die Band ein Jahr später auf ihrem Live-Werk "Mark-Almond '73" auch noch in einer ebenso schönen Konzert-Variante präsentierte. "What Am I Living For" wurde sehr oft im Radio gespielt, erreichte aber dennoch nicht die Popularität, die der Song verdient gehabt, und so die Band in punkto Erfolg entscheidend weitergebracht hätte. Es war vielleicht das Schicksal von Jon Mark und Johnny Almond, dass ihr qualitativer Anspruch höher war als die Bereitschaft zu einem Zugeständnis hinsichtlich kommerzieller Popmusik, was im nachhinein natürlich vor allem für und nicht gegen diese aussergewöhnliche Band sprach. Das atmosphärisch dichte und äusserst poetisch vorgetragene Stück "The Phoenix", der Titel, der auch zum wundervollen Artwork der Plattenhülle inspirierte, zeigte sich am Ende des Albums deutlich rockiger und hätte so in dieser Form durchaus auch auf einem guten und härteren Rockalbum jener Tage erschienen sein können. Mark-Almond zeigten sich also bis zum letzten Song imemr noch als musikalisch Suchende, die ihr definitives Ufer nachwievor nicht gefunden zu haben schienen. Dies sollte auch die weitere Karriere der Band bestimmen und vermutlich auch zu deren ständigen Personalwechseln und Neuausrichtungen führen, die idealerweise dem Gespann Jon Mark und Johnny Almond bis zuletzt kaum schadeten, sondern im Gegenteil immer wieder neu inspirierten.

Melancholische Eleganz dürfte letztlich das prägende Element dieses dritten Mark-Almond Albums gewesen sein. Im Vergleich zur Schallplatte konnte sich das erst in den 90er Jahren in Japan erschienene CD-Remaster und inzwischen sehr rar und teuer gehandelte Scheibchen mehr als behaupten. Mehr Prägnanz im Sound und ein deutlich hörbarer Dynamikgewinn, jedoch mit einer eher etwas zu stark eingesetzten Rauschunterdrückung wirkte die Musik so lebendig wie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der LP. Ein rundum erneuertes Remastering fand indes bis heute nicht statt, sodass Klang-Puristen nachwievor die originale Vinylplatte bevorzugen dürften. Musikalisch bleibt die Aufnahme "Rising" von Jon Mark und Johnny Almond noch immer ein Highligh. Freunde von melancholischen, mitunter leicht jazzigen Songs wählen diese Platte am besten für einsame Stunden, denn sie versprüht viel akustische Wärme und ist der ideale Partner für eine stille Gedankenreise.

Der "Monday Bluesong" entpuppte sich dabei als der vielleicht traurigste Moment auf diesem Album. Es handelte - natürlich - vom Verlust der Geliebten und war der sanftmütigen und leicht abgehobenen Stimme Jon Mark's wie auf den Leib geschrieben. Einige Kritiker bemängelten indes (nicht nur bezüglich dieses Albums, sondern ganz allgemein), dass sich Jon Mark stets einer gewissen Weinerlichkeit ergab, und dass seine Musik, insbesondere seine Soloplatten, eher für depressive Zeitgenossen geschaffen waren. Dem möchte ich widersprechen. Ich persönlich hörte immer enorm viel Feingefühl in seiner Stimme, die zusammen mit seinen Songtexten eine grosse Aufrichtigkeit in sich trug, wie ich sie bis heute von nicht allzu vielen Sängern und Songschreibern gehört habe.





Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.

Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
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