[REVIEW] Alkatraz • Doing A Moonlight (1976)
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[REVIEW] Alkatraz • Doing A Moonlight (1976)
Die Band Alkatraz, die aus dem Umfeld der britischen Jam-Truppe Man stammte, bestand aus dem Sänger und Gitarristen Jimmy Davies, dem Bassisten und Sänger Jeff Singer, dem Schlagzeuger Stuart Halliday und dem mit einem Man-Hintergrund ausgestatteten Sänger und Gitarristen Will Youatt, der in den Jahren zuvor mit den Walisern unterwegs war und für die Band auf deren Alben "Be Good To Yourself At Least Once A Day" und "Back Into The Future" mitgespielt hatte. Als zusätzliche Gastmusiker fungierten auf dem einzigen, 1976 veröffentlichten Album "Doing A Moonlight" der Saxophonist Jimmy Jewell, der Keyboarder Clive John (Man) und der Slide Gitarrist Ray Martinez. Bandleader Will Youatt spielte ausser bei Man auch bei den Neutrons, ebenso wie der Schlagzeuger Stuart Halliday. die beiden Musiker spielten auf dem Neutrons-Werk "Tales From The Blue Cocoons" bereits zusammen, verliessen danach diese ebenfalls in Wales beheimatete Band und Halliday schloss sich Will Youatt bei dessem nächsten Projekt Alkatraz schliesslich wieder an.
Der Gitarrist Jimmy Davies wiederum war zuvor bei der britischen Progressive Rock Band Quicksand beschäftigt. Der Bassist Jeff Singer, der bei Alkatraz die Tieftöne beisteuerte, trat viele Jahre später bei den Hardrock Bands Blaze (Blaze Bayley) und Paradise Lost wieder in Erscheinung. In dieser Besetzung nahmen die Musiker in den Rockfield Studios ihr Debutalbum im September 1976 auf. Als Aufnahmeleiter verpflichtete die Band den Toningenieur Nigel Brooke-Harte, der bis dato bereits einige absolut hochklassige Rockalben aufgenommen hatte, wie beispielsweise Dr. Feelgood's Album "Malpractice", die einzige Platte von Keith Relf's Gruppe Armageddon, aber auch Alben der Bands Strife, The Neutrons und The O Band, nebst Man ("The Welsh Connection") und später auch Werke der George Hatcher Band, von The Red Crayola, den Racing Cars, den Darts (John Dummer) und schliesslich auch das sehr erfolgreiche zweite Album der Stranglers ("No More Heroes"), sowie Motörhead's Werk "Bomber" (1979).
Der prominenteste Musiker bei Alkatraz aber dürfte sicherlich der Gitarrist Ray Martinez gewesen sein, dessen musikalische Karriere stets zweigeteilt war: Einerseits hatte er sich einen Namen gemacht als kompetenter Studiomusiker und andererseits war er auch imemr wieder in den Line Ups verschiedenster Bands zu finden. Dies zumeist im Umfeld von Bands aus dem Bereich des progressiven Rock. Während Martinez zu Beginn der 70er Jahre noch weitgehend lokal eine Grösse, in und um Leicester ein gerne gebuchter Gitarrist für Studioaufnahmen und Live Gigs war, so wurde er spätestens als Gitarrist bei der legendären britischen Progressive Folkrock Band Spring weltbekannt. Auch weitere Musiker jener Band wurden später sehr bekannt, etwa der Sänger Pat Moran oder auch der Schlagzeuger Pick Withers, der spätere Dire Straits Schlagzeuger. Als sich die Gruppe Spring nach nur einer fabelhaften LP, die damals auf dem Label Neon Records erschienen war, wieder trennte, ging Ray Martinez eine Kollaboration mit dem Studioinhaber und Produzenten Kingsley Ward in den angesehenen Manor Studios in Monmouth ein. Diese Verbindung führte schliesslich über die Umwege Neutrons und Man zum Einstieg in die Band Alkatraz.
