[PORTRAIT] Pink Floyd
Verfasst: Do 27. Apr 2023, 16:05
PINK FLOYD
David Gilmour - Guitars, Vocals
Roger Waters - Bass, Vocals
Richard 'Rick' Wright - Keyboards, Vocals
Nick Mason - Drums, Percussions
Syd Barrett - Guitars, Vocals (bis 1968)
Gegründet inmitten der psychedelischen Sixties, überlebten Pink Floyd nicht nur den Verlust ihres Mentors Syd Barrett, sondern entwickelten sich hin zu einer der erfolgreichsten Bands der 70er Jahre. Weltberühmt wurden sie durch ihr 1973 erschienenes Album "Dark Side Of The Moon". Strenggenommen überlebten sie in den 80er Jahren sogar den Verlust ihres zweiten Mentors Roger Waters, indem sie ein beeindruckendes Comeback mit dem Album "A Momentary Lapse Of Reason" im Jahre 1987 feiern konnten. Syd Barrett und Roger Waters besuchten dieselbe Schule in Cambridge, bevor dieser 1965 auf die beiden Musiker Rick Wright und Nick Mason traf. Diese waren bereits mit anderen Bands unterwegs gewesen, bevor sie mit Byrrett und Waters Pink Floyd gründeten, benannt nach den beiden Bluesmusikern Pink Anderson und Floyd Council aus dem amerikanischen Bundesstaat Georgia.
Unspektakulär als Bluesband in ihrer ersten gemeinsamen Zeit des Musizierens unterwegs, begann Syd Barrett relativ bald, zwischen Chuck Berry Songs und Blues Standards mit Gitarren-Feedbacks zu experimentieren. Dies machte sie bald zu Lieblingen der Londoner Underground Szene, insbesondere durch ihre oft langen psychedelischen Jams in Verbindung mit einer effektvollen Lichtshow. Bereits ihre allererste Single "Arnold Layne" schaffte es 1967 in die Top 20 der britischen Charts, dies, obschon der Song durch einige Radiostationen in England boykottiert wurde aufgrund einiger angeblich drogenverherrlichender Textzeilen. Die Nachfolge-Single "See Emily Play" katapultierte die Band dann bereits in die Top 10. Diesen Erfolg konnten Pink Floyd auch mit ihrem ersten Album "The Piper At The Gates Of Dawn" feiern. Dieses erste Album trug unverkennbar die Handschrift von Syd Barrett, dessen übermässiger LSD-Konsum jedoch schon bald eine längere Zusammenarbeit mit ihm unmöglich machen sollte, was sich vor allem bei einer nervenaufreibenden Tournee durch die USA zeigte. Eine zu dem Zeitpunkt veröffentlichte dritte Single mit dem Titel "Apples And Oranges" floppte und Syd Barrett's gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich rapide, was in der Folge eine weitere Zusammenarbeit verunmöglichte.
Tragischerweise wurde von der Band der Gitarrist David Gilmour als weiteres Mitglied verpflichtet - ausgerechnet Gilmour war es nämlich, der zuvor Syd Barrett als Gitarrenlehrer zur Seite gestanden hatte. Barrett tauchte unter und/oder wurde von der Band einfach nicht mehr aufgeboten - so richtig konnte das im Nachgang nicht mehr geklärt werden, man kann verschiedene Theorien über Barrett's Abgang lesen. Die Band indes gewann durch den Einstieg von David Gilmour rasch an Reputation, auch wenn sich dabei der Sound von Pink Floyd innert kurzer Zeit hörbar veränderte. Interessant ist aber, dass die Gruppe noch zwei Monate lang als Quintett gespielt hat, mit Barrett und Gilmour, bevor ersterer quasi einfach von der Bildfläche verschwand. Die neu entstandene Formation, wieder zum Quartett geschrumpft, spielte in der Folge ein zweites Album ein: "A Saucerful Of Secrets" war bereits erkennbar mehr Underground- als Psychedelik-Album und schaffte ebenfalls den Sprung in die britischen Top 10. Inzwischen experimentierte die Gruppe mit vielerlei Sound-Variationen auf der Bühne, inklusive einem dramatisch zu nennenden 360 Grad-Surround Sound, der zu jenem Zeitpunkt mehr als innovativ war und seine Wirkung beim Publikum auch nicht verfehlte: Die Fangemeinde der Gruppe wurde immer grösser. Ihre gestiegene Popularität führte dazu, dass Pink Floyd im Folgejahr mit "More" einen Film-Soundtrack einspielen konnten, sowie mit "Ummagumma" ein Doppelalbum ohne erkennbares Gesamtkonzept: Eine LP bestand aus Live-Aufnahmen, eine zweite aus Einzelbeiträgen der vier Musiker, die teilweise uninspiriert, definitiv aber verstörend wirken mussten. Dem Erfolg tat dies jedoch keinen Abbruch: Pink Floyd wurden immer populärer.
