Sie ist eine der grössten Poetinnen der Rockmusik, die so viel mehr ist als blosse Sängerin. Ihre Songtexte sind fabelhaft, ebenso wie ihre Bilder und Bücher, von denen ich doch schon einige gelesen habe. Musikalisch war und ist Patti Smith immer im Trend geblieben, hat ihre Musik dabei aber nur unwesentlich verändert: ein klares Beispiel dafür, wie zeitlos ihre Musik bis heute ist. Ihr grösster Einfluss ist wohl Bob Dylan, was die Musikerin auch stets geäussert hat. Ihre Karriere begann damit, dass ihr damaliger Freund Allen Lanier von Blue Öyster Cult sie ins Rampenlicht schob, weil sie Songtexte für dessen Band verfasste. Bis dahin war sie eigentlich nur damit beschäftigt, Geschichte und Texte zu schreiben und Bilder zu malen. Im Jahre 1972 veröffentlichte Patti Smith ihr erstes Buch mit dem Titel "Seventh Heaven", dem eine Reihe weiterer Geschichten folgte. 1974 dann der erste zaghafte Versuch, ins Musikbusiness einzusteigen mit der ersten Single-Veröffentlichung "Piss Factory". Danach ging alles ganz schnell: die Single weckte das Interesse einiger Plattenfirmen und das Label Arista Records nahm die Künstlerin schliesslich unter Vertrag. Zu diesem Zeitpunkt war Patti Smith live bereits sehr aktiv, sie war eine der Hauptattraktionen im Szene-Club CBGB's, wo sie rasch zum Liebling des Publikums avancierte und immer wieder auftrat. Ihr erstes Album "Horses" ein Jahr später schlug ein wie eine Bombe. Ein Manifest in punkto weiblicher Emanzipation, sowohl in musikalischer Hinsicht, aber vor allem auch, was das ikonische, in schwarz/weiss gehaltene, sehr männlich-betonte Coverdesign anbetraf. Das Plattencover gehört heute zu den besten Covers aller Zeiten. Bis heute ist die Musikerin aktiv und veröffentlicht auch nachwievor neue Musik, auch schreibt sie weiterhin Bücher und gehört für mich zu den grössten weiblichen Rockstars überhaupt. Ihre Musik war so gar nicht radikal, sondern sehr anspruchsvoll und immer gut unterhaltend, sodass ich eigentlich kein Album in meiner Sammlung habe, die auch nur durchschnittlich wäre - wobei ich nicht alles von ihr überhaupt kenne. Was ich im Regal habe, ist aber eigentlich alles top, natürlich mit diesem einen, ihr gesamtes Werk überstrahlenden Geniestreichs "Horses".
Kleine Fussnote: Was ich ganz besonders beeindruckend finde ist, dass Patti Smith's Song "Wave" die Schluss-Sequenz eines meiner Lieblingsfilme soundtechnisch untermalt - die tragische Geschichte von Dani, Michi, Renato und Max, einem Film von Richard Dindo, der von vier Schweizer Kids erzählt, welche in den wilden Zeiten der Zürcher Jugendbewegung, von welcher in ein Teil war (ich habe alle vier persönlich gekannt), nachzeichnet. Alle vier waren damals unter äusserst tragischen Umständen ums Leben gekommen. "Wave" ist deshalb auch mein grösster Lieblingssong von Patti Smith.
Meine (immer noch viel zu kleine) Patti Smith Sammlung:
zweimal live gesehen und eigentlich ganz zufrieden mit ihr, trotzdem hats bis heute nur zu den beiden lps gereicht, die die Punk-Szene
miteingeläutet haben.
Horses (1975)
Radio Ethiopia (1976)
Trampin' (2004)
