[Rating] Eric Ambel
Verfasst: Fr 21. Apr 2023, 11:56
Eric Who ? Eric "Roscoe' Ambel! Der Name fällt mir erstmals Ende der 70er Jahre auf, als ich an eine Single der Band Dirty Dogs mit dem Titel "Sonority Girl" gelange, die musikalisch in etwa dem entspricht, was ich zu der Zeit am liebsten höre: Punkig trashiger Power-Pop. Ich behalte den Namen einigermassen in guter Erinnerung und werde dadurch auf die Band Accelerators aufmerksam, die in Wirklichkeit nur die Vorgänger-Band unter neuem Namen ist. Von ihnen kaufe ich mir eine Single, die mir zwar in punkto Gitarrenarbeit (Eric Ambel) sehr gut gefällt, aber die beiden Songs sind nicht unbedingt das Gelbe vom Rock-Ei, weshalb ich die Band ad acta lege. Zeitgleich mit seinen Accelerators arbeitet 'Roscoe' auch als Gitarrist in Joan Jett's Blackhearts, und bei Joan Jett überzeugt mich das Gitarrenspiel von Eric Ambel auf dem Album "I Love Rock'n'Roll".
Anfang der 80er Jahre gründet Eric Ambel die geniale Band The Del-Lords zusammen mit Scott Kempner, der zuvor bei den Dictators schon abrockte, und die mir natürlich auch ein Begriff waren. The Del-Lords waren eine unglaublich tolle Roots Rock Band, die leider ziemlich übersehen wurde. Ihr Album "Based On A True Story" gehört für mich zum Besten, was in den 80er Jahren erschienen ist, und gänzlich ohne synthetische Mittel auskam. Der Band gehörte auch der spätere Drummer von Cracker an (Frank Funaro). Die Songwriter-Qualitäten von Scott Kempner waren enorm. Er schrieb für die Platte vom taffen Wüstenrock ("Crawl in Bed"), über leidenschaftlich vorwärtspreschende Blues-Rocker ("A Lover's Prayer", "River of Justice") bis zu ohrwurmigem Power-Poprock ("I'm Gonna Be Around" oder "Whole Lotta Nothing Going On") hervorragende, zeitlos gute Songs und mit der Ballade "Poem of the River" im Duett mit Pat Benatar ein Akustik gewordener Traum der absoluten Ausnahmeklasse. Auf dem Album darf sich auch Reverend Mojo Nixon am Rande etwas austoben und die Platte profitiert zusätzlich durch Gast-Contributions von Jimmy Powers, Curtis James, Syd Straw und Lenny Castro. 'Roscoe' hat später weiter Roots-Rock gemacht, aber die Klasse dieses Albums hat er meiner Meinung nach nie mehr ganz erreicht.
Noch als er die Band The Del-Lords am Leben erhielt, spielte Eric Ambel schon mit einer weiteren Band, seiner Roscoe's Gang zusammen. Mit dieser Band spielte er mehrheitlich Roots Rock der eher gemässigten Sorte, sprich: eher countryinfiszierter Americana Sound. Da er sich inzwischen auch als Produzent unter anderem für die Bottle Rockets, die Blood Oranges oder Nils Lofgren einen Namen gemacht hatte, konnte er die Sache mit der eigenen Mucke natürlich lockerer angehen. So erstaunt es nicht, dass Eric Ambel immer mal wieder ziemlich nicht-chartsorientierte Songs aufnahm, mit dener er unter Insidern natürlich einen hohen Status erreichte, kommerziell aber in der Regel immer floppte. "Loud And Lonesome" ist zum Beispiel ein absolutes Klasse-Album (mit seiner "Roscoe's Gang"), aber leider ging die Platte völlig unter. Da halfen nicht mal ausgezeichnete Songs aus den Federn von Dan Baird (Ex-Georgia Satellites), Terry Anderson oder Greg Trooper.
Es folgten Produzenten-Jobs für Freedy Johnston (einem hervorragenden Songwriter der amerikanischen Ostküste), Blue Mountain, The Backsliders, Go To Blazes (texanisch angehauchter Roots-Rock), Tammy Faye Starlite und Mary Lee's Corvette. 1996 dann der Ueberhammer: Eric Ambel gründet zusammen mit dem ehemaligen Satellites-Frontmann Dan Baird die Haudrauf-Kapelle The Yayhoos, Bassist Keith Christopher und Drummer Terry Anderson sind auch dabei. Die Band veröffentlicht ein hervorragendes, staubig-trockenes Holzfäller-Rockalbum, betitelt "Fear Not The Obvious", das ebenso wie fast alle Vorgänger-Alben von Eric Ambel, bei uns leider praktisch überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wird (Bloodshot Records, 2001), obwohl hier vielleicht die beste Coverversion eines Abba-Songs ("Dancing Queen") zu finden war.
