
Walter Trout – Sign Of The Times
Das neue Album von Walter Trout, "Sign of the Times", erschien am 5. September. Obwohl es sofort auf meiner Wunschliste stand, kam ich erst jetzt dazu, es in meine Sammlung aufzunehmen. Die Freude war umso größer, als ich das Vinyl in einem Mainzer Drogeriemarkt für unter 20 Euro erwerben konnte.
Eine besondere Erinnerung verbindet sich für mich mit Walter Trout: der Auftritt beim Zeltspektakel in Winterbach am 23. Juli 2022. Es war eine Bluesrock-Nacht mit einem Line-up, das es in sich hatte: Den Anfang machte King King aus Schottland, gefolgt von Walter Trout und als krönender Abschluss Warren Haynes.
Kurz nach der Pandemie spürte man die immense Spielfreude bei allen Bands. Der Moderator kündigte eine lange Nacht an, da alle Acts ein volles Programm spielen würden. King King legte mit zwei Stunden los, Walter Trout spielte ebenfalls rund zwei Stunden, und Gov’t Mule setzte mit etwas über drei Stunden den Schlusspunkt – ein absolutes Marathon-Konzert.
Als Trout die Bühne betrat, fragte er das Publikum, ob wir es laut wollten. Die Antwort war ein eindeutiges Ja, und genau das bekamen wir. Was Walter Trout und seine Band an diesem Abend boten, war brutal laut und richtig gut. Ich war und bin bis heute zutiefst beeindruckt von dieser energiegeladenen Performance. Dieses Erlebnis war der Auslöser, sämtliche Trout-Veröffentlichungen nachträglich in meine Plattensammlung aufzunehmen.
Und so landete nun auch "Sign of the Times" auf dem Plattenteller. Die ersten Reviews lobten das Album in höchsten Tönen und betonten, es sei härter und rockiger als frühere Werke. Wer Trout jedoch live erlebt hat, weiß, dass seine Interpretationen auf der Bühne stets knackig und rockig sind. Insofern ist diese rockige Attitüde auf dem neuen Album keine Überraschung, sondern eine konsequente Fortsetzung seines Live-Sounds. Und das Beste: Der Blues bleibt dabei keinesfalls auf der Strecke.
Das Album bietet durchweg starke Songs. Gleich der Opener, "Artificial", ist ein Statement, in dem sich Trout kritisch mit dem Thema Künstliche Intelligenz auseinandersetzt. Doch Trout kann nicht nur Krach: Das nachfolgende "Blood On My Pillow" ist eine gefühlvolle Ballade. Auf der zweiten Seite legt er mit „Mona Lisa Smile“ noch einmal stark nach. Mit dem für mich herausragenden "Too Bad" schließt Trout die erste Seite der LP gekonnt ab. Auf der zweiten Seite geht es mit einem weiteren Lieblingsstück, "No Strings Attached", direkt überzeugend weiter.
Keine Frage: Walter Trout ist mit 74 Jahren immer noch voll auf der Höhe der Zeit. Neun starke Songs, überzeugende und zeitgemäße Texte sowie ein kraftvoller, zentraler Sound machen "Sign of the Times" zu einem Klasse-Album. Wer Bluesrock mag, sollte sich dieses Werk definitiv in die Sammlung holen.