[REVIEW] Uluru • Imaginary Sun (2016)

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Beatnik
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[REVIEW] Uluru • Imaginary Sun (2016)

Beitrag von Beatnik »

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Der Uluru, hierzulande vor allem als Ayers Rock bekannt, ist ein Inselberg in der zentralaustralischen Wüste, der sich 350 m über sein Umland erhebt. Aufgrund seiner spirituellen Relevanz für die Traumzeit-Erzählungen gilt er den lokalen Aborigines, den Anangu, als Heiliger Berg. Der einheimische Name Uluru wurde bis in die 90er Jahre ausschliesslich von Aborigines verwendet. Um den Uluru ranken sich Legenden der australischen Ureinwohner, die Begebenheiten der Traumzeit erzählen und dadurch einige vorhandene Unregelmässigkeiten im Aussehen der Felsen zu erklären versuchen, die für sie heilig sind. So beschreibt der Uluru-Mythos die Entstehungsgeschichte der Landschaft: Auf der Sonnenseite des Uluru wohnten die Mala, die Hasenkänguru-Menschen, und auf der Schattenseite die Kunia, die Teppichschlangen-Menschen, in Harmonie und Frieden. Die entfernten Windulka luden die Mala zu einer Initiation ein, doch die Mala sagten ab, da sie selbst Initiationen durchführen wollten und die Kunia nahmen gerne an und verliebten sich auf ihrer Anreise in die Sleepy Lizard-Women (blauzüngige Tannenzapfenechse) und reisten nicht weiter. Daraufhin wurden sie durch einen Kulpunya bestraft, einen Hund mit riesigen Zähnen und ohne Haare, der bösartiger als ein Krokodil war, aber auch die Mala wurden durch die Liru, die Giftschlangen-Menschen und weitere Kämpfer bestraft.

In der fürchterlichen Schlacht mit Toten, Schwerverletzten und Feuer bebte die Erde und der Uluru hob sich aus der damals ebenen Erde hervor und damit wurde der Geist der Mala und Kunia zu Stein; die Spuren und die Geschichte des Kampfes können die Anangu am Uluru ablesen und erzählen. Es gibt mehrere beeindruckende Felszeichnungen in mehreren Höhlen am Uluru, die diese und andere Legenden erzählen. Sie wurden im Laufe der Jahrtausende viele Male immer wieder durch Übermalen erneuert. Was würde nun näher liegen, als eine Band aus Australien, möglicherweise sogar aus Aboriginies, die isch hinter dem mystischen Namen Uluru verbergen könnte ? Weit gefehlt: Das Kosmonauten-Trio Uluru stammt aus Istanbul und vereint einen psycho-spaceigen Trip zwischen Doom und Stoner Rock. Das Album "Imaginary Sun" überzeugt durch den improvisierten Klangcharakter mit fünf harmonisch aufeinander abgestimmten Songs. Vielschichtig und stets treibend jammen die Tracks aus den Lautsprechern, glänzen mit Momenten purer Intensität. Dazu wird alles miteinander verwoben und die Chemie zwischen den Musikern stimmt. Im Sound herrschen elektrische Verzerrungen in der Nähe zu den Stoner Rock Vertretern Earthless vor.

Uluru bestehen aus dem Gitarristen Ege Çaldemir, dem Bassisten Ogulcan Ertürk und dem Schlagzeuger Ümit Büyükyüksel. Bereits der Opener "Uluru" klingt wie eine schwere psychedelische Reise zwischen traumhafter Atmosphäre und tiefgestimmter Gitarre, die eine klangliche Illusion von Bewegung schafft. Der Titel erzeugt ein Gefühl von Abdriften und sich selbst verlieren. Ein wahres Bollwerk von einem Song. Die perfekte Abstimmung der elektrischen Gitarre mit dem Schlagzeug, unterstrichen durch dezente, harmonische und nicht zu aufdringlich wirkende Basstöne überzeugen sofort. Vor allem fällt schon bei diesem Opener auf, dass das Trio wesentlich voller und runder klingt, als es die minimale Besetzung vermuten liesse. Das liegt vor allem an der vollmundigen Gitarre, die vielleicht über zahlreiche Effektschlaufen gejagt wird, in seinem fetten und erdigen Klang jedoch hundertprozentig zu überzeugen vermag. Die bleierne Schwere, die der übliche Stoner Rock manchmal zum Markenzeichen hat, erhält bei Uluru und vor allem gleich schon im ersten Titel "Uluru" allerdings auch viel psychedelische Unterschwelligkeit. "Demon Spirit" bedeutet ein äusserst spannendes Spiel zwischen Vorahnung, Spannung und Freisetzung. Aber es bedeutet zudem eine Steigerung gegenüber dem ersten Titel, mit meisterhaft verzehrendem Groove und einem fast schon apokalyptisch wirkenden Gefrickel.

