[PORTRAIT] Isaac Hayes
Verfasst: Mo 27. Mai 2024, 08:58
Kommen wir zum nächsten ganz Großen der Funk - und Soulmusik. Zunächst mal ein geraffter Lebenslauf:
Isaac Hayes (1942 - 2008) wuchs nach dem Tod seiner Mutter bei seinen Großeltern auf und arbeitete schon als Kind als Schuhputzer und Baumwollpflücker.
Nach der für Soulmusiker nicht ungewöhnlichen musikalischen Sozialisation im Gospelchor lernte er im Schulorchester Saxophon und brachte sich später autodidaktisch noch Piano und Orgel bei, um dann mit Tanzorchestern und Doo - Wop - Bands aufzutreten.
1964 landete er dann bei Stax - Records in Memphis, zunächst als Ersatzkeyboarder bei Booker T. the M.G.'s, mit denen er zusammen mit diversen Soulgrößen wie Otis Redding und Wilson Pickett auftrat und bildete dann mit David Porter ein Songwriterteam, das etliche Hits komponierte, beispielsweise "Hold On, I'm Coming" und "Soul Man" für Sam and Dave; auch das von ZZ Top gecoverte "Thank You" trägt seine Autorenschaft.
1967 veröffentlichte er sein erstes Soloalbum "Presenting Isaac Hayes", 1969 gelang ihm der Durchbruch mit "Hot Buttered Soul" und 1971 endlich ein weltweiter Erfolg mit dem Soundtrack zu "Shaft", welcher den sogenannten Blaxploitation - Boom auslöste (worauf ich anderweitig noch genauer eingehen werde).
1977 ging Stax pleite, und Hayes verlor einen Teil seines Vermögens und die Urheberrechte an seinen Kompositionen, weswegen er begann, als Schauspieler zu arbeiten und in Fernsehserien und Filmen aufzutreten (beispielsweise in der "Klapperschlange" von John Carpenter).
Ansonsten war er zeitlebens ein politischer Mensch, der sich für Bürgerrechte und Sozialprojekte einsetzte.
Einen späten Erfolg hatte er nochmal, als er die Sprechrolle der Figur Chef in South Park übernahm und es unter diesem Namen mit dem Song "Chocolate Salty Balls" auf Platz 1 der UK - Charts landete.
Leider war er damals ein paar Jahre vorher bereits der Church Of Scientology beigetreten (wofür mir nach wie vor jedes Verständnis fehlt) und bekleidete innerhalb dieser einen hohen Posten; deswegen verlor er auch seinen South - Park - Job (beziehungsweise hörte von alleine auf), als es sich die Macher nicht nehmen ließen, diese in einer Folge kräftig durch den Kakao zu ziehen.
Zwei Wochen vor seinem 66. Geburtstag starb er 2008 an einem Schlaganfall.
Sein musikalisches Vermächtnis ist mit Sicherheit epochaler Breitwandsoul, der sehr oft und sehr gut funktioniert (wenn nicht, wird es allerdings grauenhaft langweilig), vor allem im Verbund mit seinem geschmeidigen Brummbärbaß, der dem von Barry White ähnelt. Aber auch seine Instrumentals sind häufig abwechslungsreich und spannend.
Von seinen Soundtrackarbeiten gefällt mir "Shaft" erstaunlicherweise am wenigsten, da dort echt zwei oder drei recht nervige Totalausfälle vertreten sind, und auch in seinem discofizierten Spätwerk finden sich einige akustische Grausamkeiten; dafür hat er allerdings auch einige Stücke für die Ewigkeit zu verbuchen.
Hier vorhandene Alben (abzüglich "Groove - a - Thon", das hatte ich mal und habe es verschenkt, weil es kaum zu ertragen war):
Hot Buttered Soul (1969)
The Isaac Hayes Movement (1969)
Black Moses (1971)
Chocolate Chip (1975)
Groove-a-Thon (1976)
Soundtracks:
Shaft (1971)
Tough Guys (1974)
Truck Turner (1974)
Er war schon ein mächtiger Poseur.