[PORTRAIT] Ozz
Verfasst: Do 27. Apr 2023, 09:15
OZZ
Gregg Parker - Guitars, Backing Vocals
Alexis T. Angel - Lead & Backing Vocals
Craig Gruber - Bass
Donnell Hagan - Drums
Michael Cavanaugh - Keyboards, Synthesizer
Ollie Brown - Percussions
1980. Das war eine Wende für mich in musikalischer Hinsicht. Der Punk war bachab gegangen, die New Wave stand noch unausgegoren in den oftmals eher synthetischen Startlöchern und neues Ungemach in Form von klangerzeugenden Maschinen stand lauernd hinter der Musikzimmertüre. Da war mir die Platte einer mir vollends unbekannten Band mit Namen OZZ damals höchst willkommen. OZZ, das hatte, wie es der Name erst einmal vermuten lässt, nichts mit Ozzy Osbourne zu tun, obschon unter seinem Namen auch mal projektehalber ein Ozz auftauchte, jedoch erst später und weit weniger interessant für mich als dieses kurzlebige Bandprojekt des Gitarristen Gregg T. Parker. Wenn Schwarze die Rock-Verstärker aufdrehen, dann klappt das mit dem Erfolg leider nur selten, es sei denn, man heisst Jimi Hendrix und wird zur Hippie-Ikone und zu etwas, das man später Gitarrengott nennt, oder man heisst Tony MacAlpine und schart reihenweise bekannte Musiker um sich, um wenigstens etwas kommerziellen Duft riechen zu können.
Die Geschichte der Band OZZ ist schnell erzählt. Die Band startete zu Ende der 70er Jahre in Chicago, und ihr Gründer, der Gitarrist Gregg T. Parker hatte da schon ein ansehnliches Portfolio an Sessions, für die er tätig war, angesammelt. Mit Simon Kirke, Ringo Starr und Ronnie Wood spielte er kurzzeitig zusammen, ohne dass sich dabei aber etwas Nachhaltiges ergeben hätte. So tat er sich dann mit dem Rocksänger Alex T. Angel (so ein dämlicher Name) zusammen und spielte mit ihm als Ozz, eine klassische Hardrock Formation, die irgendwie nicht in die Zeit passte. Die Musik war hart, knochentrocken, sehr sehr ohrwurmig und unterstrich Parkers Gitarrenkünste perfekt. Es gab zu der Zeit allerdings kaum einen Markt für solche Musik, und so musste das Projekt über kurz oder lang scheitern. Es ist dem Deuschen Uwe Tessnow zu verdanken, dass in den späten 90er Jahren sowohl die einzige reguläre LP der Band, als auch eine zweite CD mit Outtakes und Live-Stücken das Licht der Welt erblicken konnte. Uwe Tessnow war grosser Fan dieser Band, und "Gliding Nails", eine 23 Minuten lange Hardrock-Orgie schaffte es dann auf die ominöse "Ozz 2 - The Assassin", eine Plate, die es nie gab, und nur als CD auf Line Records zeitweilig erhältlich war. Bei mir stehen logischerweise beide diese CDs, denn ich mag den Hardrock von Ozz sehr.
Erwähnenswert ist, dass Gregg T. Parker für die allererste Inkarnation von Ozz einen anderen Sänger in seiner Band hatte, und zwar Steve Perry von Journey, der dann allerdings kurze Zeit später wieder ausstieg, weshalb dann Alex T. Angel das Mikrophon übernahm. Das Debutalbum "No Prisoners" erschien dann 1980 auf Epic Records, und wurde produziert vom renommierten Andy Johns. Auf der Platte spielte auch Craig Gruber mit, der Bassist, der zuvor bei Rainbow mal beschäftigt war. Die CD erschien wie erwähnt bei Line Records, genauer unter dem Firmenlogo Urbania Records. Ozz waren eine Fussnote in der Rockgeschichte, eine dieser vielen Bands, die man nicht wahrnahm, auch nicht, als sie dann in der Grabbelbox für einen Appel und ein Ei zu finden war. Schade, ich finde die Platte noch heute richtig knackig und geil. Klassischer alter Hardrock halt, dargereicht von einem Zweigespann, das bestens zueinander passte und von dem man eigentlich gerne mehr gehört hätte.
Bei weitem nicht so erdig rockend wie Kingdom Come ein paar Jahre später, verfügten Ozz aber auch über eine ziemlich ausgeprägte Zep-DNA, welcher sie eine gesunde Dosis klassischer Aerosmith-Prahlerei hinzufügten. Unterstützt von einer brillianten Studioband, bestehend aus Hardrock- und Rhythm'n'Blues-Profis, servierten sie einen richtig feinen Rock-Cocktail. Als Bassist spielte Craig Gruber (Elf, Rainbow) mit, ausserdem der Schlagzeuger Donnell Hagan (Curtis Mayfield, Aretha Franklin), der Keyboarder Michael Cavanaugh (Ronnie Laws) und der Perkussionist Ollie Brown (Stevie Wonder, Rolling Stones). Das hätte eigentlich für viel mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit sorgen müssen. Stattdessen ging die Gruppe sang- und klanglos unter.
Discographie:
No Prisoners (1980)
Exploited (1983)
The Assassin (1984)*
*Wiederveröffentlichung der "Exploited" als Ozz II und geändertem Albumtitel