Viejas Raices - De las Colonias del Río de la Plata (1976)
Das Projekt Viejas Raíces ist eine der faszinierendsten und zugleich am meisten missverstandenen Alben des argentinischen Jazz.
Es wurde 1976 von Jorge López Ruiz, einem der Pioniere und Meister dieses Genres in Südamerika, ins Leben gerufen.
López Ruiz wollte mit diesem Album einen neuen Weg einschlagen, der sich von den traditionellen Jazzformen abwandte und sich stattdessen von der reichen musikalischen Kultur des Río de la Plata inspirieren ließ.
Er tat dies in einer Zeit, in der Argentinien unter einer brutalen Militärdiktatur litt, die jede Form von künstlerischem Ausdruck unterdrückte.
Um sein Projekt zu verwirklichen, stellte López Ruiz ein Trio zusammen, das aus ihm selbst am Bass, seinem langjährigen Freund Pocho Lapouble am Schlagzeug und dem talentierten chilenischen Pianisten Matías Pizarro bestand.
Die drei Musiker verstanden sich auf Anhieb und schufen eine einzigartige Klanglandschaft, die Elemente des Jazz mit dem uruguayischen Candombe verband, einem rhythmischen Musikstil afrikanischer Herkunft.
Das Ergebnis war eine spannende und originelle Mischung aus Improvisation und Komposition, die von einem filmischen Sound durchdrungen war, das López Ruiz dank seiner Erfahrung als Filmkomponist meisterhaft beherrschte.
Das Album, das den Namen Viejas Raíces de las Colonias del Río de la Plata trug, was auf Deutsch so viel bedeutet wie "Alte Wurzeln der Kolonien des Río de la Plata", war eine Hommage an die Geschichte und die Identität dieser Region, die von verschiedenen kulturellen Einflüssen geprägt war.
Die sechs Stücke des Albums spiegelten diese Vielfalt wider und luden den Hörer zu einer musikalischen Reise ein, die von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart reichte.
Leider wurde das Album bei seiner Veröffentlichung sowohl vom Publikum als auch von den Kritikern abgelehnt, die es als zu avantgardistisch und unkonventionell empfanden.
Der Jazz in Argentinien war damals noch sehr konservativ und nicht offen für neue Experimente.
Das Album wurde schnell vergessen und geriet in Vergessenheit, bis es in den 1990er Jahren wiederentdeckt wurde, als eine neue Generation von Jazzliebhabern es zu schätzen lernte und seine Bedeutung erkannte.
Heute gilt das Album als eines der wichtigsten Werke des argentinischen Jazz und als ein Zeugnis für die kreative Kraft und den Mut von López Ruiz und seinen Mitstreitern.