Es folgte der Film "Zabriskie Point" von Michelangelo Antonioni, in welchem auch Songs von Pink Floyd verwendet wurden und 1970 das allgemein als schwieriges Werk bezeichnete "Atom Heart Mother", ein Experiment mit Symphonie-Orchester und Rockband, was zum damaligen Zeitpunkt nicht ungewöhnlich war, und welches mit dem LP-Seiten füllenden Titelsong eine Art Fusion aus Rock und Klassik präsentierte. Die Gruppe selber war mit dem Experiment nicht glücklich - versöhnlich aber stimmte sie der immense Erfolg des Albums: Die Platte erreichte die Spitze der britischen LP Charts. Im selben Jahr überraschte Syd Barrett mit seiner Rückkehr und zwei sehr guten Alben, deren Stil im psychedelischen Folk Rock anzusiedeln waren: "The Madcap Laughs" und "Barrett", bevor er wieder von der Bildfläche verschwand. Mit "The Madcap Laughs" schaffte er dabei sogar den Sprung in die Top 10. 1971 erschien das Pink Floyd Album "Meddle" mit dem überragenden Longtrack "Echoes". Es wurde zum grössten Hit der Band seit Gründung: In den USA konnte sich das Album während über einem Jahr in den Charts halten, in ihrer Heimat England kam es bis auf Rang 3 der LP Charts. Diesem grossen Erfolg liess die Band unerklärlicherweise nicht etwa ein zumindest gleichwertiges nächstes Album folgen, sondern einen weiteren Soundtrack mit dem Titel "Obscured By Clouds", sicherlich keinem schlechten Werk, aber im direkten Vergleich zum Vorgänger ein klarer qualitativer Rückschritt. Auf dieses eher durchwachsene Album folgte ein eigener Film von Pink Floyd, der in den Ruinen von Pompeii entstand, welcher jedoch erst 1974 veröffentlicht wurde. Während der Entstehungszeit dieser Filmaufnahme waren die Musiker bereits mit dem nächsten Platten-Projekt beschäftigt, das den haarsträubenden Arbeitstitel "Household Objects" trug. Die Idee war, Musik mit haushaltsüblichen Gegenständen aufzunehmen, zusätzlich zur mit Instrumenten gespielten Musik. Diese Idee wurde letztlich verworfen und die Umbesinnung führte zu Pink Floyd's Opus Magnum "Dark Side Of The Moon", einem der erfolgreichsten Rockalben aller Zeiten.
"Dark Side Of The Moon" war hervorragend produziert und wurde zum weltweiten Kassenschlager. Die aus dem Album ausgekoppelte Single "Money" war ebenfalls ein weltweiter Erfolg: Pink Floyd waren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angekommen. Diese für die Band überraschende Situation führte aber zu grossen Ängsten und Zweifeln innerhalb der Gruppe, ob man diesen Erfolg überhaupt toppen kann und so dauerte es zwei Jahre, bis Pink Floyd ihr nächstes Werk präsentierten. "Wish You Were Here" toppte erneut die Charts, trotz bereits auftauchender kritischer Beurteilungen einiger Musikjournalisten, die offenkundig mehr erwartet hatten. Im Nachhinein betrachtet ist es jedoch ein absolut würdiger Nachfolger für "Dark Side Of The Moon". Pink Floyd präsentierten auf dem Album auch einen Song, den sie Syd Barrett widmeten ("Shine On You Crazy Diamond"). Mittlerweile waren ihre Live-Shows mit gigantischen Leinwänden und abstürzenden Flugzeugen zu monumentalen Epen geworden, aber die Band selbst blieb auf und neben der Bühne mehr oder weniger anonym. Nach zwei Jahren folgte ein weiteres Album mit dem Titel "Animals". Das Album war im weitesten Sinne als kritischer Blick auf die menschliche Spezies zu verstehen und präsentierte Roger Waters ab jetzt mehrheitlich als Haupt-, resp. Gesamtverantwortlicher für das musikalische Konzept und die instrumentale Umsetzung. "Animals" war wiederum ein grosser Erfolg und die Gruppe tourte weltweit mit einem überdimensionalen aufblasbaren Schwein, das über dem Publikum schwebte. Das Schwein war auch auf der Albumhülle zu sehen, vertäut über dem Kraftwerk von Battersea in London, löste sich aber los und schwebte in den Himmel, was dazu führte, dass die Londoner Fluglotsen die Piloten vor einem fliegenden Schwein warnen mussten.
