Bruce Cockburn – O Sun O Moon
Der Kanadier Cockburn gehört zu den Singer/Songwritern, die in der Bundesrepublik eine kleine, treue Fangemeinde haben, den großen Durchbruch so richtig jedoch nicht geschafft haben. Sein erstes selbst betiteltes Album veröffentlichte er 1970. Es sollten noch weitere 29 Jahre und knapp 20 Alben ins Land gehen, ehe ich auf ihn aufmerksam wurde. Dies war 1999. Das Album „Breakfast in New York, Dinner in Timbuktu“ beinhaltete mit „Blueberry Hill“ eine fantastische Coverversion, die bei mir vor dem Jahrtausendwechsel auf keinen Sampler fehlen durfte.
Da Weihnachtsalben in meiner Sammlung einen ziemlich breiten Raum einnehmen, legte ich mir sein Werk zum Fest, erschienen 1993, ebenfalls zu. Nach und nach arbeitete ich auch Cockburns musikalische Vergangenheit auf. Irgendwann verlor ich Cockburn und sein künstlerisches Schaffen aus den Augen (und Ohren).
Im Mai (CD) und Juni (Vinyl) erschien nun sein neues Werk „O Sun O Moon“, bei dem es sich lohnt, das Vinyl-Album zu kaufen. Auf einer Doppel-LP befinden sich die zwölf Songs des offiziellen Albums. Darüber hinaus beinhaltet die vierte LP-Seite noch weitere vier Bonustracks. „O Sun O Moon“ ist künstlerisch ein wahrer Genuss. Klar, Cockburn blickt auf 55 Jahre Singer /Songwriting zurück und dies hört und spürt man. Cockburns neuestes Werk, übrigens ist es sein 38. Album, klingt sehr persönlich, sehr intim, sehr beruhigend und beinhaltet wunderschöne akustische Melodien, mit denen er seine Texte über globale Erderwärmung, skrupellose Banken und religiöse Heucheleien untermalt.
Wie gesagt, das offizielle Album beinhaltet zwölf grandiose Songs auf drei LP-Seiten. Ohne Seite A und C abwerten zu wollen; Seite B ist insgesamt das Beste, was ich zuletzt in Sachen Singer/Songwrting gehört habe. War beim ersten Hördurchgang gerade noch „Into the Now“ mein Lieblingssong, da wurde es dann direkt „To Keep The World We Know“ oder „King Of The Bolero“.
Wenn ich die zweite LP-Seite etwas hervor hebe, so darf ich den Einstieg in die dritte Seite nicht unterschlagen. „When The Spirit Walks In The Room“ setzt Maßstäbe, sorgt für Gänsehaut-Feeling. Cockburns Stimme klingt brüchig, rau, doch dies passt perfekt.
Ich bin vollauf begeistert. Dabei kommt noch hinzu, dass die beiden schwarzen Vinyl-Scheiben in einem überragenden Gatefold-Cover stecken, das Ganze zu einem spektakulär fairen Preis.
Meine Begeisterung findet kein Ende, da es an diesem Werk wirklich nichts, aber auch gar nichts auszusetzen gibt.
Im Moment genieße ich es einfach, im November, wenn ich aus meinen Jahresneuzugängen eine Rangliste machen werde, komme ich in eine Bredouille..