Seit ihrem Debütalbum "Big Town", welches bei Atlantic Records im Jahre 1991 erschien, hat die Gitarristin und Sängerin Ashley Cleveland insgesamt zehn von der Kritik gefeierte Alben aufgenommen, welche hierzulande allesamt wohl völlig unbekannt geblieben sind - warum, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ihre Stimme ist einmalig gut, ihre Qualitäten als Songschreiberin und Texterin unbestritten. Davon zeugen unter anderem auch drei Grammys, welche sie gleich für drei ihrer Alben erhalten hat in der Sparte 'bestes Rock Gospel Album': Für "Lesson Of Love" (1995), "You Are There" (1998) und "Before The Daylight’s Shot" (2007). Ashley Cleveland war die erste Frau, die in dieser Kategorie überhaupt nominiert wurde, und bislang die Einzige, der diese Auszeichnung dreimal verliehen wurde. Doch das ist noch nicht Alles: Sie wurde auch für insgesamt sechs DOVE-Preise nominiert - eine Auszeichnung, welche an hervorragende Künstler im Bereich Christliche Rockmusik verliehen wird - und sie gewann diesen Award zweimal für ihre beiden Compilation-Alben "Songs From The Loft" (in der Kategorie 'Praise And Worship Album of the Year') und "The Jesus Record" (Album of the Year). Eine weitere Grammy Nominierung gab es ausserdem im Jahre 2010 für ihr Album "God Don’t Never Change", einer Sammlung von Spirituals in der Kategorie 'Best Traditional Gospel Album'.
Entgegen zumeist Nischen-Erfolge bleibender Veröffentlichungen im Bereich 'Worship Music', also der Sparte mit christlicher Rockmusik, welche in den USA eine immense Popularität geniesst und deren hierzulande vielleicht bekannteste Vertreter die Rockband REZ (Resurrection Band) ist, schaffte es Ashley Cleveland auch in die Billboard Charts. Drei ihrer Alben standen auf der Billboard-Bestenliste ("Big Town", "Bus Named Desire" und "Men And Angels Say") und sie wurde zweimal für einen Nashville Music Award nominiert - für ihr Album "Lesson Of Love" gewann sie diesen auch. Die Musikerin wurde 2007 von Christianity Today zur Sängerin des Jahres ernannt und hat neben ihren eigenen Aufnahmen im Laufe ihrer langen Karriere zumeist Backing Vocals für über 300 Plattenproduktionen beigesteuert. Ashley Cleveland betätigt sich ausserdem als Schriftstellerin und hat bislang zwei Bücher veröffentlicht: "Little Black Sheep", eine Art Memoiren und Rückblick auf ihre erfolgreiche Zeit als Musikerin, welches 2013 erschienen ist, sowie "Learning Burney: A Map Of My Mother And Me", ein autobiographisch angelehnter Roman über ihr Leben als Kind auf dem Lande. Ashley Cleveland stammt aus Knoxville (Tennessee) und lebt heute in Franklin (Tennessee).
Ashley Cleveland's Debütalbum "Big Town" ist eine Art weiblich vorgetragener Heartland Rock, der nicht - wie vielleicht zuerst vermutet - den typischen Merkmalen christlicher Rockmusik folgt, das heisst: Es ist kein Werk, das irgendwie missionarisch klingen würde. Natürlich gibt es Textpassagen, welche einen Bezug zum Glauben haben, diese werden von der Künstlerin jedoch zumeist in unterhaltsame Alltagsgeschichten verpackt, sodass sie keine direkte Jesus-Botschaften vermitteln (ausser beim kurzen Intro "Soon And Very Soon"). Das ganze Album klingt äusserst positiv, es vermittelt schlicht Lebensfreude. Dabei bleibt es insgesamt immer ein Rockalbum, das über viele verschiedene stilistische Mittel verfügt, vom Countryrock über den typisch amerikanischen Folk bis hin zum Springsteen-Pathos (welcher besonders schön beim Opener und Titeltrack "Big Town" herüberkommt.
Für die Produktion des Albums hat Ashley Cleveland ebenso prominente wie kompetente Begleitmusiker gewinnen können. Auf dem von Craig Krampf und Niko Bolas produzierten Werk, welches samt und sonders live im Studio eingespielt wurde (!) spielten unter anderem John Hiatt mit (Piano), Jim Horn (Saxophon), Oteil Burbridge (Bass), Bill Cuomo (Keyboards), John Jarvis (Hammond) und die Begleitstimmen von Vicky Hammond, Tom Kimmel und Pam Tillis, nebst weiteren. Die Gitarrenarbeit teilt sich Ashley Cleveland mit ihrem Ehemann Kenny Greenberg, einem der versiertesten Studiogitarristen in den USA, der auf Hunderten von Alben etwa von Joan Baez, Henry Lee Summer, Amy Grant, The Mavericks, Joe Cocker und zahllosen weiteren Top Acts nicht nur mitgespielt, sondern auch Songs komponiert hat.
Ashley Cleveland's Debütalbum kann ich nur wärmstens empfehlen. Es sticht für mich aus den zigtausenden Mainstream Produktionen aus den USA klar heraus, und das für mich seit Erscheinen vor mittlerweile 33 Jahren. Einfach ein schönes Rockalbum, wie es sie heute leider nicht mehr gibt.
01 Soon And Very Soon / Big Town (5:12)
02 Love On The Mainline (5:03) 03 Willy (4:42) 04 I Could Learn To Love You (7:15)
05Tentative Man (4:02) 06 Angel (4:41) 07 Up From The Ether (5:32) 08 We Can Dance (4:42) 09 I'll Call You (5:46) 10 Walk To The Well (5:24)
11 Rebecca (5:20)
