Das erste Werk der britischen Formation Magazine gehört für mich zu den stärksten Debutalben aller Zeiten. Was Howard Devoto, der zuvor schon bei den Brit Punkern Buzzcocks für grosse Aufmerksamkeit sorgte (als die vielleicht kreativste aller frühen UK Punkbands), mit dem ersten Album seiner neu gegründeten Band ablieferte, war nicht weniger als ein Meisterwerk und das vielleicht schon recht frühe Masterpiece der New Wave, die zu jenem Zeitpunkt ja eigentlich erst noch in der konkreten Entstehungsphase war. Mit Magazine schuf sich Howard Devoto einen perfekten kreativen Freiraum zwischen den damals gängigen Rocktrends und dieser neuen Welle und füllte damit eine Lücke, die es eigentlich gar nicht gab. Man darf Magazine daher durchaus auch als Pionierband bezeichnen, die einen fast schon eigenen Musikstil entwarf. "Real Life" gehört zu meinen absoluten Inselalben und hat sich trotz vieler schräger und ungewöhnlicher Elemente nie auch nur im Mindesten abgenutzt: Alle auf diesem hervorragenden Album versammelten Songs haben bis heute ihre Spannung und ihren besonderen Reiz nicht verloren.
Was Magazine auch von Beginn weg auszeichnete, war die Versiertheit ihrer Musiker an den Instrumenten. Das waren allesamt Könner und bestachen mit aussergewöhnlichen Spieltechniken, die so unendlich weit weg von allen gängigen Punktrends waren. Spätestens mit der Veröffentlichung der "Real Life" konnte ich für mich feststellen: Der UK Punk ist so tot, wie er nur tot sein kann. Die Band Magazine bestand neben Sänger Howard Devoto aus dem grossartigen Gitarristen und Saxophonisten John McGeoch, aus dem Keyboarder Dave Formula, dem Bassisten Barry Adamson und dem Schlagzeuger Martin Jackson. Die Band kam auf sehr ungewöhnliche Weise zusammen: Howard Devoto hängte nach seinem Ausstieg bei den Buzzcocks in einem Londoner Virgin Plattenladen ein Plakat aus, suchte Musiker für ein neues Bandprojekt, das den Weg der Buzzcocks keinesfalls weiterverfolgen, sondern völlig neue kreative Wege beschreiten sollte. Im Herbst 1977 trat die neue Formation Magazine zum erstenmal in London auf und sorgte schnell für Furore. Solche Musik hatte man bis dato höchstens in ähnlicher Form von Ultravox gehört, oder - etwas weiter hergeholt - von den Boomtown Rats um Bob Geldof.
Als das Album dann Anfang 1978 erschien, stand die Musikjournalisten-Zunft Kopf. Das Album wurde mit Lobeshymnen nur so überschüttet und auch die Musikkonsumenten waren begeistert: Konzerte und Plattenverkäufe gediehen prächtig. Was das Debutalbum vor allem auszeichnete, war nebst einer schieren stilistischen Vielfalt, die sich sowohl der 60er, als auch der frühen 70er bediente, auch eine Spagatleistung zwischen Be Bop Deluxe und Roxy Music, zwischen David Bowie und deutscher Elektronik- und Krautmusiker. Nach dem fulminanten Start mit dem Debutalbum ging es weiter mit hochkarätigen Alben: "Secondhand Daylight", "Play", "The Correct Use Of Soap", "Magic Murder And The Weather": Bis zum Ende der Band im Jahre 1981, als Howard Devoto Magazine kurz nach der Veröffentlichung des letzten Albums verliess, gab es keinerlei Abnutzungserscheinungen beim so unglaublich vielseitigen Sound der Gruppe. Devoto wollte danach eine Solokarriere anstreben, diese war aber nicht so erfolgreich wie mit Magazine zuvor. 2008 kam es zu einer Reunion, die eigentlich nur zwei Auftritte umfassen sollte, aufgrund der grossen Nachfrage aber ausgeweitet wurde und schliesslich in der Veröffentlichung einer weiteren LP mit dem Titel "No Thyself" gipfelte: Wiederum ein tolles Album, bei welchem auch die inzwischen sehr populäre Rosalie Cunningham mitmachte, lösten sich Magazine aber gleich danach erneut auf.
Beatnik's Magazine:
Real Life (1978)
Secondhand Daylight (1979)
The Correct Use Of Soap (1980)
Play (live) (1980)
Magic, Murder And The Weather (1981)
No Thyself (2011)
Lieblingsalben: Real Life (1978), Secondhand Daylight (1979), The Correct Use Of Soap (1980), No Thyself (2011)
Lieblingssongs: Alle Songs auf Real Life (1978), Feed The Enemy (1979), Cut Out Shapes (1979), Do The Meaning (2011)
[Rating] Magazine
-
Topic author - Beiträge: 6772
- Registriert: So 9. Apr 2023, 18:11
- Wohnort: Zwischen den Meeren
- Has thanked: 7798 times
- Been thanked: 8383 times
- Kontaktdaten:
[Rating] Magazine
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
-
- Beiträge: 8043
- Registriert: So 16. Apr 2023, 18:01
- Wohnort: Norddeutschland
- Has thanked: 9572 times
- Been thanked: 9044 times
-
- Beiträge: 1500
- Registriert: Mi 21. Feb 2024, 15:24
- Wohnort: Hinter den 7 Bergen
- Has thanked: 1661 times
- Been thanked: 1370 times
- Kontaktdaten:
Re: [Rating] Magazine
Einige der Texte waren ganz schön grenzwertig! Ich erinnere mich noch an die Zeile 'I will drug you and fuck you '.Beatnik hat geschrieben: ↑Mo 29. Apr 2024, 12:50 Das erste Werk der britischen Formation Magazine gehört für mich zu den stärksten Debutalben aller Zeiten. Was Howard Devoto, der zuvor schon bei den Brit Punkern Buzzcocks für grosse Aufmerksamkeit sorgte (als die vielleicht kreativste aller frühen UK Punkbands), mit dem ersten Album seiner neu gegründeten Band ablieferte, war nicht weniger als ein Meisterwerk und das vielleicht schon recht frühe Masterpiece der New Wave, die zu jenem Zeitpunkt ja eigentlich erst noch in der konkreten Entstehungsphase war. Mit Magazine schuf sich Howard Devoto einen perfekten kreativen Freiraum zwischen den damals gängigen Rocktrends und dieser neuen Welle und füllte damit eine Lücke, die es eigentlich gar nicht gab. Man darf Magazine daher durchaus auch als Pionierband bezeichnen, die einen fast schon eigenen Musikstil entwarf. "Real Life" gehört zu meinen absoluten Inselalben und hat sich trotz vieler schräger und ungewöhnlicher Elemente nie auch nur im Mindesten abgenutzt: Alle auf diesem hervorragenden Album versammelten Songs haben bis heute ihre Spannung und ihren besonderen Reiz nicht verloren.
