[REVIEW] Duane Betts • Wild & Precious Life (2023)
Verfasst: Mo 17. Jul 2023, 15:09
Mit "Wild & Precious Life" präsentiert Duane Betts sein erstes Soloalbum. Als gefeierter Gitarrist und Songwriter, der auch Mitbegründer der Allman Betts Band ist, vereint er wie kaum anders zu erwarten auf diesem ebenso herausragenden wie wunderschönen Album all diese typischen Elemente des Southern Rock, mixt sie mit uramerikanischen Blues Roots und einer ziemlich grossen Portion Americana, was unverkennbar auf die DNA hinweist, die er mit sich führt als Sohn des legendären Allman Brothers Gitarristen Dickey Betts.
Zehn Songs vereint Duane Betts auf diesem Album, das alles hat, was das Southern Herz begehrt - oder vielleicht sollte ich schreiben: was der Allman Brothers Fan begehrt, denn die Platte ist als Ganzes wesentlich näher am Sound des berühmten Papas, als beispielsweise am Sound der Allman Betts Band. Ein jeder der zehn Songs auf der Platte erinnert in gewisser Weise an einen Allman Brothers Song. Dabei liegt keinerlei Gewichtung auf irgendeiner speziellen Soundstruktur der Allman Brothers wie beispielsweise ausgeprägte Jam-Elemente. Aber das Werk ist auch weder Country-lastig, noch allzu Southern Rock-bodenständig. Irgendwie scheinen alle Songs fünfzig Zentimeter über Boden zu schweben. Eine wohlige Mélange aus all den feinen Zutaten, die schon immer auch die Allman Brothers Alben ausgezeichnet haben erwarten den Fan der alten Südstaaten Rock-Liebhaber gleichermassen wie den Fan zeitloser Americana-Musik.
Das traumhaft schöne, sich über 7 Minuten ausbreitende "Saints To Sinners" ist eines der Highlights hier: Die wunderschönen zweistimmigen Gitarrenläufe klingen, als wäre das Album gerade jetzt, im Jahre 1973, neu erschienen. Im Gegensatz dazu der fiebrige Southern Blues Rock "Cold Dark World" mit Marcus King als Gast. Besonders bei diesem Song fällt auch Duane Betts' Stimme als eine fast identische Kopie seines Vaters auf, was definitiv positiv gemeint ist. Beim herrlich relaxten und von einer verträumten Slide getragenen Southern Ballade mit dem Titel "Stare At The Sun" zeigt der Gastgitarrist Derek Trucks dann seine ganze Klasse.
Es passiert bei mir ganz selten, dass mich ein neues Werk so schnell so begeistert, aber dieses Album ist wirklich ein ganz fabelhaftes Stück Musik: Immer getragen von enormem Feeling, zaubert Duane Betts hier eine Perle nach der anderen aus dem Hemdsärmel. Nur "Under The Bali Moon" schert da ein bisschen aus: Das Instrumental-Stück hat eine ganz eigene Note, begeistert aber ebenso wie der ganze Rest der Platte. Ein Füllhorn schöner Musik, wie sie heute nicht mehr an jeder Ecke anzutreffen ist.