Re: Juni 2024
Verfasst: So 16. Jun 2024, 15:36
Ein Meisterwerk
Das Problem der schweizer Band dürfte u. a. darin bestanden haben, dass das Album erst im Jahre 1976 erschienen ist. Da war der Prog im Grunde schon mausetot.green-brain hat geschrieben: ↑So 16. Jun 2024, 15:46
Donnerwetter! Habe ich heute zum ersten Mal gehört. Hochinteressanter Prog
ääh ich dachte erst das bist du da auf dem coverTranceformer hat geschrieben: ↑So 16. Jun 2024, 18:52
Friedel Geratsch – Mit dem Abstand der Jahre
Ja, im ersten Halbjahr dieses Jahres habe ich mich bereits mit mehreren Werken von Friedel Geratsch und Geier Sturzflug beschäftigt. Eigentlich wollte ich meine Gedanken zu „Mit dem Abstand der Jahre“ noch ein wenig hinaus schieben, doch die CD war bei mir zuletzt so präsent, dass einige Gedanken raus müssen.
Der unmittelbare Auslöser waren allerdings drei Fernsehsendungen. Im Rahmen der Serie „ZDF-History“ sah ich eine Folge über die Neue Deutsche Welle (NDW) und den deutschen Schlager seit 1980. Im Rahmen der NDW-Sendung wurde erwähnt, dass die Welle auch Bands hervor brachte, die aus der allgemeinen NDW-Gemengelage deutlich heraus fielen und wirklich etwas zu sagen hatten. Explizit: Geier Sturzflug! Klar, dass es dann mal wieder ums Bruttosozialprodukt ging. Natürlich gibt es da mehr, doch das „Bruttosozialprodukt“ lässt sich nun mal sehr anschaulich darstellen. Die kurzen Filmsequenzen zeigen, Geier-Sturzflug-Frontman Friedel Geratsch hat und hatte Charisma und Strahlkraft. Er hat in seinen Texten und in Statements etwas zu sagen.
Ein Song der mir bis heute immer noch sehr gut gefällt, weil so unverwüstlich, so sarkastisch humorvoll und doch immer noch so wahr ist „Pure Lust am Leben“.
Vor einer Woche wollte ich samstags abends nach der Tagesschau umschalten und mich vom „Rock am Ring“ berieseln lassen. Ich schaltete zu langsam und erlebte den Start in eine Schlagerschau mit Florian Silbereisen, höre die ersten Liedzeilen des Eröffungssongs und verweilte. Es war „Pure Lust am Leben“. Diesen Song als Opener in einer Samstagsabendschlagerschau; Na bitte, geht doch, es hat sich was getan in bundesdeutschen Schlagerlanden. Doch wo blieb der Text? Herr Silbereisen sang immer wieder von der puren Lust am Leben und hatte entweder den Text vergessen oder wollte bewusst einen Song mit einer maximalen Aussagekraft zerstören, na sagen wir mal demontieren. Das Publikum klatschte brav mit, freute sich wie Bolle über die niveaulose Darbietung. Puh, da musste ich schnell wieder raus und wartete nicht einmal ab, was Herr Silbereisen zu dieser Eröffnung zu sagen hatte.
Ehrlich, mich bedrückte dieses gesamte Szenario. Ich denke, dies kann man doch nicht machen, einem tollen Song seines Inhalts berauben...
Am nächsten Tag war Europawahl. Das Ergebnis kennen wir. Junge Leute zieht es nach rechts, geben einer Partei die Stimme, die uns letztendlich Entdemokratisieren möchte. Ist diese hirnlose Selbstzerlegung, eine solche unreflektierte Stimmenabgabe gewollt und trägt die komplette Enttextung überragender Songs mit dazu bei.
Irgendwie will ich den Gedanken nicht weiter spinnen, es macht mich wütend, vieles, wofür ich mich über Jahrzehnte eingesetzt habe, wird zerstört.
