Die Geschichte der Atlanta Rhythm Section begann 1970 in Doraville/Georgia, einer kleinen Stadt nordöstlich von Atlanta. Der ortsansässige Toningenieur Rodney Mills baute mit Unterstützung des Musikverlegers Bill Lowery und des Produzenten, Songwriters und Managers Buddy Buie ein neues Studio in Doraville, als Miet-Musiker kam gleich zu Beginn der Songwriter und Gitarrist J.R. Cobb hinzu. Das Studio erhielt den Namen Studio One und sollte eines der herausragendsten Studios im Raum Atlanta werden. Zu den Künstlern, die im Laufe der Jahre dort Aufnahmen machten, gehören Al Kooper, Lynyrd Skynyrd, Joe South, Bonnie Bramlett, Dickey Betts, B.J. Thomas und Billy Joe Royal. Die Atlanta Rhythm Section kam ursprünglich als Hausband im Studio One zusammen. Buie und Cobb waren Teil der Gruppe The Classics IV – bekannt für Hits wie "Spooky", "Stormy" und "Traces". Buddy Buie rekrutierte drei Musiker, mit denen er zuvor bei den Candymen zusammengearbeitet hatte, einer Gruppe, welcher auch der Sänger Rodney Justo, der Keyboarder Dean Daughtry und der Schlagzeuger Robert Nix angehörten. Zwei talentierte lokale Session-Spieler namens Barry Bailey (Gitarre) und der Bassist Paul Goddard wirkten ebenfalls mit. Diese Musiker spielten auf mehreren Platten anderer Künstler und schon nach kurzer Zeit wurde beschlossen, auch zusammen Musik zu machen und ein eigenes Album aufzunehmen.
Als vor allem Gitarren-dominierte Band wollte Buie die besten Spieler für seine Songs haben und schrieb, produzierte und managte die Atlanta Rhythm Section von Anfang an. Buie, Daughtry und Nix schrieben fast alle Songs gemeinsam. Als Studiomusiker spielten die Musiker drei bis vier Tage pro Woche auf den Alben anderer Künstler und Bands und arbeiteten die restliche Zeit dann an ihrem eigenen Material. Sie nahmen in der Folge ein erstes Demo mit wenigen Songs auf, stellten aber über einen längeren Zeitraum schliesslich das Material für ein komplettes Album zusammen. Dieses repräsentative Demo brachte ihnen einen Vertrag mit MCA/Decca Records ein. Das war der Startschuss für die Atlanta Rhythm Section. Die zehn Songs, aus welchen ihr selbstbetiteltes Debütalbum bestand, wurden im November 1971 im Studio One in Doraville, Georgia, aufgenommen. Der Produzent und Songwriter Buddy Buie schrieb neun der Songs in Zusammenarbeit mit den anderen Bandmitgliedern. Auch wenn der Sound des Albums im Laufe der Zeit etwas veraltet klingen mag, sind es heute noch zwei Eigenschaften, welche die Band zu verfeinern begann und die sich im Laufe der Jahre als ihre Stärken erweisen sollten: Grossartiges Songwriting und exzellente Musikalität. Das Album wurde 1972 veröffentlicht und erregte grosse Aufmerksamkeit. Aber es gab auch einige Zweifel an der Idee einer Rockband, die aus einer Gruppe von Studiomusikern bestand. Das Album brachte auch keinen signifikanten Hit hervor, daher spielte die Gruppe weiterhin im Studio One auf Platten anderer Künstler.
Während der Aufnahme des ersten Albums kam Ronnie Hammond als Assistenzingenieur für Rodney Mills ins Studio One. Er beherrschte mehrere Instrumente und hatte vor allem eine sehr gute Stimme. Als Sänger Rodney Justo beschloss, die Gruppe zu verlassen, um eine Solokarriere zu verfolgen, wurde Hammond der neue Leadsänger. Mit ihrem neuen Sänger wuchs die Band schliesslich zu einer verschworenen Einheit. Die Gruppe machte sich an die Arbeit zu "Back Up Against The Wall", ihrem zweiten Album für MCA/Decca. Sie arbeiteten weiter hart und verbrachten viel Zeit im Studio. Hier kreuzten sich die Wege der Atlanta Rhythm Section zum ersten Mal mit Lynyrd Skynyrd, die eines Nachts aufkreuzten und mit ihrem Produzenten Al Kooper aufnahmen. Das zweite Album wurde 1973 veröffentlicht. Mit einer Reihe hochwertiger Songs verschaffte das Album der Gruppe grössere Aufmerksamkeit, brachte jedoch erneut keine bedeutsame Single hervor. Zu diesem Zeitpunkt verliess die Gruppe das Studio, um ihre ersten Live-Shows zu geben, und ging auf Tour, um das Album zu promoten und ihre Studiofähigkeiten bei Konzerten zu erweitern. Die 11 Songs auf "Back Up Against The Wall" boten eine Mischung aus vorwärts treibenden Rocksongs und schönen Balladen – ein Ansatz, der zu einem Eckpfeiler des zukünftigen Erfolgs der Gruppe werden sollte. Nach diesem Album beschloss die Band, MCA/Decca zu verlassen und zu Polydor zu wechseln. Als sie zurück ins Studio One gingen, um an ihrem nächsten Album zu arbeiten, begannen sie sich auch im weiteren Umfeld von Atlanta als eine exzellente Live-Band zu etablieren.