Der Zusammenbruch einer Investmentgesellschaft im Jahre 1979 kostete die Band einen Grossteil des Vermögens, das sie verdient hatte, und die Gruppe verabschiedete sich kurzzeitig ins Steuer-Exil, während sie das nächste Grossprojekt realisierte: Das von Roger Waters konzipierte Werk "The Wall", das die Themen Entfremdung und die Grausamkeit des Menschen verfolgte. Die Konzerte gerieten zu Grossveranstaltungen, die alles toppten, was Pink Floyd zuvor schon an Aufwand betrieben hatte. die aus dem Album ausgekoppelte Single "Another Brick In The Wall (Part II)" wurde zum ersten Nummer 1 Hit der Gruppe auf beiden Seiten des Atlantiks. Zunehmende Spannungen innerhalb der Gruppe führten dazu, dass Rick Wright die Band nach dieser Mammut-Tournee verliess. Roger Waters verfilmte die Thematik von "The Wall" - das Album wurde nun auch zum Kinofilm, der ebenso erfolgreich wurde. Auf der musikalischen Seite jedoch ging es unaufhaltsam abwärts und nach einem letzten Album mit dem wenig hoffnungsvollen Titel "The Final Cut" waren Pink Floyd im Jahre 1983 vorerst am Ende ihrer erfolgreichen Reise angekommen. 1987 präsentierten Pink Floyd jedoch mit "A Momentary Lapse Of Reason" ein sehr gelungenes musikalisches Comeback, das jedoch von David Gilmour und Nick Mason auf den Weg gebracht wurde. Dieses Comeback hatte aber ein 'Gschmäckle', da Rick Wright nur als Gastmusiker zusammen mit ein paar weiteren Musikern agierte und Roger Waters tobte. Es schien von Anfang an klar absehbar, dass diese erneute Zusammenarbeit nicht auf Dauer funktionieren würde. So war es dann auch. Sieben Jahre später folgte dann der eigentliche Schwanengesang von Pink Floyd mit dem Titel "The Division Bell". Noch einmal zeigten die Musiker hier ihre ganze Klasse. Es dauerte schliesslich bis 2007, bevor mit dem abschliessenden "Endless River" die Geschichte dieser hervorragenden und wichtigen Band unwiderruflich zu Ende ging.
Der Name Pink Floyd sorgte auch in späteren Jahren immer wieder für grossartige Momente auf den Bühnen dieser Welt. David Gilmour wurde als Solokünstler ebenso erfolgreich wie Roger Waters, der unablässig die Pink Floyd Fahne quasi im Alleingang aufrecht hielt und nachwievor hält. Nick Mason wiederum gründete mit seiner Band Saucerful Of Secrets quasi seine eigene Coverband, mit welcher er speziell die Frühwerke der Gruppe vornehmlich live präsentiert. Rick Wright wiederum starb im Jahre 2008, nachdem er öfters in David Gilmour's Band mitgespielt hatte, an Krebs. Das relativ unbedeutende Comeback-Werk "The Endless River", das keine grossen Wellen schlug, wurde ihm gewidmet.
Discographie:
The Piper At The Gates Of Dawn (1967)
A Saucerful Of Secrets (1968)
More (1969)
Ummagumma (1969)
Atom Heart Mother (1970)
Meddle (1971)
Obscured By Clouds (1972)
Dark Side Of The Moon (1973)
Wish You Were Here (1975)
Animals (1977)
The Wall (1979)
The Final Cut (1983)
A Momentary Lapse Of Reason (1987)
The Division Bell (1994)
Endless River (2007)