Ich schweife ab, wollte eigentlich noch ein paar Zeilen zu „Mit dem Abstand der Jahre“ sagen. Ich mach es kurz: 16 tolle Songs; Friedel Geratsch steigt mit etwas Swamp ein; der feuchte Atem und das steigende Wasser ist spürbar. „So vergeht die Zeit“ ist für mich schon der Hammer Song der CD. Es kommt noch besser, „Aus dem Ruhrgebiet“ und „Es ist heiß“ verwöhnt mit angedeuteten Blues. Richtigen, stampfenden Blues pur gibt es dann mit „Es hält noch an“. Slidegitarre, Mundharmonika und fette Blues gibt es dann auch noch mal mit „Böser Blues“ und „Ich sag nicht gern auf Wiedersehen“.
Und so ganz nebenbei, als wenn es nichts wäre, haut Friedel Geratsch mit „Hör auf zu weinen“ eine Ballade raus, die herrlich unter die Haut geht.
Um es kurz zu machen, was Friedel Geratsch hier produzierte, auf CD gebracht hat, ist schlicht genial. Wer „So vergeht die Zeit“, „Es ist heiß“, „Es hält noch an“, „Böser Blues“ und „Hör auf zu weinen“ einmal gehört hat, will diese CD im Regal stehen haben.
So, eigentlich wollte ich erst zum Ende des Jahres noch einmal auf Friedel Geratsch und Geier Sturzflug zurück kommen, doch der Sommer ist noch lang und so werde ich noch meine Top 20 dieses tollen Musikers in den nächsten Wochen präsentieren.
JasonMcLeest hat geschrieben: ↑So 16. Jun 2024, 19:03ääh ich dachte erst das bist du da auf dem coverTranceformer hat geschrieben: ↑So 16. Jun 2024, 18:52 Friedel Geratsch – Mit dem Abstand der Jahre
Ja, im ersten Halbjahr dieses Jahres habe ich mich bereits mit mehreren Werken von Friedel Geratsch und Geier Sturzflug beschäftigt. Eigentlich wollte ich meine Gedanken zu „Mit dem Abstand der Jahre“ noch ein wenig hinaus schieben, doch die CD war bei mir zuletzt so präsent, dass einige Gedanken raus müssen.
Der unmittelbare Auslöser waren allerdings drei Fernsehsendungen. Im Rahmen der Serie „ZDF-History“ sah ich eine Folge über die Neue Deutsche Welle (NDW) und den deutschen Schlager seit 1980. Im Rahmen der NDW-Sendung wurde erwähnt, dass die Welle auch Bands hervor brachte, die aus der allgemeinen NDW-Gemengelage deutlich heraus fielen und wirklich etwas zu sagen hatten. Explizit: Geier Sturzflug! Klar, dass es dann mal wieder ums Bruttosozialprodukt ging. Natürlich gibt es da mehr, doch das „Bruttosozialprodukt“ lässt sich nun mal sehr anschaulich darstellen. Die kurzen Filmsequenzen zeigen, Geier-Sturzflug-Frontman Friedel Geratsch hat und hatte Charisma und Strahlkraft. Er hat in seinen Texten und in Statements etwas zu sagen.
Ein Song der mir bis heute immer noch sehr gut gefällt, weil so unverwüstlich, so sarkastisch humorvoll und doch immer noch so wahr ist „Pure Lust am Leben“.
Vor einer Woche wollte ich samstags abends nach der Tagesschau umschalten und mich vom „Rock am Ring“ berieseln lassen. Ich schaltete zu langsam und erlebte den Start in eine Schlagerschau mit Florian Silbereisen, höre die ersten Liedzeilen des Eröffungssongs und verweilte. Es war „Pure Lust am Leben“. Diesen Song als Opener in einer Samstagsabendschlagerschau; Na bitte, geht doch, es hat sich was getan in bundesdeutschen Schlagerlanden. Doch wo blieb der Text? Herr Silbereisen sang immer wieder von der puren Lust am Leben und hatte entweder den Text vergessen oder wollte bewusst einen Song mit einer maximalen Aussagekraft zerstören, na sagen wir mal demontieren. Das Publikum klatschte brav mit, freute sich wie Bolle über die niveaulose Darbietung. Puh, da musste ich schnell wieder raus und wartete nicht einmal ab, was Herr Silbereisen zu dieser Eröffnung zu sagen hatte.