1999 baut er mit 'Cowboy Technical Services' sein eigenes Tonstudio und gelangt damit - sowie seinem Ruf als hervorragendem Produzenten - zu grossem Erfolg. Zu seiner aufnehmenden Klientel gehören etwa Ryan Adams, Robert Randolph & The Family Band, Steve Wynn, Marshall Crenshaw, Laura Cantrell, The Silos, The Damnwells und Martin's Folly. Im darauffolgenden Jahr tourt er mit der Band von Steve Earle (The Dukes) und ist zu einem Grossteil verantwortlich für den Erfolg von Earle's Album "Jerusalem". Zu absoluten Produktions-Highlights von Eric Ambel zähle ich auch die Alben "Perfect City" von Florence Dore und das Klasse Rock-Album "The Knitter" von Cheri Knight (von der Band Blood Oranges, welche Ambel ebenfalls produzierte). Diese beiden Ladies-Alben gehören eigentlich in jede Sammlung.
Für mich gilt daher sei jeher: Wo Eric 'Roscoe' Ambel draufsteht, ist immer tolle Musik drin! Denn überall, wo Eric 'Roscoe' Ambel produziert, spielt er in der Regel auch Gitarre, komponiert und singt mit. Zu den Referenzplatten, auf denen das Talent von Eric 'Roscoe' Ambel als Musiker und/oder als Produzent/Arrangeur nachgehört werden kann, gehören unter anderem auch die separat gelisteten Werke von Fremdkünstlern, die ich im Anschluss an mein Eric Ambel Rating angehängt habe. Eric Ambel ist ein Name, der für mich wie kaum ein zweiter eng mit dem Begriff Roots Rock verbunden ist, vermutlich auch deshalb, weil sein Können sowohl als Musiker wie auch als Produzent diesen musikalischen Stilbegriff mitbegründete.
Eric Ambel als Solokünstler und mit seinen diversen Bandprojekten, sowie Kollaborationen als Produzent und Mitmusiker (chronologisch):
The Del-Lords • Frontier Days (1984)
The Del-Lords • Johnny Comes Marching Home (1986)
The Del-Lords • Based On A True Story (1987)
Eric Ambel • Roscoe's Gang (1988)
The Del-Lords • Howlin' At The Halloween Moon (1989)
James Deely & The Valiants • Set The Night On Fire (1989)
The Del-Lords • Lovers Who Wander (1990)
Mojo Nixon • Otis (1990)
Joey Skidmore • Welcome To Humansville (1991)
Nils Lofgren • Crooked Line (1992)
Eric Ambel & Roscoe's Gang • Loud & Lonesome (1994)
Blood Oranges • The Crying Tree (1994)
Go To Blazes • Anytime Anywhere (1994)
The Bottle Rockets • The Brooklyn Side (1994)
Cheri Knight • The Knitter (1995)
Blue Mountain • Dog Days (1995)
Mojo Nixon • Whereabouts Unknown (1995)
Syd Straw • War And Peace (1996)
Jono Manson • Little Big Man (1998)
Steve Wynn • Pick Of The Litter (1999)
Anfang der 80er Jahre gründet Eric Ambel die geniale Band The Del-Lords zusammen mit Scott Kempner, der zuvor bei den Dictators schon abrockte, und die mir natürlich auch ein Begriff waren. The Del-Lords waren eine unglaublich tolle Roots Rock Band, die leider ziemlich übersehen wurde. Ihr Album "Based On A True Story" gehört für mich zum Besten, was in den 80er Jahren erschienen ist, und gänzlich ohne synthetische Mittel auskam. Der Band gehörte auch der spätere Drummer von Cracker an (Frank Funaro). Die Songwriter-Qualitäten von Scott Kempner waren enorm. Er schrieb für die Platte vom taffen Wüstenrock ("Crawl in Bed"), über leidenschaftlich vorwärtspreschende Blues-Rocker ("A Lover's Prayer", "River of Justice") bis zu ohrwurmigem Power-Poprock ("I'm Gonna Be Around" oder "Whole Lotta Nothing Going On") hervorragende, zeitlos gute Songs und mit der Ballade "Poem of the River" im Duett mit Pat Benatar ein Akustik gewordener Traum der absoluten Ausnahmeklasse. Auf dem Album darf sich auch Reverend Mojo Nixon am Rande etwas austoben und die Platte profitiert zusätzlich durch Gast-Contributions von Jimmy Powers, Curtis James, Syd Straw und Lenny Castro. 'Roscoe' hat später weiter Roots-Rock gemacht, aber die Klasse dieses Albums hat er meiner Meinung nach nie mehr ganz erreicht.