Das Cover des Albums "Doing A Moonlight" und insbesondere deren Rückseite mit einem relativ aggressiven Bandlogo wies in eine musikalisch eher falsche Richtung. Wer das Bandlogo mit hartem Rock assoziieren mochte, lag leider ziemlich daneben. Alkatraz präsentierten auf ihrem Debutalbum einen Mix aus leicht funkigem Poprock, der gerne auch mal in Richtung erdigem Blues tendierte. Ausserdem waren die Anleihen an die Band Man eher marginal, was noch eher zu vermuten gewesen wäre. Stattdessen orientierte isch die Gruppe mit ihrem süffigen und locker fliessenden Sound-Mix eher an amerikanischen Bands mit einem gewissen Westcoast-Flair, so unter anderem vielleicht an den Doobie Brothers, an Chuck Leavell's Sea Level oder auch an Steely Dan, allerdings ohne deren vertrackter Rhythmik, die manchmal ziemlich nahe an Jazz-Licks herankamen. Diese fehlten Alkatraz dann doch. Alkatraz klangen wesentlich bodenständiger, gerade in jenen Momenten, in denen sie sich von ihrer rockigeren Seite zeigten, wie beispielsweise im Song "Nobody Like You". Dieser ziemlich geerdete Bluesrocker kam vielleicht noch am nähesten in die Richtung von Deke Leonard's Man. Dieser Rocknummer diametral entgegengesetzt klang indes "Nito Bendito", das ein lockeres und äusserst sympathisches Steely Dan Gewand verpasst erhielt.
Insgesamt präsentierte "Doing A Moonlight" eine sehr ansprechende stilistische Mixtur aus verschiedenen Pop- und Rockelementen, insbesondere war ihre Musik mit einem ordentlichen Schuss typischem San Francisco Rock, der sich irgendwo zwischen den Doobie Brothers und den späten Quicksilver Messenger Service angesiedelt sah, ausgestattet. Mit recht vielen Jam-Einflüssen allerdings, die wiederum auf den musikalischen Background der beteiligten Musiker aus dem britischen Neutrons- und Man-Umfeld verwiesen. Gar dem Softrock nahe präsentierte sich die Nummer "Maybe Monday", das mit seinem Synthesizer-, resp. Streicher-Arrangement schon in die Nähe von beispielsweise Starcastle kam, was das Songarrangement betraf. Das Album vermochte natürlich das musikalische Rad nicht neu zu erfinden, gefiel aber durch eine ausgesprochen lockere, qualitativ kompetente und solide Arbeit und zeigte einige Highlights, die teilweise recht kommerziell ausfielen, jedenfalls wesentlich kommerzieller als dies auf so einigen Man-Platten zu hören war. Die Zeit war wohl auch für Alkatraz einfach die falsche, wie für so viele andere Rockbands zu Mitte der 70er Jahre auch. Viele hoffnungsvolle Bands mit durchaus viel qualitativem Potential fielen den Verantwortlichen der Plattenfirmen zum Opfer, die sich teisl vorschnell, teils aber uach imagemässig ganz gezielt auf den Punk-Trend fokussierten und dadurch so manchen Rock-Act zur Aufgabe zwang.
Die Gruppe Alkatraz verkaufte ihr Album relativ schlecht, wagte sich aber dennoch an ein zweites Album heran. Dieses wurde erneut in den Rockfield Studios eingespielt, jedoch trennte sich die Band noch während der Arbeiten an diesem Nachfolger, der prinzipiell eigentlich schon fertiggestellt gewesen war und sich im Stadium des definitiven Endmixing befand. United Artists, ihr Plattenlabel, wollte die Aufnahmen nicht mehr veröffentlichen, und stoppte den Support, weil sie ihren musikalischen Fokus auf den aufkeimenden Punk ausrichten wollte. Mit der Gruppe The Stranglers gelang ihnen dies dann auch sehr rasch. Eine offizielle Wiederveröffentlichung des Alkatraz-Albums "Doing A Moonlight" fehlt bis heute, und das bereits weitestgehend fertiggestellte zweite Album hat bisher ebenfalls nicht das Licht der Welt erblickt und wird wohl für immer in einem Archiv schlummern.
"Doing A Moonlight" wurde vor einigen Jahren in Korea als sauber remasterte Mini LP CD erstmalig rundumerneuert veröffentlicht. Dies scheint sich aber in der Youtube Community nicht herumgesprochen zu haben. Da gibt es leider nur qualitativ teils recht eingeschränkte Vinyl-Umspielungen zu hören. Die CD steht aber bei mir im Regal, und ich kann sie hundertpro empfehlen: sie klingt sehr gut!
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)