Was Magazine auch von Beginn weg auszeichnete, war die Versiertheit ihrer Musiker an den Instrumenten. Das waren allesamt Könner und bestachen mit aussergewöhnlichen Spieltechniken, die so unendlich weit weg von allen gängigen Punktrends waren. Spätestens mit der Veröffentlichung der "Real Life" konnte ich für mich feststellen: Der UK Punk ist so tot, wie er nur tot sein kann. Die Band Magazine bestand neben Sänger Howard Devoto aus dem grossartigen Gitarristen und Saxophonisten John McGeoch, aus dem Keyboarder Dave Formula, dem Bassisten Barry Adamson und dem Schlagzeuger Martin Jackson. Die Band kam auf sehr ungewöhnliche Weise zusammen: Howard Devoto hängte nach seinem Ausstieg bei den Buzzcocks in einem Londoner Virgin Plattenladen ein Plakat aus, suchte Musiker für ein neues Bandprojekt, das den Weg der Buzzcocks keinesfalls weiterverfolgen, sondern völlig neue kreative Wege beschreiten sollte. Im Herbst 1977 trat die neue Formation Magazine zum erstenmal in London auf und sorgte schnell für Furore. Solche Musik hatte man bis dato höchstens in ähnlicher Form von Ultravox gehört, oder - etwas weiter hergeholt - von den Boomtown Rats um Bob Geldof.
Als das Album dann Anfang 1978 erschien, stand die Musikjournalisten-Zunft Kopf. Das Album wurde mit Lobeshymnen nur so überschüttet und auch die Musikkonsumenten waren begeistert: Konzerte und Plattenverkäufe gediehen prächtig. Was das Debutalbum vor allem auszeichnete, war nebst einer schieren stilistischen Vielfalt, die sich sowohl der 60er, als auch der frühen 70er bediente, auch eine Spagatleistung zwischen Be Bop Deluxe und Roxy Music, zwischen David Bowie und deutscher Elektronik- und Krautmusiker. Nach dem fulminanten Start mit dem Debutalbum ging es weiter mit hochkarätigen Alben: "Secondhand Daylight", "Play", "The Correct Use Of Soap", "Magic Murder And The Weather": Bis zum Ende der Band im Jahre 1981, als Howard Devoto Magazine kurz nach der Veröffentlichung des letzten Albums verliess, gab es keinerlei Abnutzungserscheinungen beim so unglaublich vielseitigen Sound der Gruppe. Devoto wollte danach eine Solokarriere anstreben, diese war aber nicht so erfolgreich wie mit Magazine zuvor. 2008 kam es zu einer Reunion, die eigentlich nur zwei Auftritte umfassen sollte, aufgrund der grossen Nachfrage aber ausgeweitet wurde und schliesslich in der Veröffentlichung einer weiteren LP mit dem Titel "No Thyself" gipfelte: Wiederum ein tolles Album, bei welchem auch die inzwischen sehr populäre Rosalie Cunningham mitmachte, lösten sich Magazine aber gleich danach erneut auf.
Beatnik's Magazine:
Real Life (1978)
Secondhand Daylight (1979)
The Correct Use Of Soap (1980)
Play (live) (1980)
Magic, Murder And The Weather (1981)
No Thyself (2011)
Lieblingsalben: Real Life (1978), Secondhand Daylight (1979), The Correct Use Of Soap (1980), No Thyself (2011)
Lieblingssongs: Alle Songs auf Real Life (1978), Feed The Enemy (1979), Cut Out Shapes (1979), Do The Meaning (2011)
Gern der Zeiten gedenk ich...
-
Topic author - Beiträge: 6772
- Registriert: So 9. Apr 2023, 18:11
- Wohnort: Zwischen den Meeren
- Has thanked: 7798 times
- Been thanked: 8383 times
- Kontaktdaten:
Re: [Rating] Magazine
Yesss! Was für ein geiler Song.green-brain hat geschrieben: ↑Mo 29. Apr 2024, 16:44 Einige der Texte waren ganz schön grenzwertig! Ich erinnere mich noch an die Zeile 'I will drug you and fuck you '.
I will drug you and fuck you on the Permafrost.
Die wunderbare Zumutung, selbst denken dürfen zu müssen.
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
Haben ist besser als brauchen.
(Alte Plattensammlerweisheit)
-
- Beiträge: 7061
- Registriert: So 16. Apr 2023, 18:13
- Wohnort: Norddeutschland
- Has thanked: 6995 times
- Been thanked: 7569 times