Ehrlich, mich bedrückte dieses gesamte Szenario. Ich denke, dies kann man doch nicht machen, einem tollen Song seines Inhalts berauben...
Am nächsten Tag war Europawahl. Das Ergebnis kennen wir. Junge Leute zieht es nach rechts, geben einer Partei die Stimme, die uns letztendlich Entdemokratisieren möchte. Ist diese hirnlose Selbstzerlegung, eine solche unreflektierte Stimmenabgabe gewollt und trägt die komplette Enttextung überragender Songs mit dazu bei.
Irgendwie will ich den Gedanken nicht weiter spinnen, es macht mich wütend, vieles, wofür ich mich über Jahrzehnte eingesetzt habe, wird zerstört.
Ich schweife ab, wollte eigentlich noch ein paar Zeilen zu „Mit dem Abstand der Jahre“ sagen. Ich mach es kurz: 16 tolle Songs; Friedel Geratsch steigt mit etwas Swamp ein; der feuchte Atem und das steigende Wasser ist spürbar. „So vergeht die Zeit“ ist für mich schon der Hammer Song der CD. Es kommt noch besser, „Aus dem Ruhrgebiet“ und „Es ist heiß“ verwöhnt mit angedeuteten Blues. Richtigen, stampfenden Blues pur gibt es dann mit „Es hält noch an“. Slidegitarre, Mundharmonika und fette Blues gibt es dann auch noch mal mit „Böser Blues“ und „Ich sag nicht gern auf Wiedersehen“.
Und so ganz nebenbei, als wenn es nichts wäre, haut Friedel Geratsch mit „Hör auf zu weinen“ eine Ballade raus, die herrlich unter die Haut geht.
Um es kurz zu machen, was Friedel Geratsch hier produzierte, auf CD gebracht hat, ist schlicht genial. Wer „So vergeht die Zeit“, „Es ist heiß“, „Es hält noch an“, „Böser Blues“ und „Hör auf zu weinen“ einmal gehört hat, will diese CD im Regal stehen haben.
So, eigentlich wollte ich erst zum Ende des Jahres noch einmal auf Friedel Geratsch und Geier Sturzflug zurück kommen, doch der Sommer ist noch lang und so werde ich noch meine Top 20 dieses tollen Musikers in den nächsten Wochen präsentieren.
nixe hat geschrieben: ↑Sa 15. Jun 2024, 17:27Raus mit der Sprache: "Was ist Deine Nr. 1?"Waldmeister hat geschrieben: ↑Sa 15. Jun 2024, 17:23 jethro tull - aqualung (1971)
eines der besten von jethro tull, ja auch für mich. aber auf keinen fall alleine auf platz 1, wie bei so manchen.
Paßt!Waldmeister hat geschrieben: ↑So 16. Jun 2024, 20:57nixe hat geschrieben: ↑Sa 15. Jun 2024, 17:27Raus mit der Sprache: "Was ist Deine Nr. 1?"Waldmeister hat geschrieben: ↑Sa 15. Jun 2024, 17:23 jethro tull - aqualung (1971)
eines der besten von jethro tull, ja auch für mich. aber auf keinen fall alleine auf platz 1, wie bei so manchen.
bei manchen bands kann man schon eine nr. 1 nennen, bei anderen kaum. bei jethro tull kann ich es nicht.
stand up, benefit, aqualung, thick as a brick, songs from the wood. dieses quintett, das sind sowas wie die besten für mich. eventuell müsste ich noch minstrel in the gallery dazunennen. sie sind halt alle auch recht verschieden. das debüt könnte oder müsste ich auch nennen, denn es besitzt eine ganz besondere aura und so wie sie da klingen, klangen sie später nie mehr, ausser vielleicht in manchen einzelnen songs wie a new day yesterday...
ich hoffe jetzt, dass ossi-oppa nixomir nicht allzu unglücklich mit dieser antwort ist.