Ein Thread für Coversongs, braucht es sowas denn wirklich ? Ich würde sagen ja. Das Kopieren von Originalen ist vermutlich so alt wie die Musik selbst. Dabei geht es aber nicht nur um blosses Nachahmen. Interessant wird es, wenn Songs teilweise frei und neu interpretiert werden, verändert, verfremdet, umgebaut oder stilistisch komplett neu erdacht werden. Beispiele hierfür bietet die Rockmusik genügend. Und natürlich gibt es Coversongs, die weit erfolgreicher sind, als die Originale. Und schliesslich gibt es auch Kopien, die man vermeintlich für Originale hält, weil das Original entweder völlig unbekannt ist oder der Song vom Komponisten selbst zuvor nicht veröffentlicht wurde.
Ich bin selber ein ziemlich grosser Fan von Coversongs und bin gespannt, was Ihr da für interessante Songs aus dem Ärmel schüttelt. Gerne mit ein bisschen Text, warum Ihr einen Coversong mögt, was daran speziell und/oder speziell gut ist, oder warum er sogar besser ist als das Original.
Ich werfe mal den Donovan-Titel "Hurdy Gurdy Man" in die Runde. Der britische Musiker und Komiker Neil, bekannt geworden als Mitglied der Comedy Truppe The Young Ones, hat den Titel 1984 für seine LP "The Heavy Concept Album" sehr rockig arrangiert. Verantwortlich für das rockige Arrangement war Dave Stewart, der auch die "Heavy"-Gitarre spielte.
Neil hat für dasselbe Album auch den Traffic Klassiker "Hole In My Shoe" völlig neu arrangiert. Bei ihm klingt der Titel nun wie ein aktueller Song der britischen Neo Psychedelic Welle, versetzt mit einer Prise urbritischem Humor.
Eines der richtig interessanten Coversong-Projekte war das Mini-Album "Pictures Of An Exhibitionist" der deutschen Gruppe M. Walking On The Water. Fast auf den Tag genau vor 30 Jahren, am 2. Juni 1993, haben sie diese quasi 'E.P.' veröffentlicht. Die sechs hier versammelten Coversongs gehören für mich einerseits zum Interessantesten, aber ebenfalls zum Abgedrehtesten, was ich je in Sachen Coversongs gehört habe. Hier sind wirklich Songs, allesamt Klassiker aus dem Progressive Rock, bis zur Unkenntlichkeit verändert worden. Einerseits ist das für die brettharten Proggies vermutlich unanhörbarer Frevel an der Kunst, andererseits aber ein Paradebeispiel dafür, was innerhalb der Kunstform Musik möglich ist, wenn man nicht nur bis an den Tellerrand schaut, sondern weit darüber hinaus. Interesaant für meinen ganz persönlichen Musikgeschmack: Ich kann mit dieser Band (ausser mit dieser E.P.) rein gar nichts anfangen. Eine Coversong-Sternstunde. Das Plattencover (ebenfalls ein Plagiat) passt haargenau zur Musik.
Dann will ich mal mit einem humorvollen Cover kontern. Das Orginal "Paranoid" kam 1970 einem Urknall gleich und die Band Black Sabbath schrieben bekanntlich Musikgeschichte und läuteten mir ihrer Musik den Heavy Metal mit ein, auch wenn es diesen Begriff in dieser Form wohl noch gar nicht gab. In Deutschland versuchte sich ein Pärchen an diesem Song wie er schriller gar nicht rüber kommen konnte. Das Video muss man gesehen haben.
Legendär, diese Coverversion, denn so sehr die in die Hose ging, so genial war sie umgesetzt worden. Ein schöner und in diesem Falle ziemlich aussergewöhnlicher und wohl einmaliger Beweis dafür, wie kreativ man sich damals im Deutschen Schlagergeschäft englisch gesungenem Erfolgsmaterial verpflichtet fühlte und diesem nacheiferte in der Hoffnung, ein paar Mark vom Tantiemen-Kuchen abgrabschen zu können. Damals war das auch durchaus noch üblich und rechtlich möglich, einen Originaltext komplett über Bord zu werfen und was ganz Anderes zu singen. Das ginge heute kaum mehr.
Von "Paranoid" habe ich auch eine ganz tolle Version in meiner Sammlung. Der US-Singer/Songwriter Gus Black hat einige hochinteressante Coversongs veröffentlicht, von denen ich seine Black Sabbath Adaption am besten finde. Er bringt "Paranoid" buchstäblich zum Stillstand - so von der Machart her hätte das gut auch beispielsweise Grant Lee Philips veröffentlichen können - der hatte dieses leicht schläfrig-Versponnene, Mystische durchaus auch in seinem Sound. Gefällt mir sehr gut.
1974 erschien "Love Is All" von Roger Glover und zwar auf dem Album "The Butterfly Ball and the Grasshopper's Feast". Besonders schön ist der Zeichentrickfilm zum Song. Gesungen wurde der Song von Dio.
