[REVIEW] The Fallen Angels • It's A Long Way Down (1968)
Verfasst: Di 16. Mai 2023, 18:38
Die Fallen Angels waren eine stilistisch extrem schwankende Psychedelic 'Pop' Rock Band aus Washington, deren Kopf der Bassist und Sänger Jack Bryant war. Die Band existierte nur drei Jahre und veröffentlichte in dieser kurzen Zeit zwei LPs, sowie einige wenige Singles. Erst als lokale Grösse etablierte sich die Gruppe sehr schnell amerikaweit zu einem echten Underground Geheimtipp, was vor allem den exaltierten Auftritten zwischen Kunst, Pop und Theaterelementen und den bisweilen auch ziemlich politischen Statements zu verdanken war. Mit dieser ungewöhnlichen Gesamtausrichtung ist die Band durchaus vergleichbar mit den wesentlich erfolgreicheren Mothers Of Inventions, der zeitgleich operierenden Freak-Truppe um Frank Zappa.
Bis zu ihrem ersten Album hatte die Gruppe bereits zwei Singles aufgenommen, von denen die Erste mit dem Titel "Everytime I Fall In Love" zumindest so erfolgreich war, dass sie die Top 10 erreichte, was schliesslich zum Plattenvertrag mit Roulette Records führte. Was folgte, war die erste LP, die jedoch komplett unterging, auch, weil sie völlig falsch promotet wurde. Wollte man aus der Truppe auf ihre Musik auf Platte bezogen eine Popband machen, so spielten die Akteure auf der Bühne weiterhin eine eigentlich nicht machbare Mixtur aus Folk, Jazz, Polit-Kabarett und Psychedelik Rock. Das passte einfach nicht zusammen.
Noch augenfälliger wurde dies zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des zweiten Albums "It's A Long Way Down", das wohl ironischerweise schon im Titel der LP den Niedergang der Band vorweg nahm. Die Plattenfirma wollte nun aus der Gruppe eine Art Mainstream Musical Act kreieren, was angesichts der Live Performance durchaus hätte Sinn machen können, um die Musiker weiter in ihrer Popularität voranzubringen. Das ehrgeizige Projekt scheiterte aber schon an an einer missglückten Single-Einspielung zu "Hey Girl". Dadurch wurde schliesslich auch die nachfolgende LP praktisch gar nicht mehr beworben, was dazu führte, dass die Band schon im Folgejahr 1969 auseinanderbrach. Das ist insofern sehr tragisch, als dass diese zweite LP ein wahres Meisterwerk des amerikanischen Psychedelik Rocks gewesen ist, für das es in punkto Drogennebel, Theater, Satire, musikalisches Können und hervorragende Songs nicht viele vergleichbar gute Alben gibt.
Erst 28 Jahre später reformierte Jack Bryant die Gruppe und nahm das Album "Rain Of Fire" auf, das 1997 neu eingespielte Varianten der alten Songs präsentierte, angereichert durch einige neue Kompositionen. Bis 2009 ist die Gruppe dann auch immer wieder sporadisch aufgetreten.
Um den Sound der Fallen Angels richtig einschätzen zu können, müsste man in der Tat unterscheiden können zwischen den teilweise recht pop-affinen Studiosongs und dem bemerkenswert anderen Erscheinungsbild als Live-Band. Die Auftritte und die dort gespielte Musik muss teils meilenweit von den Studioaufnahmen entfernt gewesen sein, weshalb es sehr schade ist, dass da keine Live-Dokumente aus jener Zeit erhältlich sind. Sollte da mal irgendwann ein kleines Freaklabel etwas in die Richtung ausgraben, wäre das ein hundertprozentiges Must Have. Aber das sind auch ihre beiden regulär veröffentlichten Studioalben. Diese wurden später seltsamerweise unter dem Titel "The Roulette Masters Part 1 of 2" und "Part 2 of 2" auf CD herausgebracht, wobei beide Alben zeitlich locker auch auf eine einzelne CD gepasst hätten. Dicker Tipp!