Noch als er die Band The Del-Lords am Leben erhielt, spielte Eric Ambel schon mit einer weiteren Band, seiner Roscoe's Gang zusammen. Mit dieser Band spielte er mehrheitlich Roots Rock der eher gemässigten Sorte, sprich: eher countryinfiszierter Americana Sound. Da er sich inzwischen auch als Produzent unter anderem für die Bottle Rockets, die Blood Oranges oder Nils Lofgren einen Namen gemacht hatte, konnte er die Sache mit der eigenen Mucke natürlich lockerer angehen. So erstaunt es nicht, dass Eric Ambel immer mal wieder ziemlich nicht-chartsorientierte Songs aufnahm, mit dener er unter Insidern natürlich einen hohen Status erreichte, kommerziell aber in der Regel immer floppte. "Loud And Lonesome" ist zum Beispiel ein absolutes Klasse-Album (mit seiner "Roscoe's Gang"), aber leider ging die Platte völlig unter. Da halfen nicht mal ausgezeichnete Songs aus den Federn von Dan Baird (Ex-Georgia Satellites), Terry Anderson oder Greg Trooper.
Es folgten Produzenten-Jobs für Freedy Johnston (einem hervorragenden Songwriter der amerikanischen Ostküste), Blue Mountain, The Backsliders, Go To Blazes (texanisch angehauchter Roots-Rock), Tammy Faye Starlite und Mary Lee's Corvette. 1996 dann der Ueberhammer: Eric Ambel gründet zusammen mit dem ehemaligen Satellites-Frontmann Dan Baird die Haudrauf-Kapelle The Yayhoos, Bassist Keith Christopher und Drummer Terry Anderson sind auch dabei. Die Band veröffentlicht ein hervorragendes, staubig-trockenes Holzfäller-Rockalbum, betitelt "Fear Not The Obvious", das ebenso wie fast alle Vorgänger-Alben von Eric Ambel, bei uns leider praktisch überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wird (Bloodshot Records, 2001), obwohl hier vielleicht die beste Coverversion eines Abba-Songs ("Dancing Queen") zu finden war.
1999 baut er mit 'Cowboy Technical Services' sein eigenes Tonstudio und gelangt damit - sowie seinem Ruf als hervorragendem Produzenten - zu grossem Erfolg. Zu seiner aufnehmenden Klientel gehören etwa Ryan Adams, Robert Randolph & The Family Band, Steve Wynn, Marshall Crenshaw, Laura Cantrell, The Silos, The Damnwells und Martin's Folly. Im darauffolgenden Jahr tourt er mit der Band von Steve Earle (The Dukes) und ist zu einem Grossteil verantwortlich für den Erfolg von Earle's Album "Jerusalem". Zu absoluten Produktions-Highlights von Eric Ambel zähle ich auch die Alben "Perfect City" von Florence Dore und das Klasse Rock-Album "The Knitter" von Cheri Knight (von der Band Blood Oranges, welche Ambel ebenfalls produzierte). Diese beiden Ladies-Alben gehören eigentlich in jede Sammlung.
Für mich gilt daher sei jeher: Wo Eric 'Roscoe' Ambel draufsteht, ist immer tolle Musik drin! Denn überall, wo Eric 'Roscoe' Ambel produziert, spielt er in der Regel auch Gitarre, komponiert und singt mit. Zu den Referenzplatten, auf denen das Talent von Eric 'Roscoe' Ambel als Musiker und/oder als Produzent/Arrangeur nachgehört werden kann, gehören unter anderem auch die separat gelisteten Werke von Fremdkünstlern, die ich im Anschluss an mein Eric Ambel Rating angehängt habe. Eric Ambel ist ein Name, der für mich wie kaum ein zweiter eng mit dem Begriff Roots Rock verbunden ist, vermutlich auch deshalb, weil sein Können sowohl als Musiker wie auch als Produzent diesen musikalischen Stilbegriff mitbegründete.
Eric Ambel als Solokünstler und mit seinen diversen Bandprojekten, sowie Kollaborationen als Produzent und Mitmusiker (chronologisch):
The Del-Lords • Frontier Days (1984)
The Del-Lords • Johnny Comes Marching Home (1986)
The Del-Lords • Based On A True Story (1987)
Eric Ambel • Roscoe's Gang (1988)
The Del-Lords • Howlin' At The Halloween Moon (1989)
James Deely & The Valiants • Set The Night On Fire (1989)
The Del-Lords • Lovers Who Wander (1990)
Mojo Nixon • Otis (1990)
Joey Skidmore • Welcome To Humansville (1991)
Nils Lofgren • Crooked Line (1992)
Eric Ambel & Roscoe's Gang • Loud & Lonesome (1994)
Blood Oranges • The Crying Tree (1994)
Go To Blazes • Anytime Anywhere (1994)
The Bottle Rockets • The Brooklyn Side (1994)
Cheri Knight • The Knitter (1995)
Blue Mountain • Dog Days (1995)
Mojo Nixon • Whereabouts Unknown (1995)
Syd Straw • War And Peace (1996)
Jono Manson • Little Big Man (1998)
Steve Wynn • Pick Of The Litter (1999)