Hier eine aktuelle Coverversion zu dem Song und zwar von Arjen Lucassen's Supersonic Revolution. Erschienen ist der Song vor kurzem auf dem Album "Golden Age of Music".
Lavender hat geschrieben: ↑Di 6. Jun 2023, 12:56LOVE IS All
1974 erschien "Love Is All" von Roger Glover und zwar auf dem Album "The Butterfly Ball and the Grasshopper's Feast". Besonders schön ist der Zeichentrickfilm zum Song. Gesungen wurde der Song von Dio.
Hier eine aktuelle Coverversion zu dem Song und zwar von Arjen Lucassen's Supersonic Revolution. Erschienen ist der Song vor kurzem auf dem Album "Golden Age of Music".
Feeling durch Haudruff ersetzt. Leider kommt das oft vor. Ich fand es zum Beispiel gruselig, wie Guns 'N Roses "Knocking On Heaven's Door" coverten. Noch gruseliger aber fand ich, dass viele junge Musikhörer ernsthaft glaubten, das wäre ein Song von Axl Rose.
Wem der Unterschied zwischen Schottland und den USA nicht ganz so geläufig ist: In Schottland haben sie oft schlechtes Wetter und ein bisschen kühl. An 15 bis 20 Tagen pro Monat kriegen die Schotten mal mehr, mal weniger Regen ab und das führt wohl automatisch dazu, dass die Schotten ein bisschen gestresster sind als beispielsweise US-Amerikaner, vor allem, wenn diese in den eher heissen Bundesstaaten wie Arizona oder New Mexico zuhause sind. Dass sich das auch direkt auf Musikstücke auswirken kann, sieht man im direkten Vergleich ganz gut. Meteorologisch sind da die eineiigen Zwillinge Charlie und Craig Reid aus Schottland eindeutig stärker unter Druck als die sonnenverwöhnten Brüder Clint und Bob Moffatt, denen das Wetter in Kanada zu kalt war und deshalb ins sonnige Nashville auswanderten. Dort fehlte ihnen dann aber der Antrieb des schlechten Wetters, wodurch ihre Musik natürlich sehr schwül wurde. Da helfen nicht mal eiskalte Drinks.
Abba waren eine Popband, die die Popbranche in den 70ern nahezu weltweit beherrschte. Wo sie auch auftraten, konnten sie mit vollen Häusern rechnen. Natürlich hatten sie auch ein riesiges Füllhorn an Hits im Gepäck. Ich habe mir mal das Stück "Money Money" ausgesucht, dass von der englischen Ska Band Madness über ihre typische Art interpretiert wird. Die Videos von Madness sind in der Regel alle sehenswert.
Einer der wohl am meisten gecoverten Musiker dürfte Bob Dylan sein. Das Verrückte an der Sache ist, dass die Coveraufnahmen nicht nur einen anderen Touch bekamen, sondern zum Teil auch interessanter und besser klangen. In diesem Fall habe ich mir mal das Stück "All Along The Watchtower" in der Interpretation von Jimi Hendrix herausgesucht. Eine geradezu göttliche Version .....zumindestens für mich.
Louder Than Hell hat geschrieben: ↑Di 6. Jun 2023, 17:06
Einer der wohl am meisten gecoverten Musiker dürfte Bob Dylan sein. Das Verrückte an der Sache ist, dass die Coveraufnahmen nicht nur einen anderen Touch bekamen, sondern zum Teil auch interessanter und besser klangen. In diesem Fall habe ich mir mal das Stück "All Along The Watchtower" in der Interpretation von Jimi Hendrix herausgesucht. Eine geradezu göttliche Version .....zumindestens für mich.
Vielleicht einer der wenigen Coversongs, dem man das Attribut 'revolutionär' anheften kann.
Lavender hat geschrieben: ↑Di 6. Jun 2023, 17:58Joe Bonmassa
Album: British Blues Explosion Live
Titel: Taxman
Erscheinungsjahr: 2018
Das Original ist von George Harrison. Schauen, hören und genießen. Schaut es Euch ganz an. Jedenfalls für mich.
Grosses Kino. Die CD hab ich auch und die hat sogar noch etliche so tolle Momente. Bonamassa schafft es dabei fast schon wie selbstverständlich, einen Covertitel wie einen eigenen Song klingen zu lassen. Mir sind auch auf anderen Alben schon immer wieder geniale Coversongs aufgefallen, die er mit einer souveränen Selbstverständlichkeit gespielt hat. Aber ganz entscheidend dabei: Er spielt nicht einen einzigen Song profan und schnöde nach, sondern geht immer mit einem feinen Gespür und enorm Feeling an solche Coversongs heran. Das ist etwas, was ich bei ihm sehr lange vermisst habe und heute umso mehr schätze.