Das nachfolgende "Elegy", ein ziemlich verkiffter Track, lässt den virtuellen Raum gleichsam mit der Welt da draussen verschmelzen. Mit den Wellen der Musik und der teils flirrenden Gitarre zielt das Stück direkt in die Gehörgänge: Eine recht angenehme Erfahrung. Und das beste an dem Track ist, dass er trotz des mehr oder weniger gemächlichen Tempos sehr abwechslungsreich und erfrischend herüberkommt. Das fast elf minütige Killerstück "Dazed Hill" ist eine lange gemächliche Reise, aber nicht ganz frei von eigenwilligen und unheilvollen Stimmungen. Überwiegend in schleppende Beats und schleifende Riffs getaucht, gibt sich dieser Longtrack vibrierend, elektrisierend und druckvoll, aber in keinem Augenblick vorhersehbar oder langweilig. Der Song zieht immer mehr an und entwickelt sich sukzessive zum ganz grossen Ohrenkino. Bei dem Titel "Blind Camel" fühlt man sich wie verloren in einer stürmischen Wüste und versucht dort seinen Weg zurück zu finden. Im mittleren Part des Stücks gibt es einen kleinen Lichtblick der Hoffnung, der sich aber schnell als ein Trugschluss herausstellt. Das blinde Kamel verliert nach und nach all seine Hoffnung, legt sich von den Strapazen geschwächt in den staubigen Wüstensand nieder und wartet auf sein Ende.

Mit ihrem nach zwei EP's veröffentlichten ersten Fulltime Studioalbum "Uluru" ist dieser türkischen Rockband ein ganz grosser Wurf gelungen. Eine absolut hörenswerte, psychedelische und neblig-spaceige Reise mit ebenso betörendem wie geheimnisvollem Gitarrensound und mit einer wahrhaft erdigen Produktion. Für das Album wurden die besten Tracks der beiden EPs "Imaginary Sun" und "Dazed Hill" neu gemastert. Zuständig hierfür war der Klangexperte Eroc (Grobschnitt). Das Cover des Albums "Imaginary Sun" wurde von Kadir Kayserilioglu entworfen, das Foto auf dem Rückcover stammt von Sibel Engingök. Erschienen ist das Werk am 7. Oktober 2016 beim deutschen Label Tonzonen Records als limitierte Auflage von 300 Exemplaren auf rotem, sowie 200 Kopien auf schwarzem 180 Gramm Vinyl. Eine Entdeckung, die sich mehr als lohnt.





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Vombatus ursinus
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Re: [REVIEW] Uluru • Imaginary Sun (2016)

Beitrag von Vombatus ursinus »

Zumindest muss ich konstatieren: Beatnik, ich bewundere die fast schon ausufernde Phantasie in deinen Sätzen.
Zur Band und zur Musik kann ich nicht viel sagen bzw. beitragen. 3 Musiker aus der Türkei, die sich "Uluru" nennen, ist schon mal recht ungewöhnlich. Es wäre interessant zu erfahren oder zu lesen, was die sich dabei gedacht haben. Irgend etwas müssen die Buben sich ja dabei gedacht haben.....sozusagen eine Art von "psychedelischer" Verbindung zum Uluru. Oder sie haben sich gar nix dabei gedacht und fanden den Namen als Bandnamen einfach "psychedelisch-cool".
Ich habe mir die 3 Tracks mal angehört und ich brauchte schon ein klein wenig Durchhaltevermögen dazu. Bei instrumentalen Tracks bin ich sehr oft am Überlegen, wieso man ihnen gerade diese Titel gegeben hat, die man ihnen eben gab.
Bei "Blind Camel" z.B. hätte ich -wäre der Track nicht so benannt- auch nach 2 Pfeifchen mit schwarzem Afghanen die Klänge nicht mal im Traum mit einem blinden Kamel in Verbindung gebracht. Der Track hätte genauso gut "Chilling Fennek" heißen können.....um es mal schlicht auszudrücken.
Anstatt "Das blinde Kamel verliert nach und nach all seine Hoffnung, legt sich von den Strapazen geschwächt in den staubigen Wüstensand nieder und wartet auf sein Ende." hätte ich dann geschrieben: "Der kleine Fennek liegt nach erfolgreicher Jagd auf ein halbes Dutzend Wüstenmäuse gesättigt und zufrieden im Schatten eines Felsens im Sande und verdaut schläfrig vor sich hin". ;) ;)
Ich denke, daß ich mit Stoner-Rock dieser Sorte und seinen sonstigen Spielarten in diesem Leben nicht mehr warm werde, aber immerhin habe ich -wie gesagt- durchgehalten.
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BRAIN
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Re: [REVIEW] Uluru • Imaginary Sun (2016)

Beitrag von BRAIN »

Auch wenn mir der geschrieben Text die Band sehr schmackhaft macht gefällt mir die Musi net so.
Danke für die Vorstellung!
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Louder Than Hell
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Re: [REVIEW] Uluru • Imaginary Sun (2016)

Beitrag von Louder Than Hell »

Wieder mal präsentierst du hier großes Kino mit deiner Rezi, die musikalisch bei mir nur bedingt zünden will. Das Stück "Imaginary Sun" sagt mir wegen seiner fließenden Atmophäre ausgesprochen zu, weniger die beiden anderen stonergeprägten Songs. Stoner ist für mich ein Bereich, mit dem ich nur bedingt etwas anfangen kann.

Großartig hingegen waren die Hintergrundinformationen zu dem geschichtlichen Background des Albums. Auf die Verbindungsschiene Australiens und der Türkei wäre ich ansonsten nicht gekommen.
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