"Third Annual Pipe Dream", das dritte Album von ARS, präsentierte einen druckvollen, aber insgesamt sanfteren Sound, eine Vielfalt an Songvariationen und einen einzigartigen Sound, der sowohl Pop- als auch Rock-Appeal besass. Das Album kletterte bis auf Platz 74 der US-Charts und bescherte der Gruppe ihren ersten regionalen Hit: die Single "Doraville", welche die Top 40 erreichte. Der Titel "Angel" wurde ebenfalls als Single ausgekoppelt und erreichte als weiterer regionaler Hit Platz 75 – aber insgesamt kam der Platte nicht die Anerkennung zu teil, die sie verdient gehabt hätte. Zu dieser Zeit befanden sich die Allman Brothers in schwierigen Zeiten und Lynyrd Skynyrd waren die neuen Vorreiter des gitarrenbasierten Southern Rock. Während die Atlanta Rhythm Section einige musikalische Ansätze mit diesen beiden Bands teilte, verriet ihr eher Pop-orientiertes Songwriting jedoch, dass sie eher kein wirklicher Teil der Southern Rock Szene waren. Sie rockten, experimentierten aber auch mit Country und Blues, dies alles mit mehr Pop-Einschlag als andere typische Southern Rock Vertreter. ARS kehrten 1974 ins Studio One zurück, um an ihrem nächsten Album zu arbeiten. Sie bauten auf der ausgefeilten Produktion des vorherigen Albums auf und erarbeiteten gleichzeitig eine Reihe von Songs, die straffer und besser waren als das, was sie zuvor gemacht hatten. Es sollte nur noch eine Frage der Zeit sein, wann ARS endgültig den kommerziellen Durchbruch schaffen würden. "Dog Days" und "Red Tape, zwei weitere exzellente Alben folgten, doch erst mit dem nächsten Album "A Rock And Roll Alternative" waren sie endlich ganz oben angekommen.
Mit diesem im Dezember 1976 veröffentlichten Album erreichte die Band ein neues Mass an Kritikerlob und Popularität. Es handelte sich um ein weiteres grossartiges Album mit acht Songs, davon sieben Eigenkompositionen plus ein Cover eines Blues-Klassikers, der zuvor von den Yardbirds aufgenommen wurde. Während einige Songs kürzere Arrangements aufwiesen, die denen desVorgängers ähnelten, griffen die meisten Songs auf das längere Format früherer Alben zurück. Und während einige der Songs hart rockten, kehrte die Produktion insgesamt zu dem eher sanfteren Pop-Feeling zurück, das die Band in der Vergangenheit ausgezeichnet hatte. Mit "A Rock "nd Roll Alternative" brauchten ARS eine Hit-Platte, um weiterzukommen – und sie bekamen sie. Die erste aus dem Album ausgekoppelte Single "Neon Nites" schaffte es fast in die Top 40. Die nächste Single "So Into You" aber brachte den endgültigen Durchbruch. Es stieg auf Platz sieben der Charts und war im Sommer 1977 ein fester Bestandteil des internationalen Rockradios: Überall auf der Welt wurde der Song rauf und runter gespielt, auch bei uns. Das Album schaffte es in die Top 10 der Charts und wurde mit Gold ausgezeichnet. Die Popularität trug sie endlich aus den Clubs raus in die grossen Stadien. Am 4. September 1977 spielten ARS ihre bisher grösste Show, das 'Dog Day Rockfest' im Grant Field in Atlanta auf dem Campus der Georgia Tech University. Die Gruppen Heart und Foreigner waren die Vorbands und Bob Seger mit seiner Silver Bullet Band war der Co-Headliner.
Es folgten kommerziell richtig grosse Jahre, und die Band veröffentlichte weiterhin auf bekannt hohem Niveau feinste Rockalben, wie den Nachfolger "Champagne Jam", für welches sich die Gruppe sogar eine Platinauszeichnung sicherte, danach "Underdog" mit den beiden grossen Hit-Singles "Do It Or Die" und "Spooky". Schliesslich folgte 1979 auch endlich ein Live-Doppelalbum, das vielleicht musikalisch den Höhepunkt dieser einmaligen Band bedeutete. Es war nicht nur ein hervorragendes Live Set, es sollte auch der qualitative Höhepunkt dieser Band bedeuten, denn nach diesem Live-Dokument begann der Stern der Band kontinuierlich zu sinken. Zwar blieben auch die beiden folgenden Studioalben wie gewohnt hochklassig, jedoch fehlte ein weiterer durchschlagender Erfolg mangels einer weiteren Hit-Single. Aktiv blieb die Band indes noch viele Jahre, auch kamen ab und an noch neue Alben heraus, die jedoch bei weitem nicht mehr die Qualität ihrer 70er Jahre Alben aufwiesen. Hörenswert sind sie jedoch allemal.
Hier meine Atlanta Rhythm Section Sammlung und mein Rating zu den Alben.
Lieblingsalben: A Rock And Roll Alternative (1976), Are You Ready Live (1979) und The Boys From Doraville (1980)
Lieblingssongs: Georgia Rhythm (1976), Large Time (1978), Another Man's Woman (live) (1979) und Cocaine Charlie (1980)
Atlanta Rhythm Section (1972)
Back Up Against The Wall (1973)
Third Annual Pipe Dream (1974)
Dog Days (1975)
Red Tape (1976)
A Rock And Roll Alternative (1976)
Champagne Jam (1978)
Underdog (1979)
Are You Ready Live (1979)
The Boys From Doraville (1980)
Quinella (1981)
Truth In A Structured Form (1989)
Party Plugged (1997)
Eufaula (1999)
[Rating] Atlanta Rhythm Section
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Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
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Re: [Rating] Atlanta Rhythm Section
Atlanta Rhythm Section (1972)
Back Up Against The Wall (1973)
Third Annual Pipe Dream (1974)
A Rock And Roll Alternative (1976)
Underdog (1979)
The Dogs From Doroville (1980)
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Re: [Rating] Atlanta Rhythm Section
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