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[REVIEW] Vanilla Fudge • Vanilla Zeppelin (2024)

Verfasst: Fr 7. Jun 2024, 17:34
von Beatnik
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Darf man auch mal eine Rezi zu völligem Schwachsinn schreiben ? Nein, ich denke, das braucht kein Mensch. Aber bevor jetzt vielleicht einige Ewiggestrige wie ich zu einem neuen, vom Titel her durchaus verheissungsvollen Produkt greifen, womöglich aufgrund der Vorfreude gar noch ohne zuvor hineingehört zu haben, soll an dieser Stelle doch was zu lesen sein, und sei es auch nur, um als Warnung vor einem Griff ins Klo verstanden zu werden.

Ich muss gestehen, dass ich noch selten einen so dermassen misslungenen Versuch gehört habe, Rockmusik der alten Schule zu produzieren. Eine Legende, die heute wirklich nur noch vom Namen her eine ebensolche ist, vergreift sich am Oeuvre einer mindestens ebenso längst toten Musiklegende. Welch hehrem Anliegen dieses Album auch folgen mag, es ist Blasphemie der übelsten Sorte, gespielt von ein paar inzwischen wohl auch schon berenteten Musikern, die verzweifelt an ihrem legendären Bandnamen festhalten, obwohl sich 2024 hinter dem Namen Vanilla Fudge nur noch quasi ein Plagiat seiner selbst verbirgt, denn mit den ursprünglichen Qualitäten dieser Truppe hat die aktuelle Version aber auch gar nichts mehr gemein.

Dann also los zum Inhalt von "Vanilla Zeppelin", einem wirklich bescheuerten Albumtitel, der wohl sowas Ähnliches wie "the best of two worlds" suggerieren soll. Dem ist aber leider nicht so, denn was Vanilla Fudge aus den Songs von Led Zeppelin macht, ist schlicht gruselig, denn da fehlt es wirklich an allem. Die Gruppe klingt wie eine Amateur-Coverband. Krassestes Beispiel dürfte der Klassiker "Rock'n'Roll" vom Zep IV Album sein - da kriegen die alten Herren noch nicht einmal den Start-Drum Groove hin, das klingt kläglich laienhaft. Aber auch die weiteren Zep-Titel sind schlimm missraten: "Moby Dick" etwa, oder genauso haarsträubend "Trampled Under Foot" (bei dem Titel kann aber wohl fast jede Band nur scheitern) oder der "Immigrant Song", bei welchem die hohe Sing-Stimme von Plant geschickt durch eine Vocal-Software ersetzt wird, welche auch noch ein bisschen von Synthesizer unterlegt wird, damit's nicht grad so krass auffällt. Entsetzlich!

Als wäre das noch nicht genug, handelt es sich bei dem vermeintlich 'neuen' Vanilla Fudge Album in Tat und Wahrheit um ein Zep-Coveralbum, welches Vanilla Fudge bereits im Jahre 2007 unter dem Titel "Out Through The In Door" (schon das war ein völlig bescheuerter Albumtitel) veröffentlicht hatten. Nur die Tracklist wurde verändert. Wer sich also gerne bescheissen lässt, und dieser Täuschung zum Opfer fallen will, der greife zu. Ich persönlich kann über solche Sachen nur den Kopf schütteln.

Darf ich also so etwas Gruseliges überhaupt rezensieren ? Ja, darf ich, weil ich nämlich beide Bands sehr liebe und ihre Grosstaten durchaus zu meiner musikalischen DNA gehören. Blöderweise darf ich dieses Album, weil es gar kein neues Album ist, sondern nur ein Aufguss einer früheren Veröffentlichung (schaler Tee aus bereits verwendeten Teebeuteln), nicht einmal zum 'schlechtesten Album des Jahres' wählen.

Musik wie Cover-Artwork: Unterste Schublade. :no:

Re: [REVIEW] Vanilla Fudge • Vanilla Zeppelin (2024)

Verfasst: Fr 7. Jun 2024, 18:50
von Vombatus ursinus
Holla die Waldfee....wenn Du loslegst, dann aber Bild :mrgreen:
Ich werde mal schauen, ob ich solch ein vernichtendes Urteil irgendwie nachvollziehen kann. Es dürfte mir einigermaßen schwerfallen, da ich Vanilla Fudge eigentlich nie im Fokus hatte. Also müsste ich mir etliche Songs des Albums sowohl von LedZep nochmals anhören und gleich danach die Fudge-Version.

Okay, mit irgendwas muss man ja mal beginnen. Also nehme Ich "Moby Dick". Kenne ich noch gut aus frühen Jugendtagen im örtlichen Jugendzentrum.
Und ich muss dir zumindest bei diesem Song absolut zustimmen. Wo LedZep das Ding Ende der 1960er im Mittelteil mit ausladendem wie tollem Drumming spielten (fast ein wenig so, als wären sie ein bissel zugekifft gewesen), ist das Fudge-Cover eigentlich nur ein ziemlich wüstes Geballer, das mich irgendwie an das Schlagzeug-Powerplay eines Phil Collins / Chester Thompson erinnert. Nicht, daß ich die beiden in Paris-Bercy 2004 schlecht fand, im Gegenteil. Das war "bomastic-elastic-fantastic". Aber was Vanilla Fudge hier bringen, mag schlagzeugtechnisch-handwerklich gut oder solide sein, aber es hat irgendwie keinen "Soul". Es klingt (selbst in der Tube) sehr steril, sehr auf reines Powerplay getrimmt.

Ich suche mir später mal noch den einen oder anderen Song raus und bin selbst gespannt, ob ich da vielleicht doch noch die eine oder andere zumindest ordentlich Nummer entdecken kann.

Re: [REVIEW] Vanilla Fudge • Vanilla Zeppelin (2024)

Verfasst: Fr 7. Jun 2024, 19:37
von nixe
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Yepp, steht hier, aber schon lange unbenutzt. Drum brauch ich die Neue nicht!

Re: [REVIEW] Vanilla Fudge • Vanilla Zeppelin (2024)

Verfasst: Sa 8. Jun 2024, 11:17
von Louder Than Hell
Schön, dass du dich dieser Rezi angenommen und ausführlich darüber geschrieben hast.

Es ist wohl ein Grundproblem für bestimmte Musiker, den richtigen Zeitpunkt ihres Abtretens wahrzunehmen. Und so geistern einige in der Szene noch immer herum, obwohl sie sehenden Auges sich selbst demontieren. Für solche Zwecke sollten sie vielleicht mal alternativ eine Domina aufsuchen.

Natürlich haben Vanilla Fudge Großartiges in den Anfangsjahren erschaffen und diese Leistung wird auch immer bestehen bleiben.

Aber irgendwann muss mal Schluss sein. Ich selbst hatte keine Probleme damit, als ich nach 43 Berufsjahren und 4 Monaten ausgeschieden bin. Was gibt es Schöneres, als jeden Tag Urlaub bzw. Feiertag zu haben.

Re: [REVIEW] Vanilla Fudge • Vanilla Zeppelin (2024)

Verfasst: Sa 8. Jun 2024, 18:19
von Vincent Price
Louder Than Hell hat geschrieben: Sa 8. Jun 2024, 11:17 Ich selbst hatte keine Probleme damit, als ich nach 43 Berufsjahren und 4 Monaten ausgeschieden bin.
Du bist ja auch kein Künstler